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Die Vampire

Titel: Die Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Newman
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es nicht im gesamten Raum zu sehen war. Geneviève zog die Decke über seinen Knien zurecht und griff darunter nach seinen Händen. Ihre Finger schlossen sich um etwas Kaltes. Bonds Waffe. Charles drückte sie ihr in die Hand. Sie beförderte sie unter der Decke hervor in ihre Achselhöhle, wo sie unter ihrem Umhängetuch verborgen war.
    Charles tätschelte ihre Hand. Sie küsste ihn auf die Stirn.
    »Herzergreifend«, kommentierte Brastow. »Wenn Sie nun so freundlich wären mitzukommen. Mr. Bond hatte einen anstrengenden Abend.«
    Als sie die Wohnung verließen, lag die Pistole in Genevièves Handtasche.
     
    Ihnen wurden die Augen verbunden, dann schob man sie in einen Daimler. Nach einer kurzen Fahrt half man ihnen aus dem Wagen und durch ein eisernes Tor hindurch, das über Kies schabte.

    »Sie merken sich sicher gerade die winzigsten Geräusche und Gerüche«, sagte Brastow. »Damit habe ich mir auch schon die Zeit vertrieben. Denn zu mehr ist das Ganze nicht nützlich. Es sollte mich sehr wundern, wenn Ihr Diogenes-Club mit unseren Adressen nicht auf dem Laufenden wäre.«
    Die Augenbinden wurden entfernt. Sie befanden sich in einem großen Garten mit unbestimmbaren Ruinen. Der Mann mit der Katze stand am Eingang eines Tunnels, der unter die Erde führte. Er ging vor. Geneviève und Bond folgten. Flachkopf übernahm die Nachhut.
    Der Gang war schmal und niedrig. Sie wurden durch Katakomben geführt. Flachkopf stieß immer wieder mit der Stirn gegen die Felsendecke. Nischen in den Wänden enthielten zusammengekrümmte Leichen und jede Menge gut erhaltener Knochen. Manche Gesichter waren im Tode verzerrt wie die von lebendig Eingemauerten.
    »Bei der Liebe Gottes, Montrésor«, zitierte Geneviève.
    »In der Tat, ja«, sagte Brastow amüsiert. »Kennen Sie Mr. Poe? Er hält sich gegenwärtig in Rom auf. Man sieht ihn auf Festen bedrückt in der Ecke stehen. De Laurentiis hat ihn für Cinecittà unter Vertrag. Er hat an dem Drehbuch für eines dieser Filmepen gearbeitet. Gli Argonauti.«
    Der Gang verbreiterte sich zu einer Höhle. Ihre Wände bestanden aus Totenschädeln ohne Unterkiefer, die wie makabre Mauersteine übereinandergeschichtet waren. Flachkopf streckte die Hand nach einem bestimmten Schädel aus, schob dicke Finger in leere Augenhöhlen. Er zog daran, und die Wand teilte sich, glitt beiseite.
    »Unser Versteck«, sagte Brastow. »Treten Sie ein.«
    Der Mann mit der Katze trat in die Dunkelheit hinter der Mauer aus Schädeln. Automatisch ging Licht an. Ohne gedrängt werden zu müssen, folgten ihm Geneviève und Bond. Sie standen
auf einer Plattform, die wie ein Grubenaufzug nach unten fuhr, in eine gewaltige unterirdische Kaverne hinunter. Die Höhle war aus dem nackten Fels gehauen und wurde mit futuristischen Stahlträgern abgestützt.
    Geräteanordnungen standen zwischen zerborstenen klassischen Säulen und armlosen, kopflosen Statuen. Große Bildschirme hingen an Stalaktiten. Symbole bewegten sich auf den Landkarten diverser Kontinente. Geräte, die wie Kühlschränke mit riesigen wirbelnden Tonbandspulen an der Front aussahen, standen in Reihen, wo der Höhlenboden sich abflachte. Hochmoderne Computer.
    Schöne Frauen in eng anliegenden weißen Overalls waren mit den Geräten beschäftigt, empfingen und sandten Nachrichten, stellten Daten zusammen. Dunkle Männer in orangefarbenen Arbeitsanzügen wachten über sie, Maschinenpistolen lässig über der Schulter hängend.
    Sie durchquerten das Hauptquartier und wurden zu Umkleideräumen geführt. Bond durfte duschen und wurde mit einem neuen Satz Kleidung ausgestattet. Geneviève überlegte kurz, das angebotene Abendkleid anzunehmen, beschloss dann aber, bei ihrer praktischeren Kleidung zu bleiben. Sie wollte ihre Handtasche nicht ablegen, weil sie Angst hatte, die Pistole zu verlieren.
    Während Bond unter der Dusche einen Calypso schmetterte, musterte Geneviève das harte Gesicht der Aufseherin. Es handelte sich um eine Neugeborene mit den charakteristischen slawischen Zügen. Von den Leuten in Brastows Versteck waren nur wenige eindeutig russischer oder auch nur osteuropäischer Herkunft, obwohl es sich um eine hundertprozentige Sowjet-Operation handelte, die oftmals mit der Kommunistischen Partei Italien und sogar den hiesigen Verbrecherorganisationen im Streit lag.
    Bond kam wie aus dem Ei gepellt aus dem Umkleidezimmer. Er trug einen leichten schwarzgrauen Anzug mit einer blauen
Strickkrawatte. Offenbar erwartete dass sie ihm ein

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