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Die uralte Metropole Bd. 3 - Lumen

Die uralte Metropole Bd. 3 - Lumen

Titel: Die uralte Metropole Bd. 3 - Lumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Marzi
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vorbeirollte.
    Gabriel fauchte böse, löste sich von Uriel und streifte Tristan mitten im Gesicht.
    Emily hörte die Nase des jungen Mannes brechen.
    Danach lag er wie leblos auf dem Boden, und die Engel rangen weiter miteinander.
    »Wir müssen etwas tun!«, schrie sie mich an.
    Ratlos stand ich da.
    Adam Stewart hatte sich mit Mara in einem der Kokons versteckt, was nicht die schlechteste Idee gewesen war.
    Lucifer ballte die Fäuste und sah machtlos zu, wie Gabriel in dem Kampf die Oberhand gewann.
    Uriels Kräfte ließen nach, und er parierte nur mehr die Schläge und Bisse seines Gegners. Gabriel hatte ihm die Schwingen zerfetzt, sodass er nicht mehr zu fliegen vermochte.
    Und auch Lilith sah man die ganze Ohnmacht ihres Menschseins an. All die Schlachten der Vergangenheit wiederholten sich hier. All die Niederlagen. All das Leid.
    Uriel ging zu Boden.
    Keuchend lag er da wie ein sterbender Vogel, während hoch oben über London die Lichtengel einen ähnlichen Tod zu sterben schienen. Schreie, die nicht die Schreie der Mala’ak ha-Mawet waren, drangen nach unten zu uns in den Himmel.
    »Versuchen wir es!«, schlug ich vor.
    In einem letzten verzweifelten Akt drang Emily in des Engels Bewusstsein ein, während ich versuchte, ihm einige der Kokons entgegenzuschleudern.
    Uriel lag sterbend neben dem bewusstlosen Tristan Marlowe, und Gabriel stand über den beiden, siegreich lachend.
    Mit nur einem einzigen Blick wehrte er Emilys kläglichen Angriff auf sein Bewusstsein ab.
    Blut rann dem Mädchen aus der Nase.
    Schwindel ließ sie in die Knie gehen.
    »Dies«, lachte Gabriel, »ist das Ende.«
    Er kniete sich über Uriel, der sich kaum mehr bewegen konnte.
    Fauchte ihn an.
    Seine Krallen bohrten sich in die Brust des Lichtengels und griffen nach dem noch immer feurig pochenden Herzen des Engels. Uriel kreischte und zappelte verzweifelt, während ihn das Gewicht von Gabriels Körper am Boden hielt. Er konnte nichts tun.
    Keiner von uns konnte etwas tun.
    Gabriel hielt das brennende Herz Lord Uriels in den Händen.
    Lucifer schrie entsetzt auf.
    Denn er wusste, dass dies die Art ist, wie Engel ihresgleichen töten.
    »Die Ewigkeit«, fauchte Gabriel, »für mich.«
    Mit diesen Worten führte er das Herz an seinen Mund.
    Hielt inne.
    Plötzlich.
    Starrte auf seinen Arm.
    Und die Hand, die ihn dort berührte.
    »Was …?«
    Die stahlblauen Augen funkelten ihn an.
    Nichts weiter.
    Und Gabriel, der die Gabe Tristan Marlowes nur allzu gut kannte, schrie vor Entsetzen auf. Der junge Mann ließ die Hand des sterbenden Uriel los, und in des Lichtengels Gesicht erwachten die Runen zu neuem Leben. Gabriel spürte einen Schmerz in seiner Brust, der heiß wie das Feuer der Ewigkeit brannte. Einer Ewigkeit, die er nie erleben würde. Die Kraft wich aus seinen Gliedern, und hilflos sah er zu, wie das Herz des Lichtengels ihm aus der Hand fiel und wieder in der Brust Uriels verschwand.
    Die Rabenaugen starrten Tristan Marlowe an.
    Erschöpft sackte der junge Alchemist in sich zusammen. Niemals zuvor hatte er einen Engel geheilt. Und das, was er gerade gespürt hatte, war dem Tod so nahe gekommen wie das Leben selbst.
    Tristan Marlowe verlor das Bewusstsein.
    Er sah nicht mehr, wie Gabriels Herz in den Händen Lord Uriels verbrannte. Er sah auch nicht, wie die Mala’ak ha-Mawet von Panik ergriffen zu flüchten versuchten. Er sah nicht das Mädchen, das neben ihm kniete und Tränen vergoss, weil es sich um ihn sorgte. Er sah nicht, wie die überlebenden Lichtengel ins Herz des Frostflusses kamen und uns alle zum Piccadilly Circus brachten. Nein, nichts von alledem sah Tristan Marlowe in dieser Nacht. Alles, was er sah, waren Traumbilder, die ihm jemand schenkte und die ihn hinter all den Schmerzen im Schlaf lächeln ließen.
    So endete es.
    Unmittelbar vor Weihnachten.
    In London.
    Der Rest ist, wie man so schön sagt, Geschichte.

Kapitel 6
Hungry Heart
    Die Welt ist gierig und durchtrieben, und manchmal, wenn sie eine Lügnerin ist, verschlingt sie Liebende mit Herz und Verstand. Emily Laing war noch jung und in ihrem Herzen, wie alle Verliebten, ein Kind, als sie ihren Himmel erneut schwinden sah. Natürlich wusste sie, dass niemand außer ihr selbst die Schuld an dem trug, was geschehen war. Dass sie fortgegeben hatte, was sie eigentlich hätte festhalten sollen. Dass sie das Falsche getan hatte.
    Doch für Reue ist es nun zu spät. Sie steht neben mir vor dem alten Haus, das zu betreten sie sich noch immer beharrlicht

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