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Die uralte Metropole Bd. 3 - Lumen

Die uralte Metropole Bd. 3 - Lumen

Titel: Die uralte Metropole Bd. 3 - Lumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Marzi
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nicht weiter nachgefragt.
    Sie war nach Marylebone zurückgekehrt, wo Adam Stewart auf sie gewartet hatte.
    »Was ist mit Tristan Marlowe?«
    »Was soll mit ihm sein?« Emily wollte nicht darüber sprechen. Es ging Marlowe besser, das hatte ich ihr mitgeteilt, doch hatte sie ihn weder in der Nationalbibliothek noch auf seinem Hausboot angetroffen. Nicht einmal Ipy die Sphinx konnte ihr etwas sagen. Er habe sich entschuldigt und sei dann einfach so verschwunden. Es war, als wäre er mit Haut und Haaren und Gehstock von der uralten Metropole verschluckt worden.
    Müde war Emily an diesem Abend gewesen und dennoch glücklich, weil auch Aurora und Neil die Nacht in Marylebone zu verbringen gedachten.
    »Ich habe das vermisst«, sagte sie zu Aurora, als sie nun allein waren.
    »Was?«
    »Das hier.«
    Die beiden schwiegen.
    Gemeinsam.
    Wie sie es früher immer getan hatten.
    Dann sagte Aurora: »Wir werden fortgehen, Neil und ich.«
    »Ich weiß.«
    »Lord Nelson wird uns begleiten. Mit der Cutty Sark.«
    Emily wusste, dass dies Neil Trents Traum gewesen war, schon immer.
    »Du liebst ihn, nicht wahr?«
    Auroras Lächeln war Antwort genug. »Und du?«
    »Was meinst du?«
    »Liebst du Adam Stewart?«
    Emily schaute nach draußen.
    Dachte an all das, was geschehen war.
    »Ja, ich liebe ihn.«
    Die beiden Mädchen sahen einander an.
    Lange Zeit.
    Rotherhithe lag irgendwo dort drüben, jenseits des Frostflusses. Lange war es her …
    »Wir werden alles gemeinsam durchstehen, was?« Aurora Fitzrovia malte mit dem Finger etwas auf das Fensterglas. »Was da auch kommen mag.«
    Leise, ehrfürchtig flüsternd, als seien sie Bestandteil einer Zauberformel, wiederholte Emily die Worte. »Was da auch kommen mag.« Sie betrachtete das, was Aurora gemalt hatte, und drückte die Hand ihrer Freundin, die sie nie mehr loslassen wollte.
    Sie war kein Kind mehr und wusste, dass sie das unentdeckte Land ihres Lebens auf getrennten Wegen betreten würden. Auf Wegen, die sich vielleicht sogar wieder kreuzen würden, das hoffte sie so inständig, wie sie damals im Waisenhaus gehofft hatte, den Mauern von Rotherhithe entfliehen zu können.
    Doch noch immer schneite es in der Welt da draußen. Dort und in all den anderen Welten, von denen Waisenmädchen nur zu träumen vermögen, wenn sie des Nachts ihre Tränen in den Sternen erkennen.
    Die Welt ist gierig, und manchmal wirbelt sie Leben durcheinander, ohne vorher um Erlaubnis zu bitten. Emily Laing, die wusste, dass es selten Zufälle gab, erfuhr dies, als in den frühen Morgenstunden des neuen Tages ein in braunes Papier gewickeltes Paket Hampstead Manor erreichte. Peggotty brachte es in die Küche und überreichte es Emily, die müde und verschlafen ihren Kaffee schlürfte. Sie schaute nur ein einziges Mal auf den Poststempel und war augenblicklich hellwach.
    »Was ist es?«, fragte ich sie.
    Aurora, Neil, Mara und Adam reckten neugierig die Köpfe.
    Emily packte es aus.
    Schlug die Hände vor den Mund.
    »Wer schickt Ihnen denn so was?«, fragte Peggotty und begutachtete die alte Geige, die schäbig und staubig war und – mit Ausnahme der neuen Saiten – noch genauso aussah wie in dem Laden des Papiermundmannes in Prag.
    Tränen traten Emily in die Augen. Solche, die heiß brennen und selten kalt werden.
    Sie konnte nichts dagegen tun.
    Adam Stewart verließ wortlos die Küche und schlug wütend die Tür hinter sich zu.
    Emily berührte die Geige zögerlich.
    Rang um Fassung.
    Schaute in die Runde.
    Niemand sagte auch nur ein Wort.
    Langsam, ganz langsam, schloss Emily den Geigenkoffer. Dann verließ sie das Haus und ging in den klirrenden Wintertag hinaus. Zum Oxford Circus lief sie, und von dort aus weiter. Das Leben hatte die Stadt der Schornsteine wieder fest im Griff.
    Alles war so, wie es immer gewesen war.
    Bloß anders, irgendwie.
    Ich traf Emily Laing am Ende vor dem Brunnen am Piccadilly Circus. Dort, wo die Engel ein neues Zuhause gefunden hatten, tief in der Erde verborgen.
    »Es ist kalt«, sagte sie nur, als sie mich bemerkte.
    »So ist das im Winter.«
    Ich stellte mich neben sie und betrachtete den Engel auf dem Brunnen, der Pfeil und Bogen in den Händen hielt. »Ich habe Rima geliebt, und das tue ich immer noch«, sagte ich. »Daran habe ich niemals gezweifelt.«
    Schneeflocken fielen ihr ins Haar, und eine benetzte sogar ihr Mondsteinauge.
    »Ist das Leben immer so kompliziert?«, fragte sie.
    »Nein, Miss Laing. Das Leben ist eigentlich immer ganz einfach. Dumm nur, dass

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