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Die uralte Metropole Bd. 3 - Lumen

Die uralte Metropole Bd. 3 - Lumen

Titel: Die uralte Metropole Bd. 3 - Lumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Marzi
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Sie trug einen langen Mantel und schwarze Handschuhe aus Leder. Sie musste kurz vor uns hier eingetroffen sein, denn es befanden sich noch Spuren geschmolzenen Schnees auf ihren Schultern. »Bruder Holcroft, das teilten mir die Black Friars mit, ist kein Angehöriger ihres Ordens.«
    Mylady Manderley nickte. »Da hören Sie es.«
    »Die Black Friars«, stellte das Mädchen, das jetzt Myriel war, fest, »sind unsere Freunde.«
    Emily spürte, dass ich verunsichert war.
    Zwar mochte man meinem Gesicht keinerlei Regung ansehen, doch kannte mich das Mädchen mittlerweile wirklich gut.
    Was ging hier nur vor?
    War Neil nicht von den Black Friars verfolgt worden?
    Hatten die Black Friars nicht die Nebel nach London gebracht und uns daran hindern wollen, die Ermittlungen in diesem Fall zu übernehmen?
    Etwas stimmte hier nicht.
    Sie wollten nicht, dass wir Mylady Manderley den wahren Schuldigen präsentierten.
    »Die Black Friars«, sagte Miss Monflathers vernehmlich, »haben sogar dafür Sorge getragen, dass, sollten die Nebel tatsächlich dem Haus von Blackheath unterstehen, Manderley Manor diesen nicht hilflos gegenüberstehen wird.«
    Emily musste an Kew Gardens Hall denken.
    Sie öffnete ihren Mund.
    Doch gebot ich ihr zu schweigen.
    Das Mädchen spürte, was auch ich spürte.
    Etwas war hier nicht richtig.
    Wir wussten natürlich, dass Miss Monflathers Kontakte zu den Black Friars unterhielt, wie auch zu Manderley Manor. Trotzdem war ihr Auftauchen an diesem Ort und zu dieser Stunde … in höchstem Maße zufällig zu nennen.
    »Und bevor Sie sich die Frage zu stellen erdreisten«, kam mir Mylady zuvor, »wir haben von Kew Gardens Hall gehört, aber Manderley Manor hat nichts mit alledem zu tun gehabt.«
    Emily wusste nicht mehr, was sie tun sollte.
    Sie fühlte sich so hilflos.
    Die Gesichter ihrer Ahnen starrten auf sie herab, und die eisig kalten Blicke, die ihre kleine Schwester ihr zuwarf, ließen ihr das Herz gefrieren. Was ging nur vor in diesen Mauern? Hier, wo irgendwo der Leichnam ihrer Mutter aufgebahrt worden sein musste. Mia Manderley, die Richard Swiveller geliebt hatte. Nein, es war kein Fehler gewesen, ihn zu lieben. Nimmer! Jemandem sein Herz zu schenken war das einzige Glück, das einem in dieser gierigen Welt zuteil werden konnte.
    Emily dachte an Adam Stewart und hätte losheulen können.
    Vor Verzweiflung. Wut. Enttäuschung.
    Sie erinnerte sich an Mara, wie sie als kleines Kind im Waisenhaus im Raum der Neuzugänge gelegen hatte. Wie sie zum ersten Mal zu ihr gesprochen hatte. Vor dem alten Raritätenladen hatten sie gestanden. Richtiggehend gestrahlt hatte Maras Gesichtchen unter dem Schopf zerwuschelten rotblonden Haars. In die Arme genommen hatte Emily die Kleine. Mara hatte gegluckst vor Freude, und dann hatte sie Emily einen Kuss auf die Wange gedrückt und leise, doch gut vernehmlich, geflüstert: »Em’ly.« Einfach so. Es war das Glück kommender Tage gewesen, das Emily damals in den Schneeflocken hatte wirbeln sehen.
    Jetzt stand ihre Schwester da und hielt die Schneekugel in den Händen.
    Wales, der Tanz im Schnee.
    Nichts von alledem würde Emily jemals vergessen können.
    Myriel Manderley lächelte.
    Kalt.
    Berechnend.
    »Ich«, sagte sie stolz, »bin Myriel Manderley.«
    Dann ließ sie die Schneekugel fallen.
    In tausend Splitter zerbarst das Glas, und das Wasser und die Schneeflocken flossen über den Boden, bis Emily in einer glitzernden Pfütze stand, die aus ihren toten Träumen und Hoffnungen bestand.
    »Die Black Friars«, sagte Mylady Manderley, ohne auf das einzugehen, was gerade geschehen war, »haben bereits diesen Verdacht geäußert. Doch habe ich ihnen nicht glauben wollen.«
    Warum beschlich mich das Gefühl, gerade das Falsche getan zu haben?
    »Doch Sie, Wittgenstein, sind ein unparteiischer Ermittler. Das waren Sie immer schon. Ich schätze Ihren Scharfsinn und die Art, wie Sie arbeiten.« Die Worte verklangen in der riesigen Halle wie Weinen im Wind. »Doch sollten Sie die Gesellschaft der Ratten meiden.«
    »Meine Angelegenheiten, Mylady, bleiben meine Angelegenheiten.«
    Emily starrte noch immer auf das am Boden zersplitterte Glas.
    Was, fragte sie sich erneut, hat meine Großmutter nur mit Mara angestellt, dass sie so geworden ist?
    Antwort fand sie keine.
    Dafür aber hörte sie die Worte ihrer ehemaligen Schulleiterin: »Ich werde die beiden nach draußen begleiten.«
    Mylady Eleonore Manderley und ihre Enkelin würdigten uns keines Blickes mehr.
    Auf der

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