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Die uralte Metropole Bd. 1 - Lycidas

Die uralte Metropole Bd. 1 - Lycidas

Titel: Die uralte Metropole Bd. 1 - Lycidas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Marzi
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Monflathers als auch Maurice Micklewhite sahen mich voller Ungeduld an.
    »Deswegen, Miss Emily, sollten auch Sie unseren Rat befolgen. Und hören Sie auf, sich andauernd zu beschweren. Wir meinen es allesamt gut mit Ihnen.« Beide Mädchen anschauend, fügte ich hinzu: »Mit Ihnen beiden.« Und mürrischer: »Nicht einmal Könige jammern so, wie Sie es tun.« Ich trat vor Emily und sagte eindringlich mit ruhiger Stimme: »Meditieren Sie. Benutzen Sie die Steine, die ich Ihnen einst schenkte. Beruhigen Sie sich und überlassen Sie alles Weitere uns.«
    Das, so hoffte ich, sollte genügen.
    Emily wirkte verdutzt.
    »Das war nicht sehr überzeugend«, gestand sie.
    Misstrauisch.
    Aurora starrte mich nur an. Verwirrt und unschlüssig, was sie mit meinem Ratschlag anfangen sollte.
    Miss Monflathers zuckte die Schultern. Sagte: »Nun denn, wir verbleiben, wie wir es beschlossen haben. Für die Kinder ist es dort unten zu gefährlich. Zu vieles hängt von allem ab.«
    »Sie, kleine Emily«, sagte Maurice Micklewhite, »dürfen keinen Schaden nehmen.«
    Mit einem Mal verstand das Mädchen.
    Als hätte sie es geahnt!
    Steckte doch mehr hinter diesem Ratschlag als nur wohlgemeinte Besorgnis.
    »Sie sind gar nicht um Emily besorgt«, sagte Aurora. Es war das erste Mal, dass sie sich in das Gespräch einmischte. Dicht nebeneinander saßen die Mädchen. Zueinander gehörend. »Sie ist der einzige Erbe der Familie Manderley, den Sie noch haben, wenn Emilys Schwester etwas zustoßen sollte.« Wütend funkelten uns die dunklen Augen an.
    »Ja, warum bin ich nicht früher darauf gekommen?«, stimmte auch Emily zu. »Wenn Lycidas den Nyx besiegt, dann benötigt Manderley Manor immer noch einen Erben.« Die restlichen Lücken in dieser Argumentation zu füllen war nicht schwierig. Würde Mara etwas zustoßen, dann wäre Emily Laing dieser Erbe. Würde Mushroom Manor besiegt, dann wäre sie diejenige, die die Erblinie derer von Manderley weiterführen würde. Ja, sogar weiterführen müsste, wenn ihr die Ordnung in London und der uralten Metropole am Herzen läge.
    Sie erinnerte sich meiner Worte.
    »Es wird der Zeitpunkt kommen«, hatte ich ihr einst während unserer Lektionen prophezeit, »an dem Sie sich entscheiden müssen zwischen dem, was gut ist für Emily Laing und dem, was von Vorteil ist für London und die uralte Metropole.« Dann hatte ich ihr davon berichtet, was mir widerfahren war. Was der Senat mit Trickstern zu tun beabsichtigte.
    Emily Laing würde sich entscheiden müssen.
    So oder so.
    Es sei denn, die Geschehnisse, die noch vor uns lagen, würden ihr junges Leben als Tribut fordern.
    »Sie wollen mich schützen, weil es Ihnen allen in den Kram passt.« Fassungsloser Zorn schwang in ihrer Stimme mit.
    Dinsdale, der das Gespräch mit anhörte, setzte sich auf die Schulter des Mädchens und glomm sanft und pulsierend, sodass sie die Wärme, die er abstrahlte, angenehm spüren konnte. Worte des Trostes flüsterte er ihr ins Ohr. In hartem Manchester-Dialekt, doch gut gemeint.
    »Wir müssen tun«, sagte Miss Monflathers streng, »was unsere Aufgabe ist.«
    Maurice Micklewhite fügte hinzu: »Einen klaren Kopf müssen wir behalten.«
    Der halbherzige Trost oblag mir: »Wir werden uns bemühen, Mara zu finden.«
    Emily berührte ihr Mondsteinauge.
    Schwieg einen Augenblick lang nachdenklich.
    Sagte resigniert: »Machen Sie doch, was Sie wollen.« Spie die Worte förmlich hervor. Kalt und unnahbar. »Ich bin nur ein Kind. Was kann ich schon tun?« Die roten Haare fielen ihr ins Gesicht, als sie den Kopf vornüberbeugte, sodass wir ihr Gesicht nicht sehen konnten.
    »Gehen Sie nach Marylebone«, schlug ich vor. »Dort sind Sie sicher. Peggotty wird sich um Sie beide kümmern.«
    Aurora legte ihrer Freundin einen Arm um die Schulter.
    Drückte sie an sich.
    Flüsterte ihr Mut ins Ohr.
    »Wir sollten gehen«, forderte Miss Monflathers uns auf.
    Nun denn.
    Mit Auroras Hilfe würde Emily den Weg nach Marylebone finden.
    »Wittgenstein?«
    Ich drehte mich zu ihr um.
    »Mara lebt nicht mehr, habe ich Recht?« Nur mühsam kamen ihr die Worte über die Lippen. »Deshalb kann ich sie nicht mehr spüren.« Ganz verloren wirkte sie, als sie das sagte.
    Ich gab Emily zu bedenken, was sie sich schon unzählige Male von mir hatte anhören müssen: »Es gibt keine Zufälle, Miss Laing.« Jedes Wort betonte ich. Sorgfältig. Inständig hoffend, dass sie mich verstanden hatte.
    »Ich bin mir ganz sicher.« Emily zupfte ihre Freundin am

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