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Die uralte Metropole Bd. 1 - Lycidas

Die uralte Metropole Bd. 1 - Lycidas

Titel: Die uralte Metropole Bd. 1 - Lycidas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Marzi
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und vollkommenes Glück ausdrückte. »Dich retten.«
    Sie sah ihn nur an.
    Sagte kein Wort.
    Lächelte nicht einmal.
    Und während beide mit den Fingerspitzen die Ewigkeit berührten, fiel ein Schatten auf sie, und scherenschnittartig konnten sie erkennen, wie einer der Golemkrieger, die Mièville bedrängten, zerstückelt wurde.
    Aurora wurde ganz bleich und stammelte nur ein einziges Wort: »Nekir!«
    Das riesige, insektenartige Wesen besaß transparente Flügel, die es jederzeit in die Luft erheben konnten. Lange Gliedmaßen knackten bei den flinken Bewegungen der Kreatur in den Gelenken.
    Neil erinnerte sich, dass Emily diese Wesen erwähnt hatte.
    Wie einem Fiebertraum entsprungen wirkte das Insekt.
    »Wir sollten hier verschwinden«, schlug Neil vor.
    Aurora hatte nichts dagegen einzuwenden.
    Beide schauten sie zur anderen Seite des Ganges, wo der Golem Emily plötzlich achtlos fallen gelassen hatte. Wittgenstein kniete neben ihr und redete auf sie ein.
    »Sie ist bewusstlos.«
    Aurora wusste, dass Neil Recht hatte.
    »Wir können nichts für sie tun.«
    Mit seinen Klauen stieß der Nekir in den Körper des zweiten Golemkriegers und riss ihn sodann auseinander. Der dritte Golem jedoch bekam den Nekir am Bein zu fassen und schaffte es irgendwie, das große Tier zu Fall zu bringen.
    Einmal am Boden begann der Nekir wild zu zappeln. Der vor Gift triefende Stachel, der sich aus dem gekrümmten Hinterleib des Wesens reckte, brach ab, als der Golem einen Felsbrocken auf den Nekir schmetterte. Das Insekt zischte laut, und wie tobsüchtig schlugen die vielen Beine um sich.
    Was sollten sie nur tun? Neil sah keine Möglichkeit, unbeschadet zu Emily zu gelangen. »Wittgenstein wird sich um sie kümmern.« Neil zog Aurora auf die Beine.
    »Sie ist blind«, sagte Aurora.
    Ein weiterer Nekir erreichte den Kampfschauplatz.
    Dann ein dritter.
    Neil schaute hinüber zu Emily, die beide Augen geschlossen hatte.
    Blind?
    Wie konnte das sein?
    »Sieh!« Aurora deutete auf die Stelle, an der sich Emily und der Alchemist befanden. Der Golem, der Emily angegriffen hatte, war einfach zu Staub zerfallen. Neil hatte nicht die geringste Ahnung, wie das hatte geschehen können. Es war, als habe sich der Golem einfach in seine Bestandteile aufgelöst. Als sei der Wille, der all den Dreck und den Schmutz zusammengehalten hatte, mit einem Mal erloschen.
    Doch jetzt mussten sie erst einmal fort von hier.
    Der Junge zog Aurora hinter sich her. In die nächstbeste Abzweigung hinein.
    Einer der Nekir war auf sie aufmerksam geworden und versuchte sich von dem Golemkrieger, der ihn noch immer festhielt, loszureißen, um jagen zu können. Menschenfleisch.
    Noch einmal blickte Neil zurück.
    Wittgenstein zog eine Grimasse und bedeutete dem Jungen, sich in Sicherheit zu bringen. Emily hatte die Augen geöffnet. Mièville war nirgends zu sehen. Und das Irrlicht schwebte jetzt ganz nah vor Emilys Gesicht.
    »Es geht ihr gut«, sagte Neil.
    Der Nekir kam hinter ihnen her.
    Die Kiefernzangen machten ein klickendes Geräusch, als er sich näherte.
    »Lauf!«
    So folgte Aurora Fitzrovia dem Jungen aus dem Raritätenladen, der nicht die geringste Ahnung hatte, wohin er lief.

Kapitel 16
Abgründe
    Das Feuer, das sich durch die römischen Ruinen der Region fraß, spiegelte sich in den blauen Elfenaugen. Maurice Micklewhite seufzte. Konnte nur hoffen, dass wenigstens das Kind in Sicherheit war.
    »Wird Wittgenstein unseren Anweisungen Folge leisten?«
    »Ja«, hatte Maurice Micklewhite darauf geantwortet.
    Miss Monflathers erinnerte sich an die Zeit in Salem House. »Er war einst ein folgsamer Schüler. Niemals übermütig.«
    Sie hatten sich angesehen und die Zweifel bezüglich der Loyalität des Alchemisten in den Augen des anderen lesen können. Kurz vor dem Abstieg in die uralte Metropole hatte Miss Monflathers von einer öffentlichen Telefonzelle aus in Marylebone angerufen, um sich zu vergewissern, dass alles so verlief, wie sie es sich erhofften.
    Ja, die Kinder seien sicher angekommen, hatte Peggotty ihr versichert. Nein, sie könne sie jetzt nicht sprechen, weil sie bereits zu Bett gegangen seien. Ja, sie werde ein Auge auf die beiden haben. Aber sicher, ganz besonders auf Miss Laing. Master Wittgenstein habe ihr das in aller Deutlichkeit aufgetragen.
    Eine Rückmeldung aus Manderley Manor jedoch hatten weder Maurice Micklewhite noch Miss Monflathers erhalten.
    »Bisher ist Wittgenstein noch nicht dort aufgetaucht.«
    »Vielleicht ist er

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