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Die uralte Metropole Bd. 3 - Lumen

Die uralte Metropole Bd. 3 - Lumen

Titel: Die uralte Metropole Bd. 3 - Lumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Marzi
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suchen. Und auch er war von diesem Tage an verschollen gewesen.
    »Was geht hier vor?«
    »Die Nebel«, sagte Mièville kurz angebunden, »sind hinter Ihnen her.« Mit diesen Worten zog er ihn auf die Füße. »Sie können Ihren Freunden nicht mehr helfen.«
    Adam betrachtete Toulouse, der leblos zu seinen Füßen lag. Er musste daran denken, wie er dem allzeit gut gelaunten und dennoch höchst depressiven Maler zum ersten Mal begegnet war. Dass er sich seiner angenommen und ihn in die Künstlerkreise am Montmartre eingeführt hatte. Toulouse war tot, einfach so. Er lag da, und Blut rann ihm aus den Mundwinkeln. Manchmal, dachte Adam, gehen Freunde still und leise von dannen.
    »Wir müssen ihnen helfen.« Adam schaute zum Hotel Absinth, wo noch immer die Nebel wüteten.
    »Denken Sie nicht einmal darüber nach.« Der Tunnelstreicher wirkte besorgt. »Sie haben keinen eigenen Willen mehr, und sie werden Sie jagen, weil die Nebel jetzt in ihren Köpfen sind.« Mièville packte ihn bei den Schultern. »Kommen Sie mit mir. Wir müssen reden. Und dann müssen Sie schleunigst verschwinden aus Paris.«
    »Wir dachten, Sie seien tot.«
    Mièville schüttelte den Kopf. »Ich wollte im Verborgenen arbeiten. Dinsdale hat mich aufgespürt und ist bei mir geblieben. Ich habe getan, was ich tun musste. Nicht mehr, nicht weniger. Und ich habe einige Dinge herausgefunden. Deswegen bin ich hier.«
    Dinsdale erhob sich von Adams Schulter.
    Schwebte wachsam die Straße entlang.
    »Kommen Sie!«
    Nur einen Blick noch warf Adam Stewart an diesem Tag zurück. Das Hotel Absinth war sein Zuhause gewesen, für kurze Zeit. Dann folgte er Mièville und wusste, dass er niemals wieder an diesen Ort zurückkehren würde.
    »Warum bist du nach Moorgate gegangen?«, fragte sie ihn.
    »Mièville hat mich darum gebeten.«
    Alle zusammen saßen wir in dem großen Salon, während hinter uns das Kaminfeuer beruhigend knisterte. Peggotty, die Adam Stewarts Geschichte bereits kannte, lief emsig umher und stellte uns heißen Kräutertee und Gebäck auf den runden Tisch neben dem hölzernen Globus.
    Ich nippte an meinem Tee und war froh, wieder in Marylebone zu sein.
    »Mièville wollte in Paris bleiben. Er habe noch wichtige Dinge zu erledigen. Das war alles, was er mir sagte.« Adam saß vornübergebeugt in einem riesigen Sessel. Er sah älter aus, und die Bartstoppeln ließen ihn erwachsener wirken. Aber am Ende war es sein Verhalten, das ruhiger und besonnener war, das ihn gereifter erscheinen ließ.
    »Wir haben nur kurz miteinander geredet.«
    In einem Café in der Rue Bleue.
    Vom Abgrund hatte der Tunnelstreicher berichtet, von Tagen und Nächten, die er dort unten verbracht hatte. Davon, dass ein dunkler Engel namens Gabriel in den Abgrund hinabgestiegen war. Ein Engel, den er erkannt hatte. McDiarmid hatte Mièville vor zwei Jahren nach Paris entsandt, um gewisse Dinge in Erfahrung zu bringen. Und Mièville war mehr als einmal in Islington gewesen, um gewisse Angelegenheiten mit dem Magister zu regeln.
    Und dann war Mièville im Abgrund der Hemera umhergewandert und hatte festgestellt, dass es sogar eine Verbindung von ihr zum Nyx gab. Was keiner von uns vermutet hätte. Und McDiarmid war in diese Wesen hinabgestiegen, um mit ihnen zu verhandeln. Um Aufstände und Blutvergießen zu planen, Kriege und Revolutionen. Der Hass und das Leid ernährten die ewigen Wesen. McDiarmid war ihr Verbündeter, und sie schenkten ihm und den Seinen im Gegenzug ein langes Leben.
    Mièville und Dinsdale hatten in den ewigen Wesen gelebt und ihre bösen Geheimnisse erkundet. Sie hatten gesehen, dass McDiarmid nur eine Maske war, die der Engel Gabriel zu tragen pflegte, wenn er über das Angesicht der Erde wandelte.
    Und sie hatten die anderen warnen wollen.
    Mièville hatte von den Plänen erfahren, die McDiarmid geschmiedet hatte. Von den Nebeln und der Dürre und dem Freund der jungen Miss Laing, der nach Paris gereist war und sich unter Umständen als wertvoller Köder erweisen würde.
    »So hat Mièville mich ausfindig gemacht«, sagte Adam. Ganz traurig wirkte er, denn er musste an die Kinder der Revolution denken, die er im Hotel Absinth hatte zurücklassen müssen. »Und er hat mir aufgetragen, nach London zu gehen und Ihnen, Master Wittgenstein, dies alles mitzuteilen. Nur Ihnen, das hat er betont.«
    Nachdenklich schwieg ich.
    Mièville hatte es also auch erfahren.
    Wusste um den Verrat.
    Doch wem sollten wir dies nun mitteilen? Würden uns die großen

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