Die Vampir-Brüder
– auch anders vorstellen...«
»Steig ein.«
***
In Ewell gab es einige Lokale zur Auswahl. Sie entschieden sich für eine Gaststätte, die in einem breiten Backsteinhaus lag, zu dem auch eine Metzgerei gehörte.
»Aber Rindfleisch esse ich nicht«, erklärte Sheila beim Aussteigen.
»Hast du denn Hunger?«
»Ja.«
»Ich auch.«
Zu dritt betraten sie die Gaststätte, die nicht leer war. An den Tischen verteilten sich fünf Gäste. Zwei sahen aus wie Vertreter, die hier ein spätes Mittagessen zu sich nahmen, die anderen beiden mussten Bewohner aus dem Ort sein, wobei die Männer keinen nüchternen Eindruck machten.
Ein junger Mann mit Halbglatze und langen Koteletten bediente vor und hinter der Theke. Er trug graue Jeans und ein schwarzes Hemd mit dem Aufdruck ›ICH MAG MICH‹.
Sheila, Evelyn und Bill suchten sich einen Tisch am Fenster aus. Er stand genügend abseits von den anderen Gästen. So konnten sie sich in Ruhe unterhalten und wurden auch nicht belauscht.
Der junge Mann trat an den Tisch und erklärte, dass es keinen Lunch mehr gab, sondern nur noch kleine Gerichte aus der Metzgerei nebenan.
»Wir wollen auch nichts essen«, sagte Evelyn. »Zumindest ich nicht. Dann nehme ich ein Wasser.«
Das bestellten Bill und Sheila auch.
Der Typ nahm es zur Kenntnis und verzog die Mundwinkel. Gäste, die Wasser bestellten, waren ihm wohl suspekt. Er brachte drei Fläschchen und drei Gläser, dann zog er sich wieder hinter die Theke zurück.
Bill war natürlich auf den Inhalt des Umschlags gespannt. Er hielt sich allerdings zurück und wartete ab, bis alle getrunken hatten.
Mit dem Taschenmesser öffnete der Reporter das Kuvert, schaute hinein und danach die beiden Frauen an. »Bilder sind es.«
»Hatte ich mir fast gedacht«, meinte Sheila. »Schließlich war Dolan Fotograf.
»Ist auch eine Nachricht dabei?«, erkundigte sich Evelyn.
»Nein.« Bill holte die Aufnahmen mit spitzen Fingern hervor und legte die vier Fotos auf den Tisch. Die drei rückten zusammen, um die gleiche Sichtperspektive zu haben.
Luke Dolan war ein Künstler und zugleich ein Pedant gewesen. Er hatte die Aufnahmen an der unteren Seite mit einem Filzstift markiert. Mit den Zahlen Eins bis Vier.
Auf den ersten Blick war nicht viel zu sehen. Alle Aufnahmen zeigten einen Strand und waren zudem nicht unbedingt sehr scharf, was Evelyn wunderte.
»So schlecht hat Luke nie fotografiert«, erklärte sie und schüttelte den Kopf. »Das kenne ich nicht von ihm. Es scheint, als hätte ein anderer sie gemacht.«
»Glaube ich nicht«, murmelte Bill.
»Wieso?«
Der Reporter beugte sich vor. Er schaute sich die Fotos genau an. Er sah auch die weißen, etwas verwaschenen Streifen an den Rändern. Dabei kam ihm eine Idee. »Ich zumindest gehe davon aus, dass Luke sie irgendwo abfotografiert hat.«
»Wovon denn?«, fragte Sheila.
»Keine Ahnung. Aber es könnte eine Leinwand gewesen sein, auf der die Bilder eines alten Film abliefen. Das hier sind fast Standfotos. Er hat den Film angehalten und die einzelnen Bilder der Reihe nach abfotografiert.«
Sheila und Evelyn schauten ihn an. Sie sagten zunächst nichts, bis die ehemalige Frau des Fotografen nickte. »So etwas traue ich ihm durchaus zu.«
Sheila tippte mit dem Finger auf ein Bild. »Und warum gerade immer das gleiche Motiv?«
»Damit wollte er uns auf etwas hinweisen.«
»Weiß ich selbst, Bill. Aber auf was?«
»Da müssen wir uns die Aufnahmen genauer anschauen«, erklärte er. »Du hast Recht. Es ist immer das gleiche Motiv. Aber weshalb sollte man uns das präsentieren?«
»Damit wir genauer hinschauen und gewisse Unterschiede erkennen. Die Fotos sind nicht grundlos nummeriert worden. Ich bin sicher, dass mehr dahinter steckt.«
»Okay, schauen wir genau nach.«
In der folgenden Minute breitete sich das Schweigen am Tisch aus. Niemand sprach mehr. Die Konzentration war da. Auch die übrigen Geräusche innerhalb der Kneipe waren vergessen.
Die Fotos waren nicht identisch. Aber man musste schon genau hinsehen, um zu erkennen, dass die Perspektive oder der Aufnahmewinkel sich doch leicht verändert hatte, auch wenn das Motiv gleich blieb. Der Strand, das Wasser und ein leicht erhöhter Hintergrund aus Dünen.
Die Blicke der drei Betrachter klebten an den Aufnahmen. Man konnte die Konzentration fast messen, die sich zwischen ihnen aufgebaut hatte. Bis Sheila das Schweigen brach.
»Ich glaube, ich hab’s!«
Von zwei Seiten wurde sie angeschaut. Für einen Moment genoss
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