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Die uralte Metropole Bd. 3 - Lumen

Die uralte Metropole Bd. 3 - Lumen

Titel: Die uralte Metropole Bd. 3 - Lumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Marzi
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hatte.
    »Er hat nichts von alldem erwähnt, als wir in der Nationalbibliothek miteinander gesprochen haben«, stellte ich fest. Das war eine Tatsache. Nicht zu leugnen. Keinesfalls.
    Er ist ein Verräter, sagte Mina erneut. Wir haben ihn belauscht.
    »Was ist denn passiert? Nun rede doch schon!« Emily wirkte aufgebracht und nervös.
    Und Adam Stewart, dem das nicht entging, betrachtete wütend seine Stiefelspitzen.
    Wir bemerkten, dass er nicht allein war. Ein Mann war bei ihm. Jemand, den er Holcroft nannte. Ein Abgesandter Lord Mushrooms. Es ging um Mara, die ganze Zeit.
    Ganz bleich wurde das Mädchen, als es sich an das Gespräch erinnerte. »Sie wollen mich dem Nyx übergeben«, sagte sie mit bebender Stimme.
    Der Nyx sucht schon lange nach einer Gestalt, in der er sich frei in London bewegen kann. Mia war zu alt gewesen, glaubt man. Was bei ihr gescheitert war, soll nun bei Mara gelingen.
    »Deswegen also hat Mushroom die Nebel zum Regent’s Park entsandt.«
    Du sagst es.
    »Und Marlowe?«
    Soweit ich es verstanden habe, sollte er sich um Miss Laing kümmern. Mara Manderley sollte als einziger Erbe des großen Hauses übrig bleiben. Gelänge es dem Nyx, ihre Gestalt für sich zu vereinnahmen, so würde der Nyx direkt über Manderley Manor gebieten können.
    »Was für ihn von Vorteil wäre, weil er dann nicht mehr auf die Hilfe Gabriels angewiesen wäre«, dachte ich den Gedanken laut zu Ende. »Die Mala’ak ha-Mawet wären nicht mehr wichtig für ihn.«
    Die Rättin nickte nur. Marlowe sollte dafür sorgen, dass Emily auf jeden Fall stirbt. Wenn eine neue Ordnung in London entstünde, so würde sich Marlowe in einer sehr vorteilhaften Position wiederfinden. Das war das Angebot, das Holcroft ihm unterbreitete.
    »Und was hat Tristan dazu gesagt?« Emilys Stimme klang brüchig, ganz leise. Noch immer wollte sie nicht glauben, was sie da hörte.
    Marlowe?
    »Meine Güte, wer sonst!«, herrschte sie die Rättin an, die sichtlich erschrak.
    Marlowe hat gesagt, dass er darüber nachdenken werde.
    Emily schluckte.
    Konnte dies möglich sein?
    Würde er es wirklich übers Herz bringen, sie …?
    »Ich habe ihm von Anfang an nicht getraut.« Adam Stewart stand auf und ging wütend im Raum auf und ab. »Herrje, Emmy, er will dich töten. Er wird es tun, wenn sich ihm die Gelegenheit dazu bietet. Die ganze Zeit über hat er sich nur in dein Vertrauen geschlichen.«
    »Ich …«
    Nein, sie hielt jetzt am besten den Mund.
    »Wittgenstein?« Fast flehend sah sie mich an.
    »Oh, fragen Sie nicht mich!«
    Alles, dachte ich, passt zusammen.
    Im Beisein von Master Stewart wollte ich es nicht ansprechen, aber auch Emily musste die Fakten sehen. Tristan Marlowe fühlte sich von Emily Laing und Magister McDiarmid hintergangen. Auf diese Art und Weise würde er es ihnen beiden heimzahlen können. Gabriel wäre nicht länger in der Position, dem Nyx seine Bedingungen diktieren zu können, und wenn der Nyx ihm die Lebensenergie verweigern würde, dann wären die Mala’ak ha-Mawet gezwungen, wie andere ewige Wesen zu altern. Sie würden schwach werden und untergehen. Ja, es passte leider alles zusammen. Und auch wenn Emily dies nicht wahrhaben wollte, so würde sie doch mit den Tatsachen leben müssen. So schwer es ihr auch fiel.
    Tristan Marlowe wollte sich an jenen rächen, die ihn betrogen hatten. Und Lord Mushroom bot ihm die Gelegenheit dazu. Was lag also näher, als zu vermuten, dass er es auch tun würde? Anders gefragt: Was, in aller Welt, sollte ihn davon abhalten?
    Emily sah mich noch immer an.
    Dass ich ihr nicht antwortete, war ihr wohl Antwort genug.
    Ich schaute von Emily zu Adam Stewart und von Adam Stewart zu Emily und fragte mich, was noch alles geschehen würde. Schmerzlich musste ich an Rima denken und all die Zeit, die wir nicht mehr miteinander hatten verbringen können.
    Da stellte Adam die entscheidende Frage. »Was können wir jetzt tun?«
    Ratlose Stille.
    »Wir dürfen den Mut nicht verlieren«, sagte Horatio Haythornthwaite. Die kleinen Augen blickten aus dem faltigen Gesicht in die Runde, und Emily musste an die Uniform denken, die im National Maritime Museum hing. An die Blutflecken und das Loch, wo die Kugel Lord Nelson getroffen und getötet hatte. Sie sah den alten Mann an, der putzmunter vor uns saß. Die Welt mochte doch glauben, was sie wollte. Emily jedenfalls hoffte in ihrem Innern, dass Tristan Marlowe kein Verräter war. Aber hatte er sie nicht gleichsam vor diesen Gedanken gewarnt?
    Mara

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