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Die uralte Metropole Bd. 4 - Somnia

Die uralte Metropole Bd. 4 - Somnia

Titel: Die uralte Metropole Bd. 4 - Somnia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Marzi
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wirklich so alt ist, wie er immer zu sein vorgibt. Er ist nun einmal listenreich, ein Betrüger, ein Schurke.«
    »Sie kennen ihn?«
    »Ich bin ihm noch nie begegnet. Aber ich habe von Streichern gehört, die das Vergnügen hatten.«
    »Was haben sie gesagt?«
    »Nichts.« Queequeg begegnete ihrem Blick.
    »Nichts?«
    »Nein, nichts. Sie waren tot.«
    »Hat er das getan?«
    »Der Kojote?«
    »Ja.«
    Queequeg sog lange an seiner Pfeife. »Der Kojote ist wankelmütig, heißt es.«
    Scarlet atmete tief durch, dann fragte sie trotzig: »Wo finden wir ihn?«
    »Er hat keine feste Residenz, er ist immer in Bewegung, das ist seine Art.«
    »Aber Sie können herausfinden, wo er sich aufhält?«
    »Sie lassen nicht locker, was?«
    »Nein.«
    Queequeg nickte stoisch. »Wir können die Spinnen fragen.«

    Hatte sie richtig gehört? »Spinnen?«
    »Ja, die Spinnentiere. Die Arachniden. Sie leben direkt in der Nachbarschaft, sozusagen.«
    »Eigentlich«, meinte Jake, »leben sie überall.«
    Scarlet wusste nicht, ob sie sich über diesen Plan freuen sollte oder nicht. »Die Spinnen bringen uns zu dem Kojoten. Und der Kojote bringt uns, wenn wir Glück haben, zu Lady Solitaire. Habe ich das richtig verstanden?«
    »Wenn er uns hilft, dann werden wir Lady Solitaire finden, da bin ich mir sicher.«
    »Aber wird er uns auch wirklich helfen?«
    »Wer? Der Kojote?«
    Sie nickte. »Ja, der Kojote.« Wer sonst?
    »Das weiß man vorher nie.« Queequeg war immerhin ehrlich. »Aber wenn jemand weiß, wer zum Beispiel wirklich hinter ihren Kreaturen, den Wendigo, steckt, dann ist es der Kojote. Er hat Kontakte zur Lykopolis von Liberty Island. Wenn einer in wölfischen Dingen Bescheid weiß und die wölfischen Plots zu durchschauen vermag, dann ist es der Kojote.«
    »Sie würden uns also führen?«
    Queequeg nickte. »Seid meine Gäste. Wann sollen wir aufbrechen?«
    »Sofort«, sagte Scarlet schnell. »Wir haben keine Zeit zu verlieren.«

KAPITEL 11
    DIE BRÜCKE DER SEHNSÜCHTE
    Die Zeit tickte laut und drängend wie ein Krokodil, und sie war nicht auf ihrer Seite, dessen war Scarlet sich sicher. Sie musste endlich in Erfahrung bringen, wer sie war. Wenn sie dafür in Kauf nehmen musste, sich in Gefahr zu begeben, dann war das eben so. Manchmal musste man nun mal mutig sein und durfte weder zurück noch zur Seite blicken. Da war nur der Weg, dem man beständig folgen musste. Nur eine rätselhafte imaginäre Straße, gepflastert mit gelben Steinen.
    Follow the yellow brick road.
    Es war, am Ende, wie in dem Lied.
    Scarlet war sich bewusst, wie gefährlich das Spiel war, auf das sie sich hier eingelassen hatte.
    Die Straße, der sie nun so bereitwillig folgte, würde sie hoffentlich zu Lady Solitaire bringen. Eine Reise in die Vergangenheit würde es sein, zurück an ferne Orte, dorthin, wo jemand mit dem Gesicht, das sie aus den Spiegeln heraus anschaute, und dem Namen Scarlet Hawthorne nur darauf wartete, dass man ihn endlich entdeckte. Die rätselhafte Lady Solitaire war der Schlüssel zu dem Leben, das sie einst geführt
hatte. Sie war die Tür, die Scarlet durchschreiten musste. Sie war die Lösung.
    Wie so oft im Leben waren die Dinge im Grunde genommen ganz einfach.
    Folge nur der Straße, suche nach Lady Solitaire, und stelle ihr dann die richtigen Fragen.
    War das alles?
    Konnte es denn wirklich so einfach sein?
    Würde sie dort endlich erfahren, wonach es sie so verlangte? Oder war Lady Solitaire nur eine Schattengestalt, die jemandes anderen Fäden zog und still und heimlich die Marionetten in Gotham tanzen ließ?
    Wie dem auch war – es gab nur einen Weg, es herauszufinden.
    Follow the yellow brick road.
    Der Weg, auf dem sie gerade wandelte, würde sie zum gro ßen Oz führen. Und mit ein wenig Glück gab es so etwas wie die roten Schuhe, die sie sozusagen zurück nach Kansas bringen würden. Dorthin, wo alles begonnen hatte. Dorthin, wo noch Menschen sein mussten, die sie kannten, die auf sie warteten, die sie vermissten, die sich sorgten.
    »Alles okay?«, fragte Jake neben ihr.
    »Nein.« Die Antwort kam schnell und hart und ehrlich.
    Jake sagte nichts, dafür ging er dicht hinter ihr her, allzeit wachsam und um ihr Wohlergehen besorgt. Er schaute oft zu ihr, suchte in ihrem Gesicht heimlich nach Hinweisen auf ihr Befinden. Er glaubte wohl, dass sie die Blicke nicht bemerkte.
    Tat sie aber.
    Trotzdem.
    Sie sagte nichts, ging einfach nur weiter.

    Follow the yellow brick road.
    Die Schritte hallten von den Wänden wider, und

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