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Die Vampire

Titel: Die Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Newman
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nach den Flammen, brüllte vor Schmerz wie ein Tier, stolperte in heller Panik umher.
    Bond stieß die Statue um, die auf dem polierten Holzfußboden im Flur zerschellte, dann balancierte er über Lehmbruchstücke auf die zerborstene Wohnungstür zu.
    Er hatte es gerade auf den Hausflur hinausgeschafft, da landete etwas in seinem Rücken und klammerte sich fest. Ein Bein schlang sich um ihn, legte sich um seine Rippen, tat seinen gerade erst gebrochenen Knochen Gewalt an.
    Kalte, steife Finger ergriffen seinen Kopf und schüttelten ihn, als wollten sie ihn von den Schultern lösen.
    Die Ballerina sang, während sie ihn zu töten versuchte; ein hohes, vollkommenes Wehklagen. Es verschmolz mit dem Pochen seines Blutes zu einem fremdartigen, bedrohlichen, verheißungsvollen Lied. Vor seinen Augen wurde alles scharlachrot. Die Porzellanarme, die mit Flecken gesprenkelt waren, zuckten im Takt der Blutmusik.
    Er warf sich um den Treppenabsatz, rammte den Rücken gegen die Wände, versuchte das merkwürdige Spielzeug loszuwerden.
    Der Riesenkiller kam mit geschwärztem Gesicht aus der Wohnung gewankt. Seine Stahlzähne klapperten wie langsame Kastagnetten des Todes.
    Bond kämpfte sich rückwärts weiter, bis er gegen die verschlossene Aufzugtür stieß.
    Hatte der Schläger Beauregard getötet, bevor er ihm gefolgt war? Dieser alte Herr war der Beste der ganzen Branche. Er hatte begriffen, wem er sich gegenübersah, und gewusst, was er tun musste. Selbst wenn Bond einmal die hundert erreichen sollte, würde er nie mit ihm gleichziehen können.
    Es war eher unwahrscheinlich, dass er die hundert schaffte. Zehn messerspitze Fingernägel arbeiteten sich ihren Weg durch seine Kehle. Er brach in die Knie, bog sich nach hinten.

    Auf den Händen krabbelte er so weit zurück, wie es ging, und tastete nach den Aufzugtüren. Seine Finger fuhren über die beweglichen Gitterstangen. Er streckte sich, fuhr die Krallen aus und bekam sie zu fassen.
    Die Türen teilten sich, und er stieß die Schultern nach oben, warf die Ballerina in den Schacht. Sie ließ mit einer Hand seine Kehle los und packte eine der Gitterstangen, hielt sich fest. Er wand sich und schubste, bekam sie aber nicht tiefer hinein.
    Der Riesenkiller sah mit boshaftem Interesse zu. Hinter seinen schmerzerfüllten Augen glomm Intelligenz.
    Im Aufzugsschacht klapperte etwas. Jemand war auf dem Weg nach oben.

10
Die neunschwänzige Katze
    L eicht zerstreut drückte Geneviève den Knopf für ihr Stockwerk und suchte in ihrer Handtasche nach den Schlüsseln. Sie gehörte zwar keinem lichtscheuen Geblüt an, aber irgendwie hatte sie es dennoch geschafft, die Schalterstunden der Bank zu verpassen. Und mochte die Welt sich noch so sehr verändern, deshalb verlängerte man dort noch lange nicht zugunsten des Volkes der Nacht die Öffnungszeiten.
    Ihre Geldanlagen warfen genug ab, um ihren Lebensunterhalt zu decken. Auch sollte sie sich besser allmählich mit Charles’ Investitionen vertraut machen, da sie davon ausgehen durfte, bald seine Vermögensverwalterin zu sein. Sie hatte ihm das Versprechen abgenommen, ihr nicht seinen gesamten Nachlass zu vermachen. Eine besonders abstoßende Variante, an Geld zu kommen,
stellte es für Vampire dar, einen glücklosen Sterblichen zu umgarnen, bis er einem seine gesamten weltlichen Güter vermachte, um dann auf das Unausweichliche zu warten, abzukassieren und sich dem nächsten Kandidaten zuzuwenden. Sie wollte nicht, dass die Welt sich an Charles Beauregard als den Trottel erinnerte, der sich von ihr hatte ausnehmen lassen.
    Der Aufzug fuhr unter dem üblichen Klappern und Rasseln nach oben. Sie fand ihre Schlüssel. Irgendetwas in der Luft erregte ihre Aufmerksamkeit.
    Vergossenes Blut. Eingesetzte Kraft. Ein Hauch von Cordit.
    Verdammt. Da ging es schon wieder los. Konnte sie Charles nicht einmal einen Nachmittag lang allein lassen?
    Kurz vor ihrem Stockwerk kam der Aufzug kreischend zum Stehen. Dann zogen ihn die Ketten weiter hinauf, Zentimeter nur. Metall kreischte - und noch etwas anderes.
    Durch die Kabinentür sah sie einen Rock herunterhängen. Ein zerbrochenes weißes Puppenbein trat aus.
    Auf dem Stockwerk waren Leute. Hamish Bond und ein flachköpfiger Ganove, den sie nicht kannte.
    Panik erfasste ihr Herz.
    War Charles verletzt? Oder Schlimmeres?
    Sie war noch nicht so weit. Trotz seines langsamen Wegdämmerns war sie noch nicht bereit, ihn zu verlieren. Noch ein paar Wochen. Oder wenigstens Tage. Es musste noch einiges

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