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Die Vampire

Titel: Die Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Newman
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ausgerechnet ihr als Erstes über den Weg zu laufen.
    »Penny«, sagte sie lahm. »Hallo.«
    »Sie sind alte Freundinnen, wie ich sehe«, schloss Kernassy nicht ganz zutreffend.
    »Graf Kernassy, dies ist Penelope Churchward. Wir kennen einander seit einer halben Ewigkeit.«
    »Eine halbe Ewigkeit ist für unsereinen gar nichts«, sagte er und ergriff galant Penelopes Hand.
    Die Engländerin setzte ein Lächeln auf, das wesentlich überzeugender als Malenkas Versuche war. Man musste sie gut kennen, um zu durchschauen, woran es ihm mangelte.
    »Da bist du also wieder, Katie«, sagte sie. »Du willst Charles besuchen, nehme ich an.«
    Zum Zeitpunkt ihres Todes war Penelope mit Charles verlobt gewesen. Dass sie zu einem Vampir wurde, setzte der Beziehung damals ein Ende. Geneviève hatte auch etwas damit zu tun, nicht aber die arme Brillenschlange Katie Reed. Sie fragte sich, ob Penny nicht wenigstens zum Teil wegen Charles in Rom war. Er hatte eindeutig den Dreh heraus, wie man Vampirdamen um sich scharte. Ganz ähnlich wie il principe.
    »Hast du ihn schon besucht?«, fragte Katie wider Willen.

    »In letzter Zeit nicht. Es geht ihm nicht gut. Er muss sich bald verwandeln, oder wir werden ihn verlieren.«
    In diese Richtung hatte Kate sich auch schon Gedanken gemacht. Dass Penelope eine solche Behandlung erwähnte, war nicht gerade ermutigend. Wenn es Pennys Idee war, war er wahrscheinlich strikt dagegen. Er würde doch vernünftig sein, wenn sich die letzten Wolken sammelten und der Schnitter seine Sense schärfte?
    Malenka schwebte herüber, ganz Zähne und Zitzen. Die Paparazzi hielten Schritt. Weggeworfene Blitzbirnchen zerbarsten zu Glaskonfetti. Penelope setzte ihre Sonnenbrille wieder auf und wurde vorgestellt.
    Wie der Graf versprochen hatte, geleitete sie ein Beamter an dem Gedränge vor der Passkontrolle vorbei. Die Hälfte der Passagiere aus dem Flugzeug waren Briten und bildeten den Anfang einer ordentlichen Schlange. Italiener drängelten sich vor und schüttelten freundlich die Köpfe über die Exzentrik eines Volkes, das dem Glauben anhing, dass es besser sei zu warten, bis man an der Reihe war, anstatt die besten Plätze zu ergattern.
    Kate war noch immer zu verblüfft über Penelopes Anwesenheit, als dass sie Schuldgefühle wegen des leichten Falles von Korruption hätte empfinden können, der zu ihrer Bevorzugung führte. Sie kannte tangenti - Bestechungsgelder - aus dem Krieg, als ohne Schwarzmarkt und der Parole »Eine Hand wäscht die andere« nichts gelaufen war. Der Frieden hatte in Italien nicht viel geändert.
    Der Graf begleitete Malenka. Ein hochgewachsener warmblütiger Chauffeur, den Penelope mit Klove anredete, trug ihr zahlreiches Gepäck. Malenkas Kofferset war von Vuitton, wie Kate auffiel. Penny und sie gingen nebeneinanderher und wussten nicht, was sie sagen sollten.
    Es war Jahrzehnte her.

    »Danke für die Beileidskarte, Katie. Eine freundliche Geste. Du warst schon immer so aufmerksam.«
    »Ich habe deine Mutter sehr gemocht.«
    Mrs. Churchward war 1937 gestorben.
    »Mama hatte dich immer sehr gern. Du warst die Vernünftige von uns beiden.«
    »Da bin ich mir nicht so sicher.«
    »Hast du eine Brut?« Penelope lächelte schneidend.
    Kate schüttelte den Kopf. Sie hatte sich noch nie dazu entschieden, jemandem den dunklen Kuss zu geben, ihr Geblüt zu vergrößern. Da müsste schon jemand ganz Besonderes kommen, hatte sie sich geschworen. Und nie jemand ganz Besonderes kennengelernt.
    »Ich habe mehrere Fangsöhne und -enkeltöchter. Es ist eine schreckliche Verantwortung, meine Liebe. Ich bin verpflichtet, das Geblüt der Godalmings zu erhalten. Zum Gedenken an den armen Art.«
    Arthur Holmwood, Lord Godalming, war Penelopes Fangvater, der Vampir, der sie verwandelt hatte. Wie Kate und Penny war auch er ein Neugeborener der 1880er-Jahre. Und hatte, wie viele ihrer Altersgenossen, seine natürliche Lebensspanne nicht überdauert. Eigentlich sollten Penelope und sie einander näherstehen. Sie waren beinahe die einzigen Überlebenden ihrer Welt.
    »Ich hätte mein eigenes Haus gegründet«, fuhr Penelope fort, »aber ich habe meine Pflichten. Was immer du über ihn denkst, wir stehen tief in der Schuld des principe, Katie. Ich weiß, du warst mit bei den Aufwieglern, die ihn aus England vertrieben haben. Aber ob es dir nun schmeckt oder nicht, er ist unser Führer.«
    Weder Kate noch Penny gehörten unmittelbar zu Draculas Geblüt. Ihnen waren einiges von dem üblen Erbe erspart

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