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Die uralte Metropole Bd. 4 - Somnia

Die uralte Metropole Bd. 4 - Somnia

Titel: Die uralte Metropole Bd. 4 - Somnia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Marzi
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Island.«
    Sie nickte. Das war mittlerweile unbestritten.
    »Er kam hierher, um dieses neue Land zu sehen. Und um seine Tochter in Sicherheit zu bringen. Roanoke Island sollte ein neues Paradies werden. Doch es wurde genauso verloren wie das andere auch«, sagte Tristan Marlowe.
    Seine Tochter aber überlebte.
    »Virginia Dare ist eine Nephilim.« Emily Marlowe war sichtbar unbehaglich zumute. »Sie ist das Kind eines Engels, gezeugt in Liebe mit einer Sterblichen.«
    »Aber sie ist nicht die einzige Nephilim«, sagte Tristan Marlowe.
    Emily schüttelte den Kopf. »Viele Engel zeugten ihre Kinder mit Sterblichen. Dieses Land wurde auf ihrer Nachkommenschaft errichtet. Ja, Miss Hawthorne«, benutzte auch Emily Marlowe nun die offizielle Anrede, »Amerika ist das Land der Nephilim. Es ist ein freies Land. Der Geist der Freiheit und des Lebens, er lebt hier in jedem Grashalm. Einige Nephilim gründeten eine eigene Stadt, an den Gestaden des Pazifiks, und ihren Eltern zu Ehren nannten sie diese Stadt Los Angeles – die Stadt der Engel. Ja, Amerika ist ein Land, in dem der Träumer, aus welchem Grund auch immer, nur eingeschränkte Macht besitzt. Er kann hier wandeln. Doch wir glauben, dass ihn das ungeheure Kraft kostet.«
    »Aber welche Rolle spielen wir?«, fragte Scarlet. »Was haben Sie mit all dem zu schaffen?«
    »Liegt das nicht auf der Hand?« Ich gesellte mich wieder zu der Runde an dem Tisch. »Wir sind die Köder, Miss Scarlet, nur die Köder. Lord Somnia ist lediglich an uns interessiert, weil wir ihn zu Mortimer Wittgenstein führen können, wie
er glaubt. Und Mortimer Wittgenstein kann ihn zum Lichtlord führen. Wenn die noch lebenden Engel keinen Anführer haben, dann wird es keinen Aufstand geben. So einfach ist das.«
    »Sie dürfen ihn nicht finden«, sagte Tristan Marlowe. »Es wird weder Ihre Mutter retten noch Sie selbst.«
    Scarlet schwieg. »Und Virginia Dare?«
    »Virginia Dare stellt sich jedem entgegen, der versucht, der Spur ihrer Eltern zu folgen. Deswegen hat sie Ihnen die Wendigo auf den Hals gehetzt. Sie wusste nicht, wer Sie waren, bis Sie es ihr sagten. Das erste Mal kamen Sie zu ihr, um ihre Hilfe im Kampf gegen die Wendigo zu erbitten.«
    »Ja«, erinnerte sich Scarlet. Ariel Van Winkle hatte sie dazu gebracht, über Croatoan nachzuforschen. Sie waren den Spuren gefolgt, bis Keanu sogar einen Weg gefunden hatte, bei Lady Solitaire vorzusprechen. Sie hatten gehofft, dass sie ihnen ihre Fragen beantworten würde.
    Und sie hatten ihr Fragen gestellt. Sie hatten wissen wollen, was es mit Croatoan auf sich hatte, und vieles mehr. Doch Virginia Dare hatte die Wendigo gerufen, und auf der Flucht war Keanu gestorben und Scarlet in die Winternacht geschickt worden.
    Battery Park.
    Dort hatte es begonnen.
    Jetzt war sie hier.
    Im Havisham’s an der Ecke Berry Street und 9th Street.
    »Aber was sollen wir jetzt tun?« Ich sah Mrs. Marlowe müde und zugleich streng an. »Was werden Sie beide tun?« Und dann waren wir bei der Frage, die wir uns von Anfang an gestellt hatten: »Warum haben Sie uns hergerufen?«
    Emily Marlowe musste nicht lange überlegen. »Wir werden
gar nichts tun«, sagte sie. Sie wich meinem Blick nicht aus, wirkte ein wenig trotzig, als sie mir antwortete. »Wir werden von hier fortgehen, vorerst. An einen anderen Ort, wo niemand zu uns kommt. Das sollten Sie auch tun. Das ist der Rat, den ich Ihnen gebe. Gehen Sie fort von hier. Die Dinge werden sich regeln, das haben sie immer getan.«
    »Das kann ich nicht tun«, sagte Scarlet. Sie klang wütend.
    »Dann wird Virginia Dare die Wendigo des Kojoten auf Sie hetzen, bis Sie tot sind.« Emily Marlowe schien keine Illusionen diesbezüglich zu haben.
    »Vielleicht gibt es einen anderen Weg.«
    Emily Marlowe schüttelte energisch den Kopf. »Ihr Vater wird schon wissen, was er tut. Ich vertraue ihm. Wenn er sich auf die Seite des Lichtlords stellt, dann wird dies eine Bewandtnis haben.«
    »Aber welche?«
    »Das hat er uns nicht gesagt. Er ist manchmal sehr eigen.«
    Ich sah Scarlet von der Seite an. »Na, das kenne ich.«
    Sie erwiderte den Blick.
    »Das ist alles?«, fragte Scarlet. »Deswegen sind wir hierhergekommen?«
    »Tun Sie nichts, ich bitte Sie darum.«
    »Deswegen haben wir den Abstecher nach Chinadowntown gemacht?« Sie wurde wütend, weil sie irritiert war. »Wir sind hergekommen, nur um gebeten zu werden, nach Hause zu gehen?«
    Emily Marlowe antwortete einfach: »Ja.«
    Sonst nichts.
    Ihr gesundes Auge funkelte

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