Die uralte Metropole Bd. 3 - Lumen
stand, sah sie.
Hoch oben am Himmel über St. Paul’s erschienen dunkle Punkte, die schnell über die City flogen und sich unserem Standort näherten.
»Das sind sie.«
Mala’ak ha-Mawet.
Emily warf einen Blick zurück.
Ich nickte ihr zu.
Adam Stewart stand neben mir und wäre am liebsten zu Emily gelaufen, aber die Tyler-Söldner aus Blackheath hielten ihn davon ab.
Die Mala’ak ha-Mawet näherten sich schnell der Tower Bridge.
Es waren ihrer zehn.
Der Anführer der kleinen Schar war, wie Emily jetzt erkannte, Gabriel persönlich. McDiarmid aus Islington hatte alle Masken abgestreift und trat uns mit dem Gesicht entgegen, das er auch im Tempel des Salomon gezeigt hatte. Seine Schwingen waren schwarz wie die eines Raben.
»Ihr habt mir also das Kind gebracht, Mushroom!« Des Engels Stimme war laut und gebieterisch.
Er ging auf den Herrn von Blackheath zu.
Martin Mushroom verbeugte sich, als er vor dem Engel stand.
»Mara Manderley«, sagte er. »Sie gehört jetzt Euch!«
Gabriel schaute an Martin Mushroom vorbei zu den beiden Mädchen, die wie angewurzelt auf dem Frostfluss standen.
»Sie wird eine mächtige und hübsche Herrscherin abgeben«, sagte er und lächelte so grausam, wie ein Engel es zu tun vermag, wenn ihm die Ewigkeit im Antlitz brennt. »Eine Regentin, die Londons Grafschaften in Zwietracht erblühen lassen wird.« Er lachte und schritt an Martin Mushroom vorbei, ohne ihm weitere Beachtung zu zollen.
Die Klinge, die dem Engel in den Rücken gestoßen wurde, war glänzend und filigran. Ein Säbel, von dem das Gift nur so troff.
Lord Mushroom trat zurück und starrte den dunklen Engel an.
Gabriel drehte sich langsam um.
Die Tätowierungen in seinem Gesicht bewegten sich wie wilde Schlangen.
»Ihr wagt es, Euch mir zu widersetzen?«
Emily hatte nie zuvor einen Engel so sprechen hören. Es war wie tosender Donner. Eine Stimme, die am Anbeginn der Zeit für Furcht unter den Gesetzlosen gesorgt hatte.
»Ihr wagt es?«
Die Mala’ak ha-Mawet zischten wütend und kamen näher.
Und von der Eisdecke erhoben sich aus dem feinen Schnee die Nebel, die Mushrooms Befehl unterstanden, und stürzten sich ohne eine Vorwarnung auf die Mala’ak ha-Mawet. Die Engel hatten nicht mit dieser Finte gerechnet, und auch Gabriel wirkte überrascht, wenngleich nur für einen Moment.
Emily wartete nicht ab, was weiter geschah.
Schnell zog sie Mara mit sich, und beide suchten Schutz am Fuße des großen Brückenturms, der sich direkt hinter ihnen befand. Adam Stewart rannte zu den beiden Mädchen, als die beiden Tyler-Söldner von uns abließen und zum Schutz ihres Herrn nach vorn stürmten. Sie richteten die elektrischen Helebarden gegen die Mala’ak ha-Mawet, die sich kreischend in die Lüfte erhoben und flammende Schwerter zückten.
Tristan Marlowe stellte sich zwischen die Mädchen und die Engel und zog die lange Klinge aus seinem Gehstock. Sein dunkles Haar wehte wirr im Wind. Er war zu allem bereit.
Lord Mushroom indes trat erneut vor, doch bevor er den Säbel ein zweites Mal in den Engel rammen konnte, packte ihn dieser mit Händen, die Klauen waren, und schleuderte ihn hoch in die Luft. Zwanzig Meter weiter schlug der Herr von Blackheath auf die Eisfläche auf und blieb regungslos liegen.
»Ihr Narren!«, fauchte der Engel Gabriel und löste die Nebel mit nur einer einzigen Handbewegung auf. »Habt Ihr geglaubt, Ihr könntet Euch gegen uns erheben? Uns, die wir sogar Lucifer und die Seinen aus dem Himmel gestürzt haben?« Laut lachend faltete er die Schwingen zusammen und suchte nach den beiden Mädchen.
Als er sie erblickte, flackerte dunkle Nacht wie der Ozeane Tiefen in den klirrend kalten Augen auf.
Gabriel war mit nur einem einzigen Sprung bei den Mädchen, und als Tristan Marlowe aus dem Schatten trat, um sich ihm entgegenzustellen, da schlug er ihn mit einer beiläufigen Bewegung nieder.
»Mara Manderley«, fauchte er.
Packte das Mädchen am Hals.
Eine Klauenhand traf Emily ins Gesicht und ließ sie zu Boden gehen.
Adam Stewart war augenblicklich bei ihr und stellte sich schützend vor sie. »Lasst sie in Ruhe«, schrie er den Engel an.
Gabriel schenkte ihm keinerlei Beachtung.
»Mara, du weißt, was mit dir geschehen wird?«
Das Mädchen hustete.
Bekam keine Luft mehr.
»Du wirst sterben, mein Kind. Es wird keinen Körper geben, in dem der Nyx durch London schreiten kann.« Er schaute zu Emily. »Und du wirst auch sterben, Wechselbalg. Manderley Manor wird ohne Erben
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