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Die Vampire

Titel: Die Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Newman
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Geschwaderkommandeur. »Ein Pilot. Als Rache für Hawker, Albright und Ball.«
    »Ball geht nicht auf Manfred, sondern auf Lothar von Richthofens Konto.«
    Schon wurden die Tatsachen verdreht. Winthrop hatte dem Baron kurz vor dem Ende eine Ladung auf den Pelz gebrannt. Er hätte den Abschuss für sich reklamieren können. Doch er zog es vor zu schweigen und spitzte die Ohren.
    »Man munkelt, dass er mit militärischen Ehren bestattet werden soll. Von wegen Sportsgeist und so.«
    »Man sollte ihm den Kopf abschneiden, ihm das verdammte Maul mit Knoblauch stopfen und ihn dann mit dem Gesicht nach unten und einem Silberpflock durchs finstere Herz an einer Wegkreuzung verscharren.«
    »Findest du das nicht ein bisschen übertrieben?«
    Winthrop hörte nicht mehr hin. Für ihn war dieser Krieg beendet.

    Kate fühlte sich so weit wiederhergestellt, dass sie ihren Platz einem Verwundeten abtreten wollte, der ihn nötiger hatte als sie. Also überließ sie Ediths jungen Mann sich selbst und hüpfte von der Wagenpritsche. Sie war noch etwas wackelig auf den Beinen.
    Bei jedem Schritt ergoss sich ein Sturzbach trockener Erde aus ihren Kleidern. Sie hätte hundert Jahre ihres Lebens für ein heißes Bad gegeben. Während die ersten Sonnenstrahlen in den Himmel sickerten, drängte sie sich durch die Menge und schnappte Klatsch, Gerüchte, Neuigkeiten auf.
    Die meisten waren sich einig, dass der deutsche Vorstoß zum Stillstand gekommen sei. Die einen meinten, die Alliierten hätten den Boche in eine Falle gelockt und ihn aus rückwärtigen Stellungen beschossen und vernichtend geschlagen. Die anderen glaubten, die Deutschen seien so tief in das Gebiet des Feindes vorgestoßen, dass die Soldaten den lieben Gott einen frommen Mann sein ließen, tatenlos durch die Gegend streiften und die reich bestückten Offiziersmessen der Alliierten plünderten. Nach Jahren des Hungers und der Blockaden wurde der Duft von frischem Brot dem Hunnen zum Verhängnis.
    Kate fragte sich, ob sie es jemals fertigbringen würde, über die vergangene Nacht zu schreiben.
    Sie lief ziellos vor sich hin. Es ging das Gerücht, dass Richthofen den Tod gefunden habe. Damit war der Fall erledigt.
     
    Bei Tagesanbruch suchten die Piloten in den Zelten Schutz. Winthrop rollte seine Fliegerkluft zu einem Kissen zusammen und streckte sich auf der Wiese aus. Die Frühlingssonne schien ihm ins Gesicht. Das Schlachtgetöse hatte sich verzogen.
    Chandler teilte ihm mit, dass drei seiner Kameraden des Geschwaders Condor auf einem anderen Hilfsflugplatz gesichtet worden seien: Cary Lockwood, Bertie und Ginger. Sie waren also doch nicht vollständig vernichtet worden.

    Ob vom JG1 noch jemand lebte? Aber das spielte keine Rolle. Ihr Anführer war tot. Der Schrecken war gebannt.
    Winthrop konnte Richthofen nicht länger hassen. Falls die Alliierten den Baron mit militärischen Ehren bestatteten, würde er sich als Sargträger zur Verfügung stellen oder freiwillig über dem Hunnenland aufsteigen und die Glücksbringer des Gestaltwandlers abwerfen. Das, so hoffte er, wäre sein letzter Flug.
    Das Rollfeld und die helle Sonne erinnerten ihn an ein früheres Leben. Kricket in Greyfriars. Frühlingsspaziergänge mit Catriona. Er musste einiges in Ordnung bringen. Ein wilder Schmerz in seinem Knie erinnerte ihn an das Niemandsland. Manches würde nie in Ordnung kommen.
     
    Kate entdeckte einen kleinen, munteren Bach. Alle Scham beiseitelassend, streifte sie ihre schlammstarrenden Kleider ab, breitete sie im Bachbett aus und beschwerte sie mit Steinen.
    Sie blickte an sich hinunter und sah den mit Blut und Dreck verschmierten Körper einer Wilden. Ihre notdürftig verheilten Wunden waren mit einer dicken Schorfschicht überkrustet.
    Eine Reihe von Soldaten pfiff und johlte im Vorübergehen. Da sie frisch aus Paris eingetroffen waren, hatten sie in den Folies-Bergère zweifellos Besseres zu Gesicht bekommen.
    Sie setzte sich in den Bach und badete im sonnenwarmen, bunt glitzernden Nass. Dann sank sie nach hinten wie Ophelia und ließ ihr Haar im Wasser treiben. Staub und Erde lösten sich von ihrer Haut und wirbelten davon. Sie schloss die Augen und versuchte zu vergessen.
     
    Die warmblütigen Männer hatten starken Tee gebraut. Da es keine Becher gab, trank Winthrop aus einem Napf. Endlich war ein zweiter Angehöriger seines Geschwaders eingetroffen. Jiggs, der Mechaniker, mit einer unglaublichen Geschichte von einem glänzenden
Paar deutscher Stiefel, denen er nur um

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