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Die uralte Metropole Bd. 4 - Somnia

Die uralte Metropole Bd. 4 - Somnia

Titel: Die uralte Metropole Bd. 4 - Somnia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Marzi
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werden , sagte Buster Mandrake. Er nahm Witterung auf und fragte dann: Wer bewacht eigentlich das Boot?
    Alle warfen ihm einen nervösen Blick zu.
    Schon gut, ich bin still .
    »Da drüben!«
    Scarlet war diejenige, die es aufhob.
    »Was ist das?«
    Sie hielt es ins Licht. »Ein Kinderschuh.«
    Wir blickten angestrengt ins Dunkel.
    Irgendwo in der Finsternis war ein Schnalzen zu hören. Es näherte sich, wurde lauter. Es klang wie Stöcke, die auf Stein schlugen.
    Wir hielten inne.
    Lauschten.
    Etwas war in der Dunkelheit. Etwas, was ebenfalls innehielt. Und ebenfalls lauschte.
    Dann war es vorbei.
    Schnelle Schritte näherten sich uns.
    »Was ist das?« Scarlets Stimme klang beunruhigt. Sie trat einen Schritt nach hinten.
    Ein zirpender Schrei ertönte.
    »Was, in aller Welt, macht solche Geräusche?« Christo Shakespeare hielt die Fackel höher, ohne Erfolg. Sie machte nur die ersten Stufen sichtbar, doch alles, was dahinterlag, blieb ein Geheimnis.

    Der zirpende Schrei war noch nicht verklungen, da folgte ein zweiter Schrei.
    »Was immer da kommt«, gab ich zu bedenken, »es sind zwei.«
    Scarlet berührte die rechte Pfote des Streifenschwanzmungos.
    Wir sollten hier abhauen , sagte Buster.
    »Okay«, sagte ich.
    Dann sahen wir es.
    Es war eine riesige insektenhafte Kreatur, die sich uns wie ein Schattenriss näherte. Sie lief auf vielen Beinen. Ihre Kieferzangen bewegten sich tastend, die großen Insektenflügel waren an den dürren Körper angelegt. Die Kreatur kam schnell näher. Sie lief am Boden, an den Wänden, an der Decke. Sie stieß schnarrende, zirpende Geräusche aus, klickende, klackende Laute, die nichts Gutes verhießen.
    Hinter ihr ertönten weitere Geräusche. Noch mehr Beine.
    Scarlet musste an einen Ameisenhaufen denken. Daran, was wohl geschehen würde, wenn sich ein Mensch, der ganz winzig wäre, in einen Ameisenhaufen hineinwagte. Sie fühlte sich, als wäre dies jetzt der Fall. Ja, sie war jetzt diejenige, die dumm genug gewesen war, in den Ameisenhaufen hinein zusteigen.
    »Miss Scarlet!«
    Christo Shakespeare zupfte sie am Ärmel. »Zurück!«, schrie er.
    Wir liefen.
    Rannten.
    Wenn dies wirklich der Eingang zur Hölle war, dann legte jemand großen Wert darauf, dass niemand hindurchschlüpfte, der unerwünscht war.

    Wir stolperten nach draußen, sprangen ins Boot.
    Shakespeare warf den Motor an, und Ticktock und seine Artgenossen, die während unseres kurzen Aufenthalts in der Grotte hinzugekommen waren, entfernten sich geschwind von der Grotte, da auch sie die lauten Geräusche der Insektendinger hörten.
    Dann waren sie da.
    Es waren viele.
    Sie verließen die Grotte nicht, blieben im Dunkel. Alles, was wir sahen, waren dürre Insektenbeine, mit Stacheln bewehrt. Sie zuckten nach draußen. Da waren Flügel, die surrten, und Facettenaugen, die böse stierten. Aber keine der Kreaturen verfolgte uns in die Sümpfe. Sie blieben in der Grotte. Sie waren nicht auf Beute aus.
    Doch der Durchgang, das war nun klar, blieb uns verwehrt.
    Nie und nimmer würden wir an diesen Dingern vorbeikommen.
    Unmöglich!
    Absolut unmöglich.
    Während Scarlet, Buster und ich zur Grotte starrten, wo die Insektenbeine nun in der Finsternis verschwanden, steuerte Christo Shakespeare das Boot zurück zu dem Platz, an dem wir es bestiegen hatten.
    »Was jetzt?«, fragte ich.
    Scarlet lehnte sich im Boot zurück und schloss die Augen. Es musste noch einen anderen Weg geben, der in die Hölle hinunterführte. »Ich weiß es nicht«, murmelte sie.
    Buster saß auf ihrem Schoß und beobachtete Ticktock. Der Alligator geleitete uns.
    Ich habe es euch ja gesagt , waren seine Abschiedsworte. Niemand
geht in die Grotte hinein und kommt glücklich wieder heraus. Hell Gate ist ein Ort, den man meiden sollte. Immer.
    Scarlet dachte an den Kinderschuh. Sie hatte ihn vor Schreck fallen lassen, als die Kreatur auf sie zugestürmt war. Er lag jetzt noch immer in der Finsternis, und niemand würde ihn aufheben. Er war hellblau gewesen.
    Sie warf einen letzten Blick zurück.
    Die Neverglades lagen friedlich da. Hell Gate war am anderen Ende des Sumpfs.
    Scarlet dachte an das Kind.
    An Jake.
    Keanu.
    Dann verließen wir die Bayous.
    Wir gingen den langen Weg, den wir gekommen waren, zurück. Schweigend, nachdenklich, weiter und weiter. Erschöpft stapften wir die Tunnel entlang, stiegen Treppen hinauf, sahen Rohre, die schon eben unseren Weg gekreuzt hatten. Es war ein langer Aufstieg aus der uralten Metropole hinauf zur Upper

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