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Die uralte Metropole Bd. 2 - Lilith

Die uralte Metropole Bd. 2 - Lilith

Titel: Die uralte Metropole Bd. 2 - Lilith Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Marzi
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Südkarpaten und der Alpen.
    »Dort soll Vathek sein Reich gegründet haben?« Skepsis war in Toms Stimme erkennbar.
    »Im Jahre 921 nach Christi Geburt entsandte der Kalif von Bagdad einen Botschafter zu den Bulgaren. Sein Name war Ahmad ibn-Fadlan, der von sich behauptete, Fragmente eines Reiseberichtes in alter arabischer Schrift gefunden zu haben.« Al-Bekr kraulte sanft seinen Kinnbart. »Darin beschrieb ein Araber edler Abstammung seine Flucht aus dem Land der Pharaonen. Der Reisende war dem
grauenhaften Kaf
gefolgt und hatte ein dunkles Meer erreicht. Später dann hatte er eine Meerenge überquert und war in ein grünes und kaltes Land gelangt, umgeben vom
grauenhaften Kaf
. Ibn-Fadlan war davon überzeugt, dass dieser Reisende Vathek gewesen ist.«
    Gebannt starrten wir auf die Landkarte vor uns. Diesem Bericht zufolge war Vathek durch die Türkei bis an die Ufer des Schwarzen Meeres vorgedrungen, denen er westwärts gefolgt war, um schließlich den Bosporus zu überqueren und seinen Weg in nordwestlicher Richtung fortzusetzen, bis er sich dann in der Gegend des heutigen Rumänien niederließ.
    »Damit«, so al-Bekr, »endet die Geschichte von den Reisen Vatheks.« Die ersten Sonnenstrahlen drangen in den Raum, und wir wurden uns der Müdigkeit und Erschöpfung bewusst, die sich unserer bemächtigt hatte. Ich begegnete dem Blick des Gelehrtern, der mich fragend musterte. »Und nun, Miss Holland, was gedenken Sie mit diesem Wissen zu tun?«
    »Wir werden die Geschichte aufschreiben«, gab Tom zur Antwort.
    »Wie Vathek selbst es getan hat«, ergänzte ich meines Bruders Aussage.
    Schließlich, nach einigen höflichen Worten des Abschieds (al-Bekr bestellte Howard Carter und Lord Carnarvon, die er beide persönlich zu kennen schien, allerbeste Grüße und wünschte uns Erfolg bei den Grabungen), verließen wir die Moschee und machten uns auf den Rückweg nilaufwärts nach Luxor.
    Die Begeisterung eines kleinen Jungen, der unter einer Baumwurzel eine Schatulle voll alter Sixpence-Stücke gefunden hat, spiegelte sich in den Augen Howard Carters wider, während wir ihn an der Geschichte Vatheks teilhaben ließen. Die Tatsache, dass Smenkh-ka-Re, der Hohepriester des Reiches, ein Synonym gewesen warfür die Ehefrau des Akh-en-Aton, dass nicht Tut-ankh-Amen die Geschicke des Landes bestimmt, sondern seine Mutter Nefer-titi die Macht innegehabt hatte, traf Carter völlig unvorbereitet. »Wir werden einige der alten Theorien von Petrie und Davies überdenken müssen«, murmelte er mit leuchtenden Augen vor sich hin. »Dies ändert alles.«
    Fast schon einen Sturm der Begeisterung löste bei ihm die Nachricht aus, dass Vathek allem Anschein nach ein fleißiger Schreiber gewesen war, der seine Erlebnisse womöglich sehr detailreich zu Papier gebracht hatte.
    »Gehen wir einmal davon aus«, schlug Tom vor, »dass Vathek diese Berichte tatsächlich verfasst hat.«
    »Dann müssten wir lediglich diese Schriften finden«, führte ich den Gedanken meines Bruders fort, »um nach den Beschreibungen die genaue Lage des Königsgrabes bestimmen zu können.«
    Carter klatschte begeistert in die Hände. »Wunderbar«, rief er mit hochroten Wangen. »Das ist der Hinweis, nach dem wir so lange gesucht haben.« Er sah uns erwartungsvoll an. »Sie beide sollten umgehend aufbrechen«, schlug er vor.
    Wir starrten ihn überrascht an.
    »Aufbrechen?«, fragte ich. »Aber wohin?«
    Carter schien nicht zu verstehen. »Nach Rumänien natürlich«, erklärte er uns. »Sie werden uns die Reiseberichte Vatheks und damit den Schlüssel zum Grab des Tut-ankh-Amen beschaffen.«
    So kam es, dass ich Karnak in den frühen Morgenstunden des 21. August des Jahres 1920 in Begleitung meines Bruders verließ, um am Mittag des nächsten Tages eine zweimotorige Propellermaschine in Kairo zu besteigen, die uns nach Venedig bringen sollte. Als das dröhnende Knattern der Motoren die Maschine über die Fluten des Nils gleiten ließ, um sie dann endlich aufsteigen zu lassen, betrachtete ich die kleiner werdende und sich entfernende sandfarbene Landschaft unter mir mit gemischten Gefühlen. An den Grabungen Howard Carters teilzunehmen, war einem Abenteuer gleichgekommen. Die archäologische Arbeit, die uns nun erwartete, würde weniger aufregend sein.
    Da das heutige Transsilvanien, umgrenzt von den Ost- und Südkarpaten, die von den frühen Moslems zum
grauenhaften Kaf
gerechnet worden waren, in der Vergangenheit dem Magyarenreich einverleibt gewesen war,

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