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Die Vampire

Titel: Die Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Newman
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streifte suchend umher. Er befand sich im Herzen des Hahnenkampfes. Camels und Gestaltwandler bevölkerten den Himmel, feuerten aus allen Rohren, zerfetzten Tragflächen und Lederschwingen. Eine Camel (Rutledge, dachte Winthrop) explodierte in einem Feuerball. Ein heftiger Schwall heißer Luft erfasste seine Flügel und drängte ihn zurück.
    Unter ihnen lag das Schloss. Und darüber hing ein riesenhaftes Etwas, das einen dunklen Schatten auf das Land warf.
    Rutledge war keinem Flieger des JG1 zum Opfer gefallen. Flaksperrfeuer pfiff ihnen um die Ohren. Schloss Adler war von Geschützen umringt. Archie explodierte unter Winthrop, ein Feuerteppich in der Nacht. Rauch trübte die Gläser seiner Brille und biss ihn in den Augen.
    Eine Fledermaus kam auf ihn zu, und Winthrop drehte ab. Er nahm eine Hand vom Steuerknüppel, zerrte sich die rußverschmierte Brille herunter und ließ sich den eisigen Flugwind ins Gesicht wehen.

    Er hob den Blick und erkannte, dass ein Zeppelin über dem Schloss stand wie ein gigantischer Ballon. Er schwebte in dünner Luft über der möglichen Steighöhe jeglicher Schwerer-als-Luft-Maschinen. Nur echte Ungeheuer konnten in dieser Höhe überleben, wo die Kälte das Blut in den Adern stocken ließ und aus wollenen Fliegerkluften eisklirrende Kettenpanzer machte.
    Allard gab das Signal zum Rückzug. Die Gestaltwandler landeten auf ihrem Turm und verschwanden hinter dicken Mauern.
    Winthrop war um seinen Abschuss betrogen worden. Womöglich war der Rote Baron längst tot. Allards Sieg. Halb wahnsinnig vor Wut, hielt Winthrop auf Schloss Adler zu. Ein Vampir ging auf der Landeplattform nieder, zog den Kopf ein und zwängte sich ins Schloss.
    Um sich einzuschießen, feuerte Winthrop eine Salve ab. Die Kugeln prallten jaulend gegen harten Stein. Von den Schüssen aufgeschreckt, wirbelte der zwischen Menschen- und Fledermausgestalt gefangene Flieger herum und stellte die Ohren auf. Winthrops nächste Salve traf ihn in die Brust und schleuderte ihn rückwärts gegen die Schlossmauer. Scharlachfarbene Fontänen brachen durch sein lichtes Fell. Ein sauberer Treffer. Mitten ins Herz.
    Sein siebter Sieg. Ein Sieg, der zählte. Ein Ungeheuer.
    Nein, offiziell würde er doch nicht zählen. Als seine Mordgier gestillt war, fiel Winthrop ein, dass er Allards Rückzugsbefehl missachtet hatte. Sein Abschuss würde unter keinen Umständen bestätigt werden. Zudem hatte er den Gegner am Boden beschossen und nicht in der Luft. Er hatte seinen Vorteil schamlos ausgenutzt.
    Dennoch, für ihn zählte der Sieg. Eines der Ungeheuer war tot.
    Das Ganze hatte nur wenige Sekunden gedauert. Er fügte sich
wieder in die Formation, schräg über Allard. Zwischen Brandberg, Lockwood, Knight und Lacey.
    Sie jagten davon. Das Archie war jetzt zu weit entfernt, um ihnen noch etwas anhaben zu können. Die Gestaltwandler hatten sich zurückgezogen. Das Luftschiff flog zu hoch, um seine Geschütze auf sie zu richten.
    Vierzehn hatten das Schloss angesteuert. Fünf kehrten zurück.
    Winthrop hatte Dandridge und Rutledge sterben sehen und geahnt, dass Severin sein Duell verlieren würde. Nun fiel ihm auch der Gestaltwandler mit dem Stück Menschenfleisch zwischen den Zähnen wieder ein, der den Kopf geschüttelt hatte, so dass das Blut nach allen Seiten spritzte. Auch dies musste ein Pilot gewesen sein.
    Die anderen waren gestorben, ohne dass er es überhaupt bemerkt hatte. Neun Männer für zwei Ungeheuer. Der Luftkampf hatte höchstens zwei oder drei Minuten gedauert.
    Die fünf Camels hatten die aufgehende Sonne im Rücken. Die hereinbrechende Dämmerung senkte sich über Winthrop wie eine schwere Decke, besänftigte sein Blut und verzehrte seine Kräfte. Sie überflogen die Linien.

39
In vorderster Front
    I hre Kiste pfeift ja aus dem letzten Loch«, sagte Colonel Wynne-Candy. »Mein Fahrer wird sich darum kümmern.«
    Kate, die mit den Eigenheiten eines Verbrennungsmotors nicht vertraut war, dankte dem Offizier, dessen Stabswagen im Schlamm am Straßenrand feststeckte. Er hatte gehalten, um ihre
Ambulanz vorbeizulassen, und litt nun an den Folgen seiner Galanterie.
    Seit dem frühen Morgen fielen fast unablässig Bomben. Der Feind hatte schwere Geschütze aufgefahren und beharkte die alliierten Schützengräben. Die Parole an der Front lautete: Kopf einziehen!
    Sie blickte in den bedeckten, schiefergrauen Himmel. Im Osten färbte Mündungsfeuer die düsteren Wolken rot.
    »Es ist doch nicht etwa jemand in der Luft?«
    Der

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