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Die Vampir-Polizei

Die Vampir-Polizei

Titel: Die Vampir-Polizei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Treffers hatte ich noch immer nicht verdaut. Aus diesem Grunde ging ich auch so gebückt, atmete durch den offenen Mund und schaffte es noch immer nicht, die Schleier vor meinen Augen zu verlreiben.
    Ich hatte zudem das Gefühl, etwas über dem Boden zu schweben, dennoch gelang es mir, die schlimme Szene zu sehen, die sich vor meinen Augen abspielte.
    Die Mutter hatte ihren Sohn gepackt!
    Beide lagen ineinanderverkrallt neben dem wippenden Korbsessel auf dem Boden. Die Blutsaugerin versuchte, ihre Zähne in den Hals des Mannes zu schlagen, der aufkeuchte, gleichzeitig stöhnte und sich auf die Seite drehte. Seine Mutter rollte auf ihn. Ihr Kopf zuckte einmal vor, unter ihr wollte sich Chet aufbäumen, das gelang ihm nicht mehr, weil ihn das Gewicht der Vampirin zu Boden drückte.
    Diese Szene konnte ich noch sehen, als ich stehenblieb und mit der Beretta schräg nach unten zielte.
    Ein Schuß reichte aus.
    Sie war nicht zu verfehlen. Die Kugel hatte sie tödlich getroffen und sie gleichzeitig von ihrem schrecklichen Dasein erlöst. Ich wollte nicht zuschauen, was geschah, bückte mich nur und schleifte die Frau zur Seite, bevor ich mich um ihre Tochter kümmerte.
    Sie hatte sich nicht gedreht und lag noch immer auf dem Rücken, beide Hände in Höhe der Gürtellinie um das Kreuz verschränkt. Nein, die Hände waren kaum noch vorhanden. Sie hatten sich aufgelöst. Verbrannte Klauen umschlossen mein Kruzifix, das ich ihr abnahm und einsteckte.
    Langsam drehte ich mich um. Mein Blick schweifte durch das Zimmer. Ich sah eine zweite Tür, öffnete sie, betrat ein schlicht eingerichtetes Bad mit einer Sitzbadewanne und sah mich selbst in einem fast blinden Spiegel.
    Kein weiterer Blutsauger lauerte mehr auf mich. Erst dann schaute ich nach Chet Zingara. Auch er lag noch.
    Ich hörte ihn jammern, umrundete den Schaukelstuhl und schaute auf ihn nieder.
    Unsere Blicke trafen sich. Angst flackerte in seinen Augen. Er bewegte die spröden Lippen. »Meine Mutter!« ächzte er. »Meine eigene Mutter wollte mich beißen…«
    Ich gab ihm keine Antwort, denn mir war aufgefallen, daß aus einer Wunde an seiner rechten Halsseite dunkles Blut quoll. Selbst hatte er sich diese Verletzungen sicherlich nicht beigebracht, er war gebissen worden.
    Dann konnte es sein, daß er ebenfalls zu einem Vampir wurde. Als ich mich zu ihm hinabbückte, wollte er etwas sagen. Ich schüttelte nur den Kopf, er hielt den Mund, und ich untersuchte seine linke Halsseite.
    Mit einem Taschentuch wischte ich das Blut weg und schaute mir die Einstiche an. Gütiger Himmel, hatte dieser Mann ein Glück gehabt! Er war von den beiden Vampirzähnen gebissen worden, aber die Spitzen waren nicht tief in den Hals gedrungen. Sie waren an ihm entlanggefahren und hatten Schrammen auf der Haut hinterlassen.
    »Du hast es überstanden, Chet«, sagte ich.
    Er blickte durch mich hindurch. Seine Gedanken drehten sich um den Angriff der Vampirin. »Die eigene Mutter!« hauchte er. »Die eigene Mutter wollte mich zu einem Blutsauger machen. Sie, die mich geboren hat. Mein Gott, das ist…«
    Ich ließ ihn weinen, zog ihn aber hoch und setzte ihn in den Schaukelstuhl. Dort sollte er zunächst einmal bleiben und sich erholen. Ich ging derweil durch den kurzen Flur. An der offenen Tür drängten sich die Neugierigen.
    Die Kampfgeräusche und der Schuß waren gehört worden. Die Polizei hatte keiner alarmiert, die war ja da, und zahlreiche Augenpaare starrten auf meine Uniform.
    »Es ist alles okay«, sagte ich, bevor ich die Tür vor ihrer Nase zuzog.
    »Es ist alles okay.«
    Danach ging ich wieder zurück.
    Chet Zingara hing im wippenden Schaukelstuhl. Ich mußte ihm zweimal die gleiche Frage stellen, bevor er mir sagte, wo ich den Whisky fand. Im toten Winkel der Tür stand eine kleine Kochplatte. Daneben ein weißlakierter Kunststoffschrank. Ich öffnete die hohe Tür und fand die zu einem Drittel gefüllte Flasche im obersten Regalfach. Ein Glas stand daneben. Der Doppelte würde Chet vielleicht auf die Beine helfen.
    Als ich ihm das Glas in die Hand drückte, schaute er mich dankbar an. Dann trank er.
    Viel Zeit hatte ich nicht. Diese Nacht war eine besondere. Da stand der Vollmond hell, klar und kalt am Himmel. Er sorgte für das nötige Vampirwetter, das die Bestien für ihre Bluttaten benötigten. Ein dumpfes Geräusch schreckte mich hoch. Das leere Glas war Chet aus der Hand gerutscht und auf den Holzboden gefallen, aber nicht zerbrochen. Meiner Ansicht nach hatte er viel

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