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Die uralte Metropole Bd. 4 - Somnia

Die uralte Metropole Bd. 4 - Somnia

Titel: Die uralte Metropole Bd. 4 - Somnia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Marzi
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allmächtige Träumer. So haben die Engel ihn genannt, so nennen wir ihn auch.« Sie seufzte. »Aber, um auf Ihre Frage zurückzukommen: Ja, wir glauben fest daran, dass genau das geschieht. Der Träumer hat seine Schöpfung schon immer für fehlerhaft gehalten. Denken Sie nur an die Sintflut, an Sodom und Gomorrha. Immer hatte er seine Hand im Spiel.«
    »Sie glauben, dass er alle Engel töten will?«
    »Er hat bereits damit begonnen.«
    »Und er ist erfolgreich.«
    »Er hat die Dreamings geschaffen, um die Menschen zu kontrollieren. Und jetzt leisten sie ihm treue Dienste bei der Ermordung der Engel.« Tristan Marlowe rieb sich müde die Augen.
    »Und Roanoke Island?« Ich ließ nicht locker. »Wie passt die Insel in dieses Spiel?«
    »Damals«, erklärte Emily Marlowe, »als die ersten englischen Schiffe die Neue Welt erreichten, da brachten sie wei ße Siedler als Kolonisten nach Roanoke Island. Wir wissen, wie das endete.«
    »Und dann kamen die ersten Engel nach Amerika.«
    »Mit der zweiten Expedition, die von John White geleitet wurde.«
    Sie wollten sich einen neuen Himmel erschaffen, weit fort von den Gebieten, über die der Träumer seit alter Zeit schon herrschte. Sie wollten nur leben, nichts weiter. Es waren die Engel, die damals an Lucifer geglaubt hatten. Ja, damals, während der großen Schlacht. Es waren die Engel, die ihr Paradies verloren hatten und es wiederfinden wollten. Doch als der Träumer herausfand, was sie vorhatten, da schickte er die
Dreamings nach Roanoke Island, und alle, die dort im Himmel von Croatoan lebten, mussten sterben.«
    »Croatoan war ein Himmel?«, fragte Scarlet. Sie hatte keine Ahnung, wie sie sich einen solchen Himmel vorstellen sollte. Bis vorhin hatte sie nicht einmal geglaubt, dass Engel wahrhaftig über die Erde wandelten. Aber manchmal akzeptierte man die Dinge, die einen umgaben, sehr schnell.
    »Die Schlafwandler sind nur die Pfadfinder und Fährtenleser. Sie spüren die Opfer auf. Sie brauchen ihre Körper, um sich fortbewegen zu können.« Emily Marlowe seufzte gequält. »Die Dreamings hingegen wandern von einem Traum zum nächsten. Sie wissen, dass die Lebewesen nur existieren können, wenn sie Träume haben. Sind die Träume jedoch tot, dann ist alles vorbei.«
    »Sie nehmen ihren Opfern die Träume fort. Sie fressen sie auf.«
    »Und die Opfer erstarren zu Eis.«
    Scarlet überlegte angestrengt. Etwas schien nicht richtig zu sein. »Aber wenn die Dreamings doch durch die Träume wandeln«, grübelte sie laut über ihrem Tee, »dann müsste es doch wirklich ein Leichtes für sie sein, uns zu finden.«
    Emily Marlowe schüttelte den Kopf. »Nein, wir sind Tricks ter. Sie können unsere Träume nicht sehen.«
    »Warum nicht?«
    »Fragen Sie nicht mich.«
    »Aber es muss doch einen Grund dafür geben.«
    »Es gibt für alles einen Grund«, gab ich zu bedenken.
    Emily zuckte die Achseln. »Die Dreamings können sich menschlicher Körper bedienen und sie zu Schlafwandlern machen. Die Schlafwandler können, wenn sie andere Menschen berühren, diese ebenfalls zu Schlafwandlern machen.
Bei denen, die Trickster sind, scheint das nicht zu funktionieren.«
    »Bei meiner Mutter hat es immerhin funktioniert.«
    »Sie ist aber nur ein Schlafwandler geworden, der passiv ist.«
    »Und die Engel?«
    »Die Dreamings können sie befallen, einfach so. Warum das so ist, kann ich nicht sagen.«
    Ich stand auf und begann unruhig im Raum umherzulaufen. »Die Engel sind die Geschöpfe des Träumers«, sagte ich, »vielleicht hat er mehr Gewalt über ihren Geist, weil er sie erschaffen hat.« Ich berührte einige der Buchrücken mit dem Finger. »Und die Trickster, wir alle hier, wir sind nicht seine Geschöpfe. Die Trickster sind ungewollt. Ein Missgeschick der Natur, wenn man so will.«
    Emily schwieg.
    Ich blieb vor einem Regal stehen und grübelte.
    »Was ist mit John White?«, fragte Scarlet in der Zwischenzeit in die Stille hinein. »Was ist wirklich auf Roanoke Island geschehen?« Mrs. Marlowe hatte den Himmel namens Croatoan erwähnt, immerhin.
    »John White«, sagte Tristan Marlowe, »hatte den Engeln von Roanoke Island seine einzige Tochter anvertraut.« Er ließ uns einen Augenblick lang erstaunt aussehen, dann fuhr er fort: »Ja, Lilith und er hatten ein Kind gezeugt, und sie wussten, dass der Träumer das Mädchen töten würde, erführe er von ihr. Schon in der Vergangenheit hatte er es nicht geduldet, dass Lilith und Lucifer Nachwuchs zeugten.«
    »Sie gaben das

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