Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die uralte Metropole Bd. 4 - Somnia

Die uralte Metropole Bd. 4 - Somnia

Titel: Die uralte Metropole Bd. 4 - Somnia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Marzi
Vom Netzwerk:
lauschten. Die nächtliche Geräuschkulisse trug das heulende Klagen erneut an unsere Ohren, und es bestand kein Zweifel daran, woher diese Geräusche kamen.
    »Wie weit sind sie noch weg?«, fragte Scarlet.
    »Hört sich noch weit an.« Christo Shakespeare zog ein Gesicht, sicher war er sich jedenfalls nicht.
    »Lasst uns einfach weitergehen«, schlug ich vor. Sofern Virginia Dare und der Kojote bemerkt hatten, dass wir in Hell Gate versucht hatten, in die Hölle zu gelangen, hatten sie sicher ihre Kreaturen nach uns ausgeschickt.

    Ja.
    Das Heulen war noch weit entfernt. Es half ein wenig, sich das immer und immer wieder zu sagen.
    Sie reiten auf dem Winterwind durch die Nacht , sagte Buster.
    »Klingt ja vielversprechend«, meinte Scarlet nur. Sie fragte sich insgeheim, ob die Engländerin, Mrs. Marlowe, den anderen einen Hinweis gegeben hatte. Sie hatte Emily Marlowe nicht gemocht. Warum genau, das konnte sie auch nicht sagen. Es war nur ein Gefühl gewesen, aber sie war es gewöhnt, auf ihre Gefühle zu hören.
    »Es ist nicht mehr weit«, stellte Christo Shakespeare fest.
    Am Ende, dachte Scarlet, als sie kurz zum Himmel hinaufschaute, kann der Streifenschwanzmungo sogar recht behalten. Die Wendigo waren immer noch stürmische Wolfswesen, die sich den Wind zunutze machen konnten. Sie wusste nicht, wie diese Wesen die Welt um sich herum wahrnahmen. Witterten sie ihre Beute? Hielten sie nach ihr Ausschau? War es eine Mischung aus beidem? Scarlet stellte sich vor, wie die Wendigo als Schneegestöber hoch am Himmel über die Stadt getragen wurden, wie sie durch die Straßenschluchten wehten und Ausschau hielten nach denen, die sie finden sollten.
    »Sie wissen noch nicht, wo wir sind«, bemerkte Christo Shakespeare. »Wenn sie es wüssten, dann wären sie bereits hier. Sie folgen nur den Anweisungen ihres Meisters, des Kojoten.«
    Wir blieben in Bewegung.
    »Glauben Sie«, fragte Scarlet, »die Wendigo ahnen, dass wir zur Kathedrale wollen?«
    »Wenn ja«, antwortete ich, »würden sie wohl schon bei uns sein.«

    Vielleicht lauern sie uns aber auch auf . Buster blinzelte in die Winternacht. Könnte doch sein, oder? Sie machen sich gar nicht erst die Mühe zu jagen. Sie begeben sich zur Kathedrale und warten. Ist doch viel einfacher. Wenn ich ein Jäger wäre, dann würde ich genau das tun.
    »Du machst einem Mut«, sagte ich. »Danke.«
    Er rümpfte die Nase.
    Wir liefen jetzt den kleinen Abhang hinunter zur Straße und hinterließen, das musste ich feststellen, große und breite Spuren im frischen Schnee. »Gut und schön«, sagte ich im Laufen, »aber der Gedanke ist nicht so abwegig, wie er uns erscheint.« Wir waren nicht mehr weit von der Columbia University entfernt. »Andererseits«, führte ich den Gedanken laut zu Ende, »könnte es aber auch sein, dass sie uns nicht dort erwarten.« Alle ahnten, was ich sagen wollte. »Weil sie nicht glauben, dass wir dorthin gehen.«
    »Was einerseits bedeuten könnte, dass es dort keinen Zugang zur Hölle gibt«, meinte Scarlet.
    »Und andererseits wieder bedeuten könnte, dass auch dieser Zugang von solch seltsamen Kreaturen wie jenen am Hell Gate bewacht wird und gar keine Gefahr besteht, dass wir dort eindringen könnten.«
    »Sie meinen, dass die Wendigo gar nicht hinter uns her sind, weil wir keine Gefahr für sie darstellen?«
    »Nun ja, könnte doch sein.«
    Das Heulen erklang erneut.
    Es klang jetzt körperlicher als noch zuvor, weniger wie ein Wind, der um die Häuserecken weht, sondern mehr wie ein Körper mit Fell und Krallen und einer bösen Absicht in den Augen.
    »Wir sollten uns dennoch beeilen«, schlug Christo Shakespeare
vor. »Ob wir uns jetzt irren oder nicht. Wir werden es herausfinden. Aber nicht hier in diesem Park.«
    So überquerten wir die Anhöhe.
    Der Morningside Park ist eine Felsaufwerfung, die den Stadtteil Morningside Heights von Harlem trennt. Nur eine Ansammlung von Gärten, die mit Fußwegen verbunden sind.
    Wir kamen an einer großen Figur vorbei, die auf einem Sockel stand. Sie trug einen Anzug, Bart und Hut.
    Christo Shakespeare blieb vor dem Denkmal stehen. »Das ist Carl Schurz«, sagte er.
    Scarlet fragte: »Und?«
    »Master Schurz«, erklärte Christo Shakespeare geduldig, »war ein deutscher Freiheitskämpfer, der in der Märzrevolution anno 1848 kämpfte und dann nach Amerika auswandern musste. Er schaffte es bis zum Innenminister. Das hier ist sein Denkmal.«
    Scarlet sagte erneut: »Und?« Sie klang

Weitere Kostenlose Bücher