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Die uralte Metropole Bd. 3 - Lumen

Die uralte Metropole Bd. 3 - Lumen

Titel: Die uralte Metropole Bd. 3 - Lumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Marzi
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Schornsteine würde schon bald ihr Schicksal erfahren.
    Emily schlug auf etwas Weichem und dann auf hartem Boden auf. Und die Finsternis, die nachtschwärzer kaum hätte sein können, verdunkelte sich ein weiteres Mal.
    »Em’ly.«
    Das war Mara!
    Sie öffnete die Augen.
    Versuchte zu erkennen, wo sie sich befand.
    Karges Licht drang durch die Öffnung hoch über ihr in die Welt, in der sie gestrandet war.
    »Wo sind wir?«
    Ich war derjenige, der ihr antwortete: »Wir sind im Himmel.«
    Tristan Marlowe kniete weiter hinten neben Adam Stewart und half ihm auf die Beine. Nur widerwillig ließ der junge Mann sich von dem Alchemisten helfen. Das konnte Emily selbst in dem Dämmerlicht erkennen.
    »Hier haben sie die ganze Zeit über gelebt?«
    »Ja.«
    Emily stand auf.
    Alle Knochen taten ihr weh.
    Seltsame Gegenstände aus einem Material, wie sie es noch nie zuvor gesehen hatte, umgaben uns. Wie große Körbe, die jemand mit etwas überzogen hatte, das sie an Teer erinnerte.
    »Die Kokons haben unseren Sturz gebremst.« Ich grinste. »Es gibt eben keine Zufälle.«
    Und da erst verstand Emily, wo sie sich befand.
    Hoch oben erkannte sie die dicke Eisschicht, welche die Themse bedeckte. Es stoben Schneeflocken durch die Öffnung, die entstanden war, als die Mala’ak ha-Mawet ihren Himmel verlassen hatten, um sich den Lichtengeln entgegenzuwerfen.
    »Dies ist der Himmel der Mala’ak ha-Mawet!«
    Jetzt hatte sie es ausgesprochen.
    »Das Wasser ist ihr Element«, sagte ich. »Wir hätten es ahnen können.«
    Ringsherum erhoben sich Wände aus Wasser. Die brackigen Fluten des dunklen Flusses formten Strudel unter dem Eis. Der Boden unter unseren Füßen war ein Mosaik aus Steinen und Treibgut, das die alte Geschichte vom verlorenen Paradies erzählte. Überall befanden sich die schwarzen Kokons. Selbst oben unter der Eisdecke hingen sie in dichten Trauben. Die Luft hier unten roch nach Moder und Fäulnis. Und in einiger Entfernung erkannte Emily die Fundamente der Tower Bridge.
    Wir waren im Innern des Frostflusses gelandet.
    Im Himmel der Gabrieliten.
    Dem Herzen der Finsternis.
    Lucifer und Lilith, die ebenfalls durch das Eis gebrochen waren, eilten auf uns zu.
    »Es sind zu viele«, keuchte Lucifer. »Uriel wird es nicht schaffen.« Das Haar hing ihm ins Gesicht, und er wirkte verzweifelt.
    »Es ist wie damals, als die Himmel brannten«, erinnerte sich Lilith. »Als Pandaemonium fiel.«
    Ich warf einen Blick nach oben. »Und wir sitzen hier wie die Hasen in der Grube.«
    »Na, klasse«, murmelte Emily.
    Doch dann erblickte sie etwas, das ihre Stimmung hob.
    Sie hatte ja gehofft, dass die beiden sich irgendwo in der Nähe befinden würden!
    »Aurora! Neil!«
    Sie rannte auf die Kokons zu, in welche die beiden eingesponnen waren, als seien sie die Beute einer Spinne geworden.
    Ich folgte meiner Schutzbefohlenen. »Gabriel wusste nicht, ob es zu einer Übergabe durch uns kommen oder ob Mushroom ihm Mara bringen würde. Und da er selbst den Ort der Übergabe ausgewählt hatte, musste er für beide Fälle gewappnet sein.«
    Deswegen waren die beiden wohl hier. Für alle Fälle, sozusagen.
    »Was sollen wir mit ihnen machen?«
    »Fragen Sie nicht mich.«
    Die beiden atmeten ruhig und waren am Leben, wenngleich nicht bei Bewusstsein.
    Ganz aufgeregt schaute Emily von einem zum anderen. Friedlich sahen die beiden aus, fast so, als hätten sie sogar hier unten ihren Himmel gefunden. Trotz der Gefangenschaft. Trotz allem. Trotz der Mala’ak ha-Mawet und einem nahen Tod.
    Bevor wir jedoch eine Entscheidung fällen konnten, wurden wir der beiden Engel gewahr, die durch die Öffnung im Eis in die Tiefe stürzten.
    Hart schlugen die beiden Körper auf dem Boden auf.
    Lord Uriel sprang auf die Beine und fauchte Gabriel sein Feuer entgegen, das die dunklen Flügel des Engels benetzte und ihn vor Schmerzen schreien ließ. Gleichzeitig stürzte sich der brennende Gabriel auf den Lichtengel und vergrub seine Zähne in dessen Gesicht. Uriel kreischte, und Emily bemerkte erschrocken, dass selbst die rot leuchtenden Tätowierungen im Gesicht Gabriels nach der goldenen Haut des Lichtengels griffen – und dort, wo sie die Runen im Gesicht Uriels berührten, begannen diese zu schrumpfen, als ob sie verdorrten.
    Beide Engel rollten über den Boden.
    Klauen und Zähne trafen auf einander.
    Wasser und Feuer.
    Sie näherten sich Tristan Marlowe, der die Klinge aus seinem Gehstock zog und Gabriel einen schnellen Hieb verpasste, als er an ihm

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