Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die uralte Metropole Bd. 3 - Lumen

Die uralte Metropole Bd. 3 - Lumen

Titel: Die uralte Metropole Bd. 3 - Lumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Marzi
Vom Netzwerk:
tief durch. Seine hoch gewachsene Gestalt warf lange Schatten zwischen den Regalreihen. »Neil Trent ist zu uns gestoßen. Sie glauben, dass wir etwas wissen, das wir nicht wissen sollten.«
    Was, fragte sich Aurora, war also diese große Neuigkeit? Die Tatsache, dass die Black Friars mit Mushroom Manor paktierten? Nein, das konnte der springende Punkt nicht sein.
    »Was«, murmelte Tristan Marlowe, »versteckt sich hinter alldem?«
    Die Nebel flossen derweil durch die kalte Nachtluft auf das Museum zu, züngelten nach den Wänden und schluckten das Licht, das die Straßenlaternen warfen, verformten es zu Gebilden, die an schlechte Träume denken ließen.
    »Wir glauben, dass die Nebel mit Mushroom Manor im Bunde stehen.« Tristan Marlowe ging unruhig auf und ab, schaute dabei unentwegt nach draußen. »Emily und Master Wittgenstein wollen Mushroom Manor als den Schuldigen entlarven.« Er sah in die Runde. »Das würde also bedeuten, dass Mushroom Manor daran gelegen wäre, diese Informationen nicht in Mylady Manderleys Hände fallen zu lassen.«
    Aurora überlegte.
    Emily und Wittgenstein würden Mylady Manderley darüber in Kenntnis setzen, dass Lord Mushroom der versteckte Drahtzieher im Hintergrund war. Manderley Manor würde Vergeltungsmaßnahmen ergreifen. Es würde schon bald zu neuen Auseinandersetzungen in der Stadt der Schornsteine kommen. Hass und Zwist. Es wäre ein reichhaltiges Mahl für den Nyx, wenn er denn noch lebte. Doch weshalb waren die Nebel ausgerechnet hinter Neil her?
    »Es ist alles ein falsches Spiel«, stellte Tristan Marlowe fest. Das war die logische Schlussfolgerung. »Wenn sie uns daran hindern wollen, Wittgenstein und Emily von dem abzuhalten, was sie gerade zu tun im Begriff sind, dann …«
    »Spielen die beiden ihr Spiel.«
    »Wessen Spiel?«
    »Das der Black Friars.«
    Aurora dachte an das, was Lord Uriel ihnen mitgeteilt hatte.
    An die Mala’ak ha-Mawet.
    Lord Gabriel.
    Wer, fragte sie sich erneut, ist wirklich der Drahtzieher im Hintergrund?
    Draußen waren die Nebel so dicht geworden, dass man den Bedford Square kaum mehr erkennen konnte.
    »Aber stehen die Black Friars und Mushroom Manor nicht auf derselben Seite?«
    Draußen auf dem Platz neben dem Museum stürzte sich Londons Efeu auf die Nebel, floss in die graue Masse hinein und zerriss sie in schmutzig im Schneegestöber treibende Fetzen.
    Tristan Marlowe suchte nach einer Antwort. Die es nicht gab. Zu sehr drehten sich die Fakten im Kreis. »Die Lügengespinste zu durchdringen sollte im Moment nicht unser Problem sein.« Es musste gehandelt werden. Marlowe schaute zum Bedford Square hinunter, wo immer neue Nebel auftauchten und ihre Kräfte mit denen des alten Londoner Nebels maßen. »Die Nebel haben es auf uns abgesehen, und auch wenn Londons Efeu sich mit ihnen beschäftigt, so sollten wir die Black Friars nicht vergessen.«
    »Sie meinen, wir sollten von hier abhauen«, fuhr ihm Neil ins Wort.
    Tristan Marlowe sah erneut nach draußen. »Sie sagen es.«
    »Aber wohin?«
    In die uralte Metropole hinab?
    Nach Manderley Manor?
    »In die Hölle«, tönte mit einem Mal eine Stimme, die vorher nicht da gewesen war.
    Unbemerkt war die Lichtgestalt in den Lesesaal eingedrungen. Ihre Augen tauchten die Bücher und Pergamente für Sekundenbruchteile in grelles Licht. Sariel trug die gleichen abgetragenen Klamotten wie vor wenigen Stunden am Oxford Circus.
    »Lord Uriel entsendet mich«, sagte er, und seine Stimme war ein Lied, so golden und glänzend wie der Sonnenaufgang über den Zinnen einer alten Stadt, »weil die Zeit drängt.« Er schüttelte sich wie ein Vogel und fixierte Marlowe. »Sie haben Lord Uriel gesagt, dass wir uns in Pandaemonium treffen sollen.«
    »Wer hat das gesagt?«
    Sariel nannte die Namen.
    Neil wirkte sofort beunruhigt.
    »Keine Angst«, beruhigte ihn Aurora, »die beiden sind dieses Mal auf unserer Seite.«
    Jedenfalls glaubte sie das.
    »Es gibt einen Weg dorthin, ein Portal.« Sariel schnüffelte. »Gleich hier.« Es war Feuer in seinen Augen, als er den Ausgang suchte. »Wo«, er richtete die Frage an Marlowe, »befindet sich sein Buch?«
    »Wessen Buch?«
    »John Miltons Buch.«
    Das verlorene Paradies.
    Tristan Marlowe verlor keine Zeit. Er griff sich Mantel und Gehstock, die er achtlos über eines der vierhundert Pulte im Lesesaal geworfen hatte, und ging voran.
    »Was ist mit Emily Laing und Master Wittgenstein?«
    »Man wird sich um die beiden kümmern.«
    »Wer?« Wie schon zuvor, so hatte

Weitere Kostenlose Bücher