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Die Vagabundin

Die Vagabundin

Titel: Die Vagabundin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Fritz
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und kommt gut heim.»
    «Grüß Euch Gott, Herr Pfarrer.»
    Damit setzte sich die seltsame kleine Karawane wieder in Bewegung.
    Wie gern hätte sie dem Pfarrer entgegengeschrien, dass er sie von seinen Gottesdiensten her kannte, dass sie der Schneiderbursche vom Herrenhof war. Und dass der Ährenfelser sie entführt hatte, mit den abscheulichsten und allersündigsten Absichten. Aber der Pfarrer würde ihr kein Wort glauben.
    Nein, mit Mutwillen und Gewalt erreichte sie im Augenblick gar nichts. Sie musste in kleinen Schritten vorgehen. Erleichtert spürte sie, wie die Hoffnung in sie zurückkehrte. Hatte sich nicht bislang aus jeder Zwickmühle ein Törchen für sie geöffnet?
    «Edler Herr von Ährenfels», rief sie, so freundlich es ihr möglich war. «Könntet Ihr mir wenigstens den Sack vom Kopf nehmen? Ich will auch keinen Aufstand mehr machen, ich schwör’s Euch.»
    «Aha, unser falsches Schneiderlein wird vernünftig. Bartlome, nimm ihr den Sack weg und gib ihr ein Batzerl Brot. Aber keine Zicken, mein liebes Kind, ich warne dich.»
    Das grelle Licht stach ihr in die Augen, als Eva sich umblickte. Hier war das Land um einiges bergiger und waldiger als beim Gutshof, und dem Stand der Sonne nach ging es in Richtung Norden. Vor ihr, auf zwei kraftvollen, edlen Rössern,ritten der Alte und sein Hofmeister. Dicht neben ihr, wie sie selbst, schwankte auf einem knochigen Maultier der Knecht.
    Hungrig verschlang sie den Kanten Brot, den Bartlome ihr gereicht hatte. Die Verlegenheit stand dem Mauerwächter qualvoll ins Gesicht geschrieben.
    «Wie weit ist es noch bis zur Burg?», fragte sie ihn leise.
    Bartlome schüttelte den Kopf.
    «Weißt du vielleicht, wo Junker Moritz steckt?»
    Wieder erntete sie nur Kopfschütteln, und beinah ärgerlich sagte sie: «Was soll das? Waren wir nicht immer gut Freund gewesen?»
    Mit einem ängstlichen Blick nach vorn flüsterte Bartlome: «Ich soll nicht mit dir sprechen.»
    Sofort beffzte Roderich sie an: «Haltets das Maul, ihr beiden. Oder soll ich’s euch zubinden?»
    Etwa eine Stunde später – es hatte bereits zu dämmern begonnen – kehrten sie in einem vornehmen Landgasthof ein. Eva taten von dem langen Ritt alle Knochen weh, als Bartlome ihr aus dem Sattel half.
    «Los, ab in den Stall mit euch.» Der Alte schlug Bartlome grob gegen die Schulter. «Wenn du die Tiere versorgt hast, lass ich euch was zu essen bringen. Und vergiss nicht, dem Weib die Fußfesseln anzulegen. Nicht dass unser Goldtäubchen auf und davon fliegt.»
    Eine halbe Stunde später kauerte Eva auf einer Strohschütte, Hand- und Fußgelenke gefesselt, während sich Bartlome neben ihr ausstreckte.
    «Es tut mir leid, das alles», murmelte er. «Wie heißt du eigentlich? Als Weib, mein ich.»
    «Eva.»
    Sie schwiegen. Schließlich fragte sie: «Warst du schon mal auf der Burg?»
    Bartlome nickte. «Die klebt hoch oben auf einer Felsnadel, mit doppelter Ringmauer und Graben und einem einzigen Tor, das mit Zugbrücke und Fallgitter gesichert ist. Da kommst du so schnell nicht wieder raus, falls man dich gefänglich einlegt.»
    «Sind dort oft solche – solche gemeinen Weiber?»
    «Schon. Und es geht ihnen nicht schlecht, glaub ich. Aber warum fragst du? Was hast du mit diesen Huren am Hut?»
    «Bist du so tumb, oder tust du nur so? Warum werd ich wohl in Fesseln auf die Burg geschleift?»
    «Weil über dich Gericht gehalten wird, dachte ich.»
    Die Stalltür schwang auf, und Hartmann von Zabern stapfte herein.
    «Was ratschst du da wie ein altes Waschweib? Ist dir nicht verboten, mit der Gefangenen zu sprechen?»
    «Ja, Herr. Verzeiht.»
    «Hier, nimm. Wasser, Brot und ein Stückerl Schwarzwurst. Das muss reichen bis morgen früh. Wie viel du dem Weib abgibst, überlass ich dir. Aber ich warne dich: Halt deine dreckigen Pfoten im Zaum, sonst quetsch ich dir die Eier zu Mus. Und morgen bei Sonnenaufgang sind die Pferde gesattelt, verstanden?»
    «Ja, Herr.»
    Nachdem der Hofmeister verschwunden war, behielt Bartlome die Tür noch eine Zeitlang im Blick, dann zog er aus seiner Tasche ein mehrfach gefaltetes Papier.
    «Hör zu, Eva. Als der junge Herr heut Morgen vom Hof geritten ist, hat er mir das hier für dich gegeben. Der Alte darf es aber niemals erfahren, sonst komm ich in Teufels Küche.»
    Eva starrte mit stockendem Atem auf den Zettel in Bartlomes Hand, als enthielte er ein tödliches Gift.
    «Tu das weg», flüsterte sie schließlich kaum hörbar.
    «Aber ich muss es dir geben. Auf Leben und Tod,

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