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Die Vampire

Titel: Die Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Newman
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gestorben«, knurrte er, »wie ein Held.«
    »Kommen Sie, kommen Sie, Iorga«, meinte Ruthven. »Ein wenig Humor kann doch nicht schaden.«
    »Wer waren die Übeltäter?«, fragte Carew.
    »Maskierte Männer«, antwortete Matthews. »Sie haben ein St.-Georgs-Kreuz bei dem Leichnam zurückgelassen. Ganz offensichtlich waren Sir Charles’ frühere Berichte über die Zerrüttung der Kreuzfahrer Christi in höchstem Maße fehlerhaft.«
    »Manche betrachten diese Attacke als Vergeltung für den Anschlag auf John Jago«, erklärte Ruthven. »Unterdessen prangen an den Mauern der ganzen Stadt schmale rote Kreuze.«
    »Mackenzie hält von Klatkas Mörder für einen Vampir«, sagte Sir Charles.
    »Absurd«, rief Matthews. »Ihr steckt doch alle unter einer Decke, ihr Gendarmen, und bemäntelt eure Fehler mit einem Schleier von Lügen.«
    »Halten Sie an sich, Matthews«, entgegnete Sir Charles. »Ich gebe lediglich die Aussage eines beobachtenden Beamten wieder. Ich für meinen Teil stimme durchaus mit Ihnen überein. Es ist höchst unwahrscheinlich, dass ein Vampir der Karpatischen Garde Böses wollte. Das hieße praktisch, die Hand gegen unseren geliebten Prinzgemahl zu erheben.«
    »Ja«, sagte Ruthven. »Wohl wahr.«
    »Was haben Sie bislang unternommen?«, fragte Carew, wobei sich sein finsterer Blick in eine zornesrote Miene verwandelte.
    Sir Charles seufzte. »Ich habe Order erteilt, jene Rädelsführer festzunehmen, die sich nach den Unruhen heute Nachmittag immer noch auf freiem Fuß befinden.«
    »Bei Sonnenaufgang sollen ihre Köpfe auf Pfählen stecken.«
    »General Iorga, wir gehen nach rechtsstaatlichen Prinzipien
vor. Zunächst einmal müssen wir die Schuld der Angeklagten fetstellen.«
    Iorga wischte derlei Nichtigkeiten mit einer unwirschen Handbewegung beiseite. »Bestraft sie alle, und lasst Gott über ihre Schuld urteilen.«
    Sir Charles fuhr fort: »Wir kennen die Kirchen und Kapellen, in denen sich Jagos Anhänger versammeln. Sie werden allesamt durchsucht. Bis morgen Nacht haben wir den Kreuzfahrern Christi das Handwerk gelegt.«
    Ruthven dankte dem Commissioner. »Exzellent, Warren. Ich habe den Erzbischof persönlich ersucht, die Kreuzfahrer zu Ketzern zu erklären. Sie werden fortan nicht einmal mehr auf dem Papier die Unterstützung der Kirche genießen.«
    »Wir müssen weitere Repressalien üben«, insistierte Iorga, »wenn wir der Fäulnis der Rebellion Einhalt gebieten wollen. Hundert sollen für von Klatka sterben.«
    Ruthven erwog diese Möglichkeit, ehe er wiederum das Wort ergriff. »Wenden wir uns nun dem eigentlichen Anlass unseres Zusammentreffens zu. Selbst wenn es nicht zu neuerlichen Gewaltsamkeiten gekommen wäre, hätte ich Sie in einer der kommenden Nächte hierherzitiert. Es handelt sich nämlich keineswegs um einen Einzelfall. Wir haben es der Öffentlichkeit bislang vorenthalten können, doch vor einer Woche warf während eines ordentlichen Besuches in Lahore ein Attentäter eine Bombe auf Sir Francis Varney. Sie ist zwar nicht explodiert, doch konnte der Täter unerkannt in der Menschenmenge untertauchen. Zu allem Überfluss kam es heute Morgen zu einer organisierten Meuterei in Devil’s Dyke. Obgleich sie niedergeschlagen werden konnte, verfolgen wir die Spuren mehrerer gefährlicher Empörer kreuz und quer über die Sussex Downs.«
    Sir Charles vermittelte einen geschlagenen Eindruck. Dies warf ein schlechtes Licht auf Scotland Yard. Und auf sein Regiment.

    Ruthven fuhr fort: »Silent enim leges inter arma, wie schon bei Cicero geschrieben steht. Wenn die Waffen sprechen, schweigen die Gesetze. Womöglich muss die Habeas-Corpus-Akte außer Kraft gesetzt werden. Der Prinzgemahl hat bereits den Titel eines Lordprotektors angenommen und sich somit die konstitutionelle Bürde aufgeladen, die ehedem auf den Schultern unserer werten Königin lastete. Gleichwohl mag es ihm sinnvoll erscheinen, seine persönlichen Befugnisse noch zu erweitern. In einem solchen Falle würden wir, die wir in diesem Raum versammelt sind, die gesamte Regierung Großbritanniens und seines Empires repräsentieren. Wir wären Minister des Königs.«
    Matthews wollte protestieren, doch er verstummte jäh. Wie auch Sir Charles war er ein Neugeborener und wurde in diesen Räumlichkeiten lediglich geduldet. Auf ihren Plätzen hätten ebenso gut Vampirälteste sitzen können. Oder Untote vom neuen Schlag, deren Lebensgewohnheiten mit denen eines Warmblüters nichts mehr gemein hatten. Mit einem Mal begriff

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