Die Vampir-Polizei
vernichten mußte, war klar. Trotzdem konnte ich nicht so einfach schießen, denn Chet besaß ein Recht auf eine Erklärung. Er hatte neben mir gestoppt und griff auch an mir vorbei. An der Türkante stemmte er sich ab.
»Jetzt weißt du Bescheid!« keuchte er. »Ja, und es ist gut so.«
Ich hörte ihn weinen und gleichzeitig Atem holen. »Ich wußte Bescheid. Ich habe es seit der gestrigen Nacht gewußt und sie eingeschlossen. Ich wollte zu ihnen, um alles rückgängig zu machen. Aber sie griffen mich an. Sie wollten mein Blut, verstehst du das?«
»Es sind Vampire!«
»Verflucht, das weiß ich selbst, aber es reicht mir nicht als Erklärung, zum Teufel!«
»Weshalb nicht?«
»Weil… weil… sie zwar anders sind, aber wir… meine Güte, es ist meine Mutter und meine Schwester. Kannst du dir vorstellen, daß sie mich aussaugen wollten? Wir haben gekämpft. Sie zogen mir ihre verfluchten Fingernägel durch das Gesicht, so daß ich anfing zu bluten. Sie waren irre. Sie rochen das Blut und kannten keine Gnade.«
»Man muß sie töten!« erklärte ich hart. »Willst du es tun?«
»Ja.«
»Nein, bitte nicht. Meine Mutter…«
»Doch, Chet, ich muß!«
In diesem Falle hatte ich sogar die Frau eines Freundes töten müssen, weil sie eine Blutsaugerin geworden war.
Marie Marek hatte die Frau geheißen. Ihr war die geweihte Silberkugel nicht erspart geblieben. Auch hier konnte ich nicht anders handeln.
»Gibt es denn keine Chance?« fragte Chet. Er faßte mich an und zog mich herum.
»Nein, keine!«
Wieder schauten wir uns ins Gesicht. Er hatte sich das Blut von der Haut wischen wollen, es aber nur mehr verschmiert. Dann nickte er zum Zeichen der Aufgabe, bis er mir plötzlich die Faust in den Magen stieß und mich mit dieser Attacke völlig überraschte.
Ich fiel gegen den Türpfosten, machte die Bahn für ihn frei, hatte Schwierigkeiten mit der Atmung und hörte das Schreien meines dunkelhäutigen Kollegen.
»Mutter!« brüllte er. »Mutter! Ich lasse dich nicht töten. Nein, du wirst leben… Ich bringe dich hier weg…!«
Er ahnte nicht, daß er genau in sein Verderben rannte, denn Blutsauger kennen keine verwandtschaftlichen Gefühle mehr. Ihnen ging es nur um das Blut der Menschen…
***
Suko wußte nicht, daß es sich bei der Gestalt aus dem Sarg um die Frau seines »Chefs« handelte, für ihn al ein zählte die Behinderung, denn die Blutsaugerin hatte es tatsächlich geschafft, ihn zu Boden zu schleudern und war dabei, sich auf den Inspektor zu werfen.
Wayne Mandell aber war so überrascht worden, daß er sich nicht rühren konnte. Er stand an der Tür und starrte in den Raum, in dem sich früher die Angehöri gen der Toten versammelt hatten, um der Predigt eines Pfarrers zu lauschen.
Elektrisches Licht brannte nicht. Wahrscheinlich waren die sechs Kerzen von den Blutsaugern angezündet worden. Ihre Flammen verbeugten sich im Windzug, der aus dem Freien in den Raum hineinblies. Endlich setzte sich Mandell in Bewegung. Erging mit steifen Schritten. Es kümmerte ihn nicht, was Suko tat.
Zwei Dinge hatte er entdeckt.
Einmal waren zwei Patrol Cars gestartet und weggefahren, zum anderen war noch ein Sarg belegt. Und aus ihm kletterte ein Polizist. Einer von Mandells Kollegen schob sich hervor. Er trug sogar noch die Uniform und sogar seine Mütze.
Unter dem gebogenen Schirm war das Gesicht eine bleiche Masse, in der selbst die Lippen kaum auffielen.
Und Mandell fühlte sich vom Blick dieser Gestalt wie hypnotisiert. Er ging auf sie zu und sprach den Blutsauger sogar mit seinem Namen an. »Hi, Willy, wie geht es dir?« Der andere gab keine Antwort. Erlegte seine bleichen Hände auf die Ränder der Totenkiste und stemmte sich in die Flöhe. Sehr langsam, als wollte er jede Bewegung genießen. In der Zwischenzeit kämpfte Suko gegen den weiblichen Vampir. Manchmal ist es wie verhext. Normalerweise war eine solche Gestalt für Suko kein Gegner, aber dieses blutgierige Wesen hatte es geschafft, den Inspektor rücklings gegen den Boden zu drücken, so daß es Suko nicht möglich war, seine Waffe zu ziehen. Er mußte sich auf seine Körperkräfte verlassen.
So stark Suko auch war, eine Höllenbraut wie die Vampirin war einem Menschen immer überlegen. Zudem würde sie nicht schlapp werden, die steckte jeden Tritt weg.
Es kam Suko darauf an, sie auf Distanz zu halten. Das schaffte er auch. Er hatte sein rechtes Bein anwinkeln können und rammte einige Male hintereinander das Knie vor.
Die
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