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Die uralte Metropole Bd. 3 - Lumen

Die uralte Metropole Bd. 3 - Lumen

Titel: Die uralte Metropole Bd. 3 - Lumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Marzi
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Augen und Ohren des Nyx. Bösartige Kreaturen, deren Bisse überaus giftig waren. Rudeljäger zumeist. Gnadenlos.
    »Da! Schauen Sie!«
    Zu dem ersten widerlichen Rattling gesellten sich weitere. Ein Meer der Kreaturen strömte auf uns zu. Gelbe Augen funkelten wütend. Speichel troff von schwarzen Lefzen.
    »Ich habe es gesagt«, murmelte Eliza Holland, »sie werden uns nur ungern ziehen lassen.«
    »Sie sollten.«
    »Jetzt besser.«
    »In Deckung gehen.«
    Mr. Fox entzündete den Stofffetzen.
    Grinste.
    Sagte: »Bumms!«
    Und warf die Konservendose in den Gang hinein.
    Ich duckte mich instinktiv, als die Dose mit einem Scheppern inmitten der Rattlinge aufschlug, und stellte mich vor meine Schutzbefohlene. Nur wenige Sekunden später blitzte es in dem Dämmerlicht auf, und tosender Donner ließ unser Umfeld erbeben. Eine Hitzewelle schlug uns in die Gesichter, und zerfetzte Rattlingkörper flogen durch die Gegend, was dem Strom weiterer Kreaturen jedoch keinen Abbruch tat.
    »Wir sollten uns jetzt wirklich beeilen«, drängte Eliza und schlug mit dem Säbel nach zwei Rattlingen, die noch lebten und auf sie zugesprungen kamen. Die nächsten Worte richtete sie an mich. »Wittgenstein, Sie sind doch ein Trickster.« Es war eine Aufforderung, nichts Geringeres. »Tun Sie endlich etwas.«
    Nun denn.
    Handeln schien angebracht zu sein.
    »Treten Sie zurück.«
    Ich konzentrierte mich und formte aus den Gedanken und der heißen Luft, die uns umgab, einen wilden, tosenden Wirbel, der sich sogleich auf das Meer von Rattenwesen stürzte, sie unsanft zurückdrängte und hart gegen die Wände prallen ließ.
    Dann, als sich der Staub gelegt hatte, erkannten wir seltsam gekrümmte Silhouetten in dem fahlen Licht vor uns.
    »Wir nehmen den Weg zur Linken«, hörte ich Eliza sagen, doch konnte ich mich kaum regen.
    Für einen Moment schien die Zeit stillzustehen.
    Doch nicht nur für mich.
    Auch Emily war erstarrt.
    Konnte den Blick nicht abwenden von dem, was da auf uns zukam.
    »Das«, murmelte Emily, »wäre auch mit uns passiert, nicht wahr?«
    Die in Lumpen gehüllten Gestalten, die auf uns zugewankt kamen, waren einmal Menschen gewesen. Ihre schuppige Haut und die gelben Augen ließen nur erahnen, wie sie einmal ausgesehen haben mochten. Jetzt war nichts Menschliches mehr in ihnen. Es waren ehemalige Trickster, die in etwas verwandelt worden waren, das nicht Mensch und nicht Rattling war. Sie fauchten und verständigten sich untereinander mit zischenden Lauten.
    »Ich kenne einige von ihnen«, keuchte ich.
    Emily stand dicht neben mir.
    »Ehemalige Schüler.«
    Das letzte Geheimnis der Black Friars hatte sich gerade vor unseren Augen gelüftet.
    »Das ist es also, was aus ihnen wird, wenn sie sich widersetzen.«
    Emily hielt sich die Hand vor den Mund, war fassungslos.
    Grünlich gelbe Schuppenhaut hatte den Kreaturen die Haare ausfallen lassen. Sie fauchten und bewegten sich schnell.
    »Sie gehorchen dem Nyx.«
    »Und nun.«
    »Lassen Sie uns von hier verschwinden.«
    Ich spürte eine kräftige Hand, die an meinem Ärmel zog.
    Mr. Fox wirkte ungeduldig.
    Weiter vor uns entzündete Mr. Wolf erneut einen seiner Blechdosencocktails.
    »Das«, flüsterte Emily völlig fassungslos, »wäre tatsächlich unser Schicksal gewesen.« Sie konnte es nicht fassen. Es war das, was Miss Monflathers uns beiden angetan hätte.
    »Ich weiß.« Schnell ergriff ich die Hand des Mädchens. »Aber über all das können wir auch später noch nachdenken.« Gesichter von Mitschülern tauchten in meinem Gedächtnis auf. Menschen, die aus Salem House verschwunden waren, weil sie sich den Regeln widersetzt hatten. Talentierte Tricksterschüler, die meine Alchemiekurse besucht hatten und nach einigen Auseinandersetzungen mit der Schulleitung niemals wieder gesehen worden waren.
    »Nun kommen Sie schon!« Mr. Fox zog mich mit sich fort.
    Derweil warf Mr. Wolf die Blechdose auf die menschenhaften Rattlingwesen, und eine weitere tosende Explosion erschütterte die Abtei. Dichter Rauch und Staub füllten den Tunnel und rissen uns aus der Lethargie.
    Wir rannten los.
    Hämmernden Herzens.
    Hinein in die Dämmerung. Grob behauene Treppenstufen hinab und endlos erscheinende düstere Gänge entlang. Es war ein Labyrinth, doch Mr. Fox und Mr. Wolf kannten sich hier unten aus.
    »Wir waren schon einmal hier.«
    »Vor zwei Jahren.«
    »Haben uns alles angeschaut.«
    »Spioniert.«
    »Intrigiert.«
    »Kartographiert.«
    Einige Treppenstufen später gelangten wir

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