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Die Vampire

Titel: Die Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Newman
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träge vor sich hin wie Schlangen. In früheren Zeiten, als man nosferatu jagte wie pestverseuchte Ratten, waren sie am schwächsten, wenn sie Nahrung aufgenommen hatten, und versteckten sich in Särgen oder Gräbern. Ball sank mit halb offenem Mund in sich zusammen, sein Kinn war blutbesudelt.
    »Ich brauche einen Piloten«, sagte Winthrop leiser als geplant.
    »Da sind Sie bei uns goldrichtig«, meinte Cundall.
    Niemand meldete sich freiwillig.

    »Nehmen Sie Bigglesworth«, sagte Courtney. »Die Daily Mail nennt ihn einen ›Ritter der Lüfte‹.«
    Ein junger Lieutenant errötete leicht; kirschrote Flecken erschienen auf seinen kreideweißen Wangen. Courtney war offensichtlich Cundalls Zweitbesetzung für die Rolle des Stubenzynikers.
    »Lass gut sein, alter Knabe.«
    Unter missbilligendem Knurren bekundeten seine Genossen ihre Unterstützung für den Lieutenant. Die Bande von Schuljungen schien Courtney kein allzu großes Kopfzerbrechen zu bereiten.
    Major Cundall dachte nach und sagte: »Reichlich trübes Wetter zum Fliegen, meinen Sie nicht auch?«
    Winthrop rief sich Beauregards Unterweisung ins Gedächtnis und erklärte: »Der Diogenes-Club möchte einen Blick auf etwas Bestimmtes werfen. Ein einzelner Aufklärer könnte über den Wolken hinter die feindlichen Linien gelangen und dann hinabstoßen und Fotos schießen.«
    »Das reinste Kinderspiel«, meinte Cundall. »Mit der Nummer werden wir am Ende noch den Krieg gewinnen.«
    Winthrop ärgerte sich über den Geschwaderkommandeur. Nichts gegen ein wenig Schabernack, aber die Form musste gewahrt bleiben. Der Diogenes-Club pflegte seine Zeit nicht nutzlos zu vertändeln.
    Er requirierte einen Spieltisch und breitete die Karte darauf aus.
    »Das ist unser Ziel«, sagte er und deutete mit dem Finger darauf. »Uns sind seltsame Gerüchte zu Ohren gekommen.«
    Hellhörig geworden, traten die Piloten näher. Ball krabbelte seitwärts aus seinem Sessel und humpelte herbei. Um das Gleichgewicht nicht zu verlieren, klammerte er sich mit kalter Hand an Winthrops Schulter. Am Boden war Albert Ball ein untüchtiger
Krüppel, in der Luft jedoch war er flink und behände wie kein Zweiter, das As der Alliierten-Asse.
    »Das Château du Malinbois«, sagte der errötende Lieutenant. »Eine Hunnenstellung.«
    »Das erste Jagdgeschwader«, setzte einer seiner Kameraden hinzu, der fast ebenso rotes Haar hatte wie Albright.
    »Ganz recht, Ginger. Das gute alte JG1. Wir sind die besten Freunde.«
    »Richthofens Zirkus«, sagte Allard mit düsterer Stimme. Als er den berühmten Namen hörte, spuckte Ball verächtlich aus. Die blutige Schliere verfehlte die Karte und versickerte im Fries.
    »Kümmern Sie sich nicht um Ball«, bemerkte Ginger. »Seit der lumpige Lothar, der teuflische Bruder des Roten Barons, ihn vom Himmel geholt hat, liegt er mit ihm in Fehde. Familienehre und so weiter.«
    »Unseren Erkenntnissen zufolge ist das Château mehr als nur ein Quartier für deutsche Flieger«, sagte Winthrop. »Nachts gehen dort sonderbare Dinge vor. Es herrscht ein reges Kommen und Gehen von, ähem, ungewöhnlichen Gestalten.«
    »Und der Diogenes-Club will Fotos? Wir haben letzte Woche einen ganzen Schlag davon geschossen.«
    »Bei Tage, Sir.«
    Winthrop nahm die Hände von der Karte, die sich daraufhin zu einem Rohr zusammenrollte, und legte Fotografien des Château du Malinbois auf den Tisch. Flugabwehrfeuer, sogenanntes Archie, hing in schwarzen Wolken zwischen Schloss und Kamera.
    Winthrop tippte auf eines der Bilder. »Diese Türme sind mit Tarnnetzen umhüllt. Als wolle uns der Boche verheimlichen, was er im Schilde führt. Camouflage, wie unsere französischen Verbündeten wohl sagen würden.«
    »Das macht neugierig«, meinte Ginger.

    Cundall runzelte die Stirn. »Reichlich dunkel zum Fotografieren, wenn Sie mich fragen. Ich glaube kaum, dass die Bilder etwas werden würden.«
    »Sie wären erstaunt, wenn Sie wüssten, was wir aus einem dunklen Bild ersehen können, Sir.«
    »Mag sein.«
    Cundall nahm die Fotografien in Augenschein. Er legte die Hand auf den Tisch und trommelte mit seinen dicken, spitzen Fingernägeln.
    »Der Pilot hat eine Signalpistole. Er kann eine Leuchtrakete abfeuern, um etwas Licht auf die Sache zu werfen.«
    »›Eine Leuchtrakete abfeuern‹. Gar nicht dumm, bei Licht besehen«, sagte Cundall. »Ein schlechter Scherz, verzeihen Sie.«
    »Das JG1 wird über unseren Besuch entzückt sein«, meinte Courtney. »Womöglich rollt es sogar den roten

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