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Die Vampire

Titel: Die Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Newman
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war.
    Wahnsinniges Gelächter erfüllte den Raum.
    Er versuchte seinem Retter ins Gesicht zu sehen.
    Etwas zog den Mann in Rot weg, führte ihn zurück ins Schlafzimmer.

    Bond war zu kaputt, um aufzustehen und ihm zu folgen.
    Das Gelächter wurde lauter.
    Ihm wurde schwarz vor Augen. Er bekam kaum noch mit, wie jemand wild an die Tür klopfte und seinen Namen rief.

7
Die Lebenden
    S ie fuhren mit dem Aufzug nach oben, in einer Kabine aus poliertem Messing und hölzernem Gitterwerk. Vor der Wohnung zögerte Geneviève aus Sorge um ihre Freundin. Sie schloss noch nicht auf, sondern sah Kate an und fragte sich, wie sie ihre Befürchtungen in Worte kleiden sollte.
    »Es ist schon einige Jahre her, oder?«, fragte sie.
    »Charles war Ende neunzig, als ich ihn das letzte Mal gesehen habe«, sagte Kate. »Er war bereits alt. Ich werde schon keinen Schreck kriegen.«
    Da war sich Geneviève nicht so sicher.
    Die Warmblütigen alterten und starben. Sie nicht. Obwohl sie sich seit Jahrhunderten daran hatte gewöhnen können, ließ sie diese Tatsache oft bestürzt zurück, im Kampf gegen die Tränen. Ein ganzes Leben konnte doch nicht so schnell vorbei sein. Das war ungerecht.
    Carmilla Karnstein, ein Vampirmädchen, das Geneviève im achtzehnten Jahrhundert gekannt hatte, hatte um den Verlust von Freunden getrauert, als wären die Warmblütigen ihre Schoßtiere, die während der endlosen Menschenkindheit ganz plötzlich alt an Hundejahren geworden waren. Carmilla war auch längst tot, war aufgespürt und vernichtet worden. Anscheinend war sie nie
auf den Gedanken gekommen, dass ihre Lieblinge nicht gestorben wären, wenn sie nicht so angetan von ihnen gewesen wäre, dass sie dermaßen viel Blut von ihnen hatte trinken müssen. Das hatte schließlich zu ihrem Ende geführt.
    Die Warmen wie Haustiere oder Vieh zu behandeln, war eine Möglichkeit der Ältesten, mit ihrer Entfremdung von der Menschenzeit fertigzuwerden.
    In diesem Jahrhundert, wo es so viele nosferatu gab, hätte das anders sein müssen. Aber Geneviève hegte die Befürchtung, dass sie sich nicht ändern konnte. Evolution war Sache der Nachfolgenden. Vampire wie Kate Reed sollten mit so etwas fertigwerden.
    »Er ist jetzt über hundert, Kate.«
    »Dazu fehlt mir auch nicht mehr viel.«
    »Du weißt, dass es für uns anders ist.«
    »Ja. Tut mir leid. Das war eine dumme Bemerkung von mir.«
    Geneviève öffnete die Flügeltüren aus dunklem Holz. Sie waren zwei Meter siebzig hoch und passten eher in ein Schloss als ein Wohnhaus. In Rom schätzte man eindrucksvolle Eingänge.
    »Immer rein in die gute Stube«, drängte sie.
    Kate trat über die Fußmatte hinweg und stellte ihren Koffer ab. Sie sah sich in der Diele um, bewunderte die Bücherregale und Messinglampen.
    »Sehr viktorianisch«, sagte sie. »So kennt man Charles.«
    Geneviève hatte Schalen mit getrockneten Rosenblütenblättern aufgestellt, des Duftes wegen.
    »Komm hier entlang«, sagte sie und führte Kate um die Ecke des Flurs, Richtung Arbeitszimmer. Die Wohnung war geräumig, aber die Flure - und Küche und Badezimmer - waren eng, zwischen zwei große Zimmer, das Arbeitszimmer und ein Esszimmer gequetscht.
    Die Balkontüren standen auf, und eine abendliche Brise ließ
die Vorhänge wehen. Das letzte Stück Sonnenscheibe warf einen orangefarbenen Schleier über die Stadt.
    »Charles sitzt gern auf dem Balkon«, erklärte Geneviève.
    Von draußen kamen hektische Geräusche.
    »Charles- Chéri«, sagte Geneviève recht laut. »Kate ist da.«
    Sie ließ Kate stehen und trat auf den Balkon. Charles hatte es geschafft, den Rollstuhl mit den Füßen, die in Pantoffeln steckten, zu drehen, aber seine Hände konnten die Räder nicht bewegen. Er war frustriert über das Nachlassen seiner Kraft, aber eher amüsiert als verärgert. Er nahm die Gebrechlichkeit ebenso, wie er die Kraft stets genommen hatte, als etwas Relatives.
    Ohne erst gebeten werden zu müssen, rollte sie Charles nach drinnen. Kate wartete dort, mit feuchten Augen hinter den dicken Gläsern, und nestelte am Saum ihres Schottenrocks. Er lächelte, und seine Altersfalten dehnten sich. Er sah merkwürdig kindlich aus, fast wie ein Baby.
    Kate flog ihm entgegen und kniete sich hin. Sie ergriff seine Hände - was ihn wegen ihrer unbeherrschten Vampirkraft das Gesicht verziehen ließ - und legte den Kopf in seinen Schoß.
    »Charles«, seufzte Kate, »Charles.«
    Charles brachte ein hustendes Lachen zustande.
    »Steh auf und lass mich dich

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