Die Vampir-Flotte
Wade.
Abermals spürte Rock den glühendheißen Schmerz. Und in einer wilden Bewegung stach er mit dem Messer zu. Er hatte das Glück, eine Hand zu treffen, die nach dem Luftschlauch greifen wollte. Die Klinge fuhr in den Ballen, und abermals drang kein Tropfen Blut aus der Wunde.
Die Vampire waren leer…
***
Rock schoß dem Boden zu.
Obwohl sein Bein schmerzte, zog er es an und stieß es wieder vor. Er wollte so schnell wie möglich weg und schwamm dicht über die Planken auf die Öffnung zu, die sich schattenhaft in der Lukenwand abzeichnete.
Drei kamen von oben, um ihn den Weg abzuschneiden.
Er schwamm schneller.
Ebenso schnell war Montana. Seine Arme hielt er ausgestreckt, die Hände waren Krallen, damit wollte er zugreifen und seinen ehemaligen Partner erwürgen.
Simon Rock zog das Messer hoch.
Ein breiter roter Streifen war plötzlich auf der Brust des Vampirs zu sehen. Dieser Untote hatte noch Blut, das jetzt aus der Wunde quoll und verlief.
Simon hatte Glück.
Die anderen waren um eine Idee zu langsam, und er schoß durch die Öffnung in den zweiten Stauraum hinein.
Die Lampe wies ihm den Weg. Der Raum war leer. Sein Herz machte einen regelrechten Freudensprung. Vergessen waren die Schmerzen, als er seinen Rücken durchbog und hoch glitt, denn dort befand sich die Luke.
Simon Rock schaffte sie und schwamm über das Deck des gesunkenen Schiffes. Er wandte sich sofort nach links, wollte raus aus dem verdammten Talkessel und hatte plötzlich das Gefühl, von einem Hammerschlag getroffen zu werden.
Vor ihm kreisten drei Haie.
Der Lampenstrahl fiel genau auf ein geöffnetes Maul der langen Zahnreihe.
Diesen Anblick verkraftete Simon Rock nicht. Er zögerte zu lange, zudem blutete er noch, und die drei Haie waren schnell wie der Blitz.
Plötzlich tauchte der erste Rachen dicht vor dem Gesicht des Tauchers auf.
Im nächsten Augenblick schnappten die langen Zähne zu. Das Wasser schäumte auf, eine Mischung aus Luftperlen und Blut entstand, und Simon Rock hatte ebenfalls das Schicksal ereilt…
***
Der Anblick traf mich ziemlich hart.
Vampiro-del-mar war ein Supermonster. Ein Kaiser der Vampire.
Allerdings der Uralt-Vampire, denn er hatte sie irgendwann vor langer Zeit angeführt, bevor er auf den Meeresgrund verbannt worden war.
Wieso und warum, das war mir bis heute ein Rätsel geblieben. Nur eins zählte. Ich hatte es mit dem wieder erstarkten Monster zu tun, das gegen Silberkugeln immun war.
Er war größer als ein Mensch. Ein halber Riese wie Tokata, der Samurai des Satans. Sein graues Haar schien nur aus borstigen Strähnen zu bestehen, das Gesicht wies Narben und Risse auf, und die Zähne waren am allerschlimmsten.
Es waren Reißer, die wie Stahlstifte in seinem Maul saßen. Besonders stachen natürlich die Eckzähne hervor. Sie waren so lang, wie ich sie noch nie bei einem Vampir zuvor gesehen hatte, so daß mich dieser Blutsauger an einen Säbelzahntiger erinnerte.
Was er mit diesem bärtigen Mann vorhatte, war klar. Er sollte auf die gleiche Art und Weise sterben wie Conchita, denn für mich gab es keine Zweifel, daß Vampiro-del-mar der Mörder des Mädchens war.
Ich schätzte kurz die Entfernung ab.
Okay, bis zum Hof mußte ich es packen können, das war kein großes Kunststück. Ich sprang.
Bis jetzt hatte mich der Kaiser der Vampire noch nicht gesehen, doch als ich hinter seinem Rücken aufkam und er das Geräusch hörte, da kreiselte der riesige Blutsauger herum.
Ich zog mein Kreuz. Es rutschte unter dem Hemd hervor und lag nun frei auf meiner Brust. Die Sonne schien darauf, das Metall reflektierte und schien grell zu explodieren.
Vampiro-del-mar vergaß sein erstes Opfer. Jetzt hatte er nur noch Blicke für mich.
Er wollte mich töten. Unbedingt und mit aller Macht. Jeder Vampir hatte Angst vor einem Kreuz, nur dieser nicht, denn er stammte aus einer Zeit, wo es noch keine christliche Religion gab und somit nicht dieses Abwehrmittel gegen Blutsauger.
Vielleicht hätte ich ihn mit Desteros Schwert töten können, aber das trug ich nicht bei mir.
Ich ließ ihn kommen. Wohl fühlte ich mich wirklich nicht, aber ich konnte den Bärtigen nicht den Krallen dieses Monsters überlassen. Das wäre mir hart gegen den Strich gegangen.
Die Gemme!
Ich hatte sie eingesteckt. Es war ein kleiner Stein, oval in der Form und sehr glatt an den Rändern. Er zeigte ein Motiv, eine Schlange, die sich selbst in den Schwanz biß. So sollte der ewige Kreislauf der Welt dargestellt
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