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Die uralte Metropole Bd. 3 - Lumen

Die uralte Metropole Bd. 3 - Lumen

Titel: Die uralte Metropole Bd. 3 - Lumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Marzi
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Krimskrams befand sich hier unten. Kisten voll mit Muscheln aus fernen Ländern, beschädigte Schiffsmodelle und verstaubte Barken. Ein Regal mit ausgedienten nautischen Karten befand sich direkt neben dem Fahrplananzeiger. Und das Armaturenbrett für die PneumoRail, über dem eine defekte Wasserleitung tropfte, war übersät mit lebendigem Seetang, der in einem der mittlerweile ausgetrockneten Aquarien überlebt und sich ein neues feuchtes Plätzchen gesucht hatte.
    Einige Krebse wuselten in den dunklen Ecken herum.
    Ein seltsamer Ort.
    Kalte Feuchtigkeit hatte dunkle Flecken auf den einstmals weißen Wänden hinterlassen, an denen versteinerte Korallen klebten.
    »Da sind wir also!« Benommen kroch ich aus der Kapsel, die soeben eingetroffen war.
    Emily Laing und Adam Stewart hatten auf mich gewartet.
    »Wir hatten schon gedacht, dass wir Sie nie wiedersehen würden«, empfing Emily mich.
    Aus der Röhre erklang eine gedämpfte Explosion.
    »Das war’s.«
    Die große Halle mit den Dampfkompressoren existierte nicht mehr. In aller Eile war ich dorthin zurückgekehrt und hatte den Luftdruck für alle Maschinen erhöht. Mit einem Ächzen hatten die Kompressoren die Arbeit aufgenommen und das getan, was die Regler ihnen aufgetragen hatten. Während ich mich schleunigst in die Kabine verdrückt hatte, waren die ersten Ratten in die Kompressorenhalle gestürmt. Den Schalter für den Start zu bedienen war kein Problem gewesen. Die Kabine war losgeschossen, und das Letzte, das ich vernommen hatte, waren die schrillen Schreie der Ratten gewesen, als die Kompressoren explodierten und eine Druckwelle aus Hitze und Luft durch die Leitungen in die meisten der uralten Grafschaften gepumpt wurde. Wie ein Projektil war die Kabine hinabgeschossen in die Schlünde unterhalb der Themse, um dann wieder ebenso rapide anzusteigen.
    Der Bremsvorgang hatte sich nicht unbedingt angenehm gestaltet.
    Bleich und etwas durcheinander torkelte ich nun in den Bahnhof von »Coracles«.
    Emily Laing, der die Erleichterung anzusehen war, sagte nur: »Jetzt wissen wir immerhin, warum die PneumoRail nicht mehr genutzt wird.«
    Vorbehaltlos stimmte ich ihr zu.
    »Wir dachten schon, Sie seien tot.« Adam steckte noch immer der Schock in den Gliedern, weil etwas fleischig Blutiges durch die Röhre gepresst worden war, bevor die Kabine mit Emily den Bahnhof erreicht hatte. Bangen Herzens hatte der junge Mann sich gefragt, was dort drüben bei uns passiert sein mochte. Doch dann war Emily wohlbehalten eingetroffen, wankend der Kabine entstiegen und ihm in die Arme gefallen. Dann hatte sie sich in einer Ecke zwischen zwei Holzkisten übergeben.
    Ganz bleich um die Nase hatte sie ihm berichtet, was am anderen Ende der Röhre vorgefallen war.
    »Wo sind wir hier?«
    Ich sagte es den beiden.
    »Ursprünglich war dieses Gebäude eine Schule für die Söhne und Töchter von Seeleuten.« Später dann war es zu einem Museum umgerüstet worden. Deswegen auch der Name des Bahnhofs. »Coracles«, erklärte ich den beiden, »waren Boote aus mit Häuten überzogenem Weidengeflecht.«
    Emily nahm das alles still zur Kenntnis. Sie wusste, wo sich das Museum befand. »Also sind wir mitten in Greenwich am anderen Themseufer«, stellte sie fest.
    »Sie sagen es.«
    »Und?«
    »Nicht weit von hier befindet sich die Cutty Sark.«
    Aufmerksam musterte sie mich. Ja, sie kannte das Schiff. War früher mit Neil Trent oft dort gewesen. »Was ist mit der Cutty Sark?«
    »Lord Nelson lebt dort«, erklärte ich ihr.
    »Ich dachte«, warf Adam ein, »dass er am Trafalgar Square lebt.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Er arbeitet am Trafalgar Square. Aber er lebt hier in Greenwich. Was die wenigsten wissen. Er schätzt seine Privatsphäre.«
    »Er bewohnt die Cutty Sark?«
    Ich nickte. »Genau das tut er.«
    »Und was hat Lord Nelson mit unseren Angelegenheiten zu tun?«
    »Mina ist, denke ich, bei Lord Nelson.«
    »Aber warum …«
    »Weil sie ihn gut kennt und weil er einer der wenigen Menschen ist, denen ich vertraue. Horatio Haythornthwaite ist mir zudem noch einen Gefallen schuldig, weil ich ihn vor Jahren einmal aus einer misslichen Situation befreit habe.«
    »Einer misslichen Situation?«
    »Fragen Sie nicht!«
    Emily leistete dem Folge.
    Gut so!
    »Lassen Sie uns von hier verschwinden«, schlug ich vor. »Die Ratten stehen in Kontakt zum Nyx und auch zu den Black Friars. Je schneller wir hier fort sind, desto besser.«
    Wir begaben uns ins Erdgeschoss des großen Gebäudes und

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