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Die uralte Metropole Bd. 3 - Lumen

Die uralte Metropole Bd. 3 - Lumen

Titel: Die uralte Metropole Bd. 3 - Lumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Marzi
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beiden Erwähnten grinsten unisono.
    »Das tun wir immer.«
    »Pflichtbewusst.«
    »Und listenreich.«
    »Wie wir nun einmal sind.«
    Wachsam schritten die beiden Jäger voran und sicherten den Weg, so gut es ihnen möglich war. Die schmalen Raubtieraugen spähten in die entlegensten Winkel abseits der Wege, allzeit bereit, sich zu verteidigen, sollte ein lauernder Feind daraus hervorspringen. Doch außer einer leichten Brise, die durch die Gänge wehte, wurden wir keines Anzeichens von Leben gewahr. Es war ruhig. Zu still.
    »Wie ist es Ihnen gelungen, die Trickster auszuschalten?« Emily konnte noch immer nicht fassen, dass dieser ungastliche Ort die Heimstätte der ehemaligen Schüler von Whitehall und Salem House war. Zumindest sofern sie über die Talente der Trickster verfügten.
    »Wir haben sie überlistet.«
    »Überraschend.«
    »Flink.«
    »So sind wir.«
    »Ja, ja.«
    Die Jäger grinsten belustigt.
    »Das ist alles?«
    Mr. Fox sog schnuppernd die Luft ein. »Wir neigen dazu«, sagte er.
    »Unsere Geheimnisse für uns zu behalten«, vervollständigte Mr. Wolf den Satz.
    Mehr erfuhr Emily nicht von ihnen.
    Doch war es überhaupt von Bedeutung, was sie mit den Black Friars angestellt hatten? Die Mönche lagen bewusstlos in den Gängen, und nur das war es, was zählte. Das Mädchen konnte sie still atmen hören. Nein, tot waren sie keinesfalls. Und eine Gefahr für uns stellten sie immerhin nicht mehr dar, jedenfalls nicht im Augenblick.
    »Sobald ich die Hölle verlassen konnte, habe ich sofort nach den beiden Ausschau gehalten.«
    »Und wir sind zur Stelle gewesen«, sagte Mr. Fox.
    »Wie wir es immer sind«, fügte Mr. Wolf hinzu.
    »Wenn man uns braucht.«
    »Ja, ja.«
    »So sind wir.«
    Emily fühlte sich nicht wohl in der Gesellschaft, in der wir uns mit einem Mal befanden. Zwar war sie froh darüber, dem nasskalten Kerker entronnen zu sein, doch wusste sie nicht recht, wie sie der Frau, die so jung und zugleich alt wie die Ewigkeit war und die uns gerettet hatte, gegenübertreten sollte. Sah sie doch aus wie Mylady Lilith und dann wieder wie Eliza Holland.
    Am Ende kam unsere Retterin der Frage des Mädchens zuvor und sagte, an uns beide gerichtet: »Nennt mich Eliza.«
    Ihre Katzenaugen blickten wachsam umher. Es war Eliza Hollands Blick durch Mylady Liliths grüne Augen. Das war es, was Emily so durcheinander brachte.
    »Aber du bist auch Lilith.«
    Sie blieb stehen, und mit einem Mal erblickte Emily die Augen ihrer Freundin von damals, erinnerte sich an das alte Antiquariat am Cecil Court und die langen Gespräche, den heißen Sandsturm in der Wüstenei und die Aufzeichnungen, die ihr anvertraut worden waren.
    »Wir sind eins geworden, Emily.« Selbst die Melodie ihrer Stimme klang so, als wären zwei Lieder zu einem einzigen neuen Stück verwoben worden. »Lilith ist Eliza, und Eliza ist Lilith. Aber Eliza ist der Teil von mir, der ich von ganzem Herzen sein will.« Sie wirkte wie ein Mensch, der sich verirrt hat und sich ganz bewusst in Beherrschung übt. »Ja, Eliza Holland, das bin jetzt ich.« Sie lächelte, wie Eliza es immer getan hatte, so offen und traurig und geheimnisvoll. »Bitte, Emily. Nenn mich bei diesem Namen.« Es war, als könne man der Ewigkeit lauschen, wenn sie sprach. »Ich bin Eliza.« Sie besaß die Gesichtszüge der Lichtlady, und doch war sie Eliza Holland, kaum geschminkt und so kühl und reserviert wie eine der Film-Noir-Schönheiten, die geheimnisvoll in den alten Schwarz-Weiß-Filmen der 40er-Jahre lebten. »Ich trage die Erinnerungen beider Frauen in mir und, was viel seltsamer ist, ich besitze auch beider Gefühle.«
    Mr. Fox und Mr. Wolf schwiegen.
    Beharrlich.
    Emily betrachtete ihr Gegenüber.
    »Du bist wirklich Eliza?«
    »Ich weiß so vieles, Emily. Dinge, die ich im Waisenhaus getan habe. Dinge, die mit den Kindern passiert sind. In meinen Träumen sehe ich die Kinder mit den Spiegelscherbenaugen vor mir und weiß, dass ich sie zu dem gemacht habe, was sie am Ende gewesen sind. Alle Erinnerungen sind jetzt meine Erinnerungen. Es gibt keinen Unterschied mehr. Ich träume von Dingen, die ich erlebt habe, obwohl ich niemals an den Orten gewesen bin, von denen die Träume handeln. Alles ist eins geworden, und es fällt mir nicht immer leicht, damit klarzukommen. Selbst nach all der Zeit, die ich schon so bin, fühle ich mich manchmal wie eine Fremde vor mir selbst.«
    »Was ist mit Pilatus Pickwick geschehen?«, fragte ich.
    Eliza sah mich an.
    Wirkte

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