Die Vampir-Flotte
stehen und schaute in den Hinterhof.
Der Messerheld lag noch immer auf dem Abfallhaufen. Diesmal jedoch war er nicht allein.
Gebückt stand vor ihm eine gewaltige Gestalt, die aus einem Alptraum entsprungen zu sein schien.
Vampiro-del-mar!
***
Die beiden Taucher merkten nichts.
Hier in der Tiefe und der absoluten Stille konzentrierten sie sich voll und ganz auf ihre Arbeit. Sie wollten den größten der Särge aufbekommen, was wiederum nicht so einfach war, denn ihre Schläge wurden durch das Wasser gebremst, und sie mußten doppelt soviel Kraft aufwenden, wenn sie etwas erreichen wollten.
Der Vampir, der seinen Sarg verlassen hatte, trieb weiter.
Eine günstige Strömung bewegte ihn auf die beiden Taucher zu. Hin und wieder schlenkerten seine Arme und Beine, als würden sie überhaupt nicht zu ihm gehören.
Immer näher kam er.
Es war Montana, der es schließlich schaffte, das erste Schloß zu knacken. Die Pickelspitze drückte er unter das Schloß und benutzte sein Werkzeug als Hebel.
Es klappte, das Schloß sprang auf, der schwere Riegel schnappte zurück.
Hinter seiner Tauchermaske grinste der Mann aus Montana. Er richtete sich wieder auf.
Das genau war sein Fehler.
Der Vampir griff blitzschnell zu. Die Finger krallten sich um den Luftschlauch, zerrten daran, und bevor sich Montana versah, hatte der Vampir ihm das Mundstück zwischen den Lippen hervorgerissen. So schnell und überraschend, daß Montana Wasser schluckte und vergaß, seinen Mund zu schließen.
Sofort perlten Sauerstoffblasen aus der Öffnung und zerplatzten unter der Decke.
Montana fuhr herum. Er spürte den Ruck im Rücken, denn der Vampir dachte nicht daran, den Schlauch loszulassen. Im nächsten Augenblick starrte der Taucher in das aufgedunsene Gesicht des Blutsaugers.
Er hätte geschrien, wenn er nicht unter Wasser gewesen wäre. So zeichnete sich der Schrecken auf seinem Gesicht ab. Seine Züge schienen zu erstarren. Er sah zu, wie sich die grauenhafte Gestalt ihm näherte und ihren Mund aufriß.
Dolchzähne blinkten…
***
Jetzt erst wurde Simon Rock aufmerksam. Auch er glaubte sich im ersten Augenblick in einem Alptraum versetzt, sah aber, daß es keiner war, denn sein Freund wurde angegriffen.
Rock schwamm auf ihn zu. Das Tauchermesser hielt er in der rechten Hand.
Damit stach er zu.
Er traf den Untoten in die Hüfte. Normalerweise hätte Blut aus dem Körper dringen müssen, doch das war nicht der Fall. Nicht ein Tropfen quoll aus der Wunde. Es war so, als hätte der Vampir überhaupt nicht bemerkt, daß er verletzt worden war.
Er wollte Blut!
Montana wurde gegen die Wand gedrängt. An seine Waffen dachte er nicht mehr, er wollte nur Luft bekommen, sonst würde er hier elendig ersticken. Doch der Blutsauger hielt nach wie vor den Preßluftschlauch fest.
Wieder stach Simon zu.
Diesmal traf er den Hals des grausamen Wiedergängers, und abermals erzielte er keinen Erfolg.
Der Vampir schüttelte sich nur und drückte Montana zu Boden. Simon zog das Messer aus dem Fleisch. Er hatte gesehen, daß es keinen Zweck hatte, es auf diese Art und Weise zu versuchen, deshalb mußte er zu anderen Mitteln greifen.
Er wollte den Luftschlauch. Zuerst mußte Montana das Mundstück zwischen die Zähne bekommen.
Da geschah es.
Auch Simon Rock hatte nicht mehr auf die anderen Särge geachtet. Bis auf den einen, dessen Deckel sie lösen wollten, lagen die anderen Oberteile ziemlich leicht auf den Särgen. Man brauchte nicht viel Kraft, um sie in die Höhe zu hieven.
Fünf Deckel öffneten sich.
Fünf Hände erschienen. Bleiche Krallen, die sich um die Ränder der Särge klammerten und sich in die Höhe zogen.
Fünf Vampire kletterten aus den Totenkisten, in denen sie so lange gelegen hatten…
***
Sie waren von einem wahren Blutrausch besessen, hatten die Jahrhunderte in den Särgen liegen müssen, und nun war die Zeit reif, wo man sie holte, denn sie hatten den Ruf ihres Kaisers empfangen. Das Wasser trieb die Gestalten hoch. Sie waren, wie auch der erste Blutsauger, in der Kleidung ihrer Zeit angezogen. Sie trugen noch die Lumpen der Seeräuber, und sie waren bewaffnet. Mit Enterhaken, Säbeln, Äxten, Kurzschwertern und gefährlichen Dolchen.
Eine Armada des Schreckens, die da auferstand. So lautlos, daß Simon Rock nichts hörte und Montana erst recht nicht, denn er stand schon kurz vor dem endgültigen Aus.
Der Vampir hielt noch immer den Luftschlauch fest. Aus der Öffnung des Mundstücks schäumten die Perlen wie
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