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Die Vampire

Titel: Die Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Newman
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erledigt werden. Wenn das Liebe war, dann war sie das Grauen.
    Ein zerschmetterter Körper wand sich vor der Kabine, eingeklemmt zwischen den halb geöffneten äußeren Türen und den Schiebetüren des eigentlichen Aufzugs. Er hing am Hals zwischen der Kante des Stockwerkbodens und der oberen Liftkante, mit dem Kopf oben im Schacht.
    Das Kreischen war melodisch.
    Der Hals löste sich, und das Ding in dem Kleid fiel herab, verstreute
Uhrwerkteile. Bond hustete Blut. Seine zuvor tadellose Smokingjacke hing in Fetzen an ihm herab.
    Dieser Flachkopf stand über dem britischen Spion, griff mit grausigen Händen nach ihm.
    Sie musste dem ein Ende setzen.
    Hastig riss sie die Kabinentüren auf, trat ins Stockwerk hinaus und fixierte Flachkopf mit den Augen. Dieser Unhold hatte etwas Viehisches, aber er besaß ein Gehirn. Er konnte mit Willenskraft bezwungen werden. Mit dem Maschinending wäre das nicht gegangen. Geneviève ballte die kleinen Fäuste und sandte ihre Gedanken aus.
    Flachkopf geriet ins Wanken. Er knurrte, fletschte Metallzähne.
    Die Wohnungstür war zerschmettert. Ihre Überreste lagen verstreut. Das würde teuer werden.
    Geneviève war von kaltem Zorn erfüllt. »Commander Bond, erklären Sie mir das.«
    Bond konnte nicht aufhören zu husten. In seiner Kehle heilten Löcher.
    »Das übernehme ich wohl besser.« Die Stimme war ihr unbekannt.
    Sie hatte niemandes Gegenwart gespürt, also musste es sich um jemand Altes handeln, jemand Machtvolles.
    »Ich bin Brastow.«
    Sie hatte von ihm gehört. Ein hochgewachsener, breiter Mann stand in den Schatten. Sein Gabelbart machte ihn unverkennbar. Er hielt eine große weiße Katze in den Armen, deren Fell in einem Balken Mondlicht von einem hohen Fenster her schimmerte. Die geschlitzten Augen der Katze waren scharlachrot. Der Mann trug eine malvenfarbene Baumwolljacke im chinesischen Stil und Hosen, wie sie die russischen Muschiks bevorzugten.
    »Für den Augenblick würde ich mich nur gern mit Ihnen unterhalten«, sagte Brastow.

    Geneviève begriff, dass sie eine allzu naheliegende Vermutung über dieses Wesen angestellt hatte. Sie fragte sich, ob Bond sich auch hatte täuschen lassen. Ihr fiel wieder ein, dass Charles diesen Brastow erwähnt hatte, den Kater. Er war angeblich ein sowjetischer Agentenführer.
    »Sie sind Geneviève Dieudonné, eine Älteste«, sagte der Kater. »Eine unschuldige Partei vielleicht, aber eine beteiligte. Ich muss Sie bitten, Mr. Bond zu begleiten.«
    Sie fuhr ihre Krallen aus.
    »Wenn Sie auf eine Auseinandersetzung verzichten, werden wir Charles Beauregard so lassen, wie er ist, und ihm nicht die Anstrengung abverlangen, Sie zu begleiten.«
    Sie zog die Fingernägel wieder ein.
    »Er hat sich verausgabt, ist aber unverletzt. Sie haben Brastows Wort, dass ihm kein Leid zugefügt werden sollte. Er hat in unserer Branche einen gewissen Ruf. Man möchte nicht respektlos erscheinen.«
    Brastows Stimme war wie die einer Schlange, hypnotisch. Dicke Finger kraulten das Fell am Hals der Katze.
    »Dieser alte Herr hat drei Ihrer besten Leute erledigt«, spuckte Bond.
    »In der Tat«, schnurrte Brastow mit der unerschütterlichen Ruhe eines Mannes von Welt. »Sehr lehrreich. Unten wartet ein Auto. Sie begleiten uns.«
    Geneviève wurde starr.
    »Sie dürfen nach Mr. Beauregard schauen, Mademoiselle. Ich bin kein gefühlloser Mensch. Aber nur kurz.«
    Sie nickte dankbar.
    Flachkopf versperrte die eingeschlagene Tür.
    »Wenn Sie Olympias Kopf bergen könnten«, wies Brastow seinen Untergebenen an. »Es wäre ein Jammer, ein so raffiniertes und erfreuliches Werkzeug zu verlieren. Sie lässt sich reparieren.«

    Flachkopf grunzte und ging beiseite. Er griff in den Aufzugschacht und zerrte den dort befindlichen Gegenstand heraus. Die Augen des Maschinenwesens blinzelten.
    Geneviève betrat die Wohnung. Der Flur war mit feuchten Lehmklumpen übersät.
    Charles saß in seinem Arbeitszimmer im Rollstuhl und atmete schwer. Er wirkte benommen. Auf seiner Wange war ein Striemen zu sehen, ein sich bildender Bluterguss.
    Sie zog den Teppich glatt - sie wusste, dass sich der Rollstuhl manchmal darin verfing - und überprüfte Charles’ Puls. Seine Augen öffneten sich ein Stück, er war also wach.
    »Sind Sie mit seinem Zustand zufrieden?« Brastow war jetzt in der Wohnung, sah ihnen zu.
    »Einen Mann in seinem Alter zu schlagen«, protestierte sie.
    »Mein Kollege wird seine Strafe erhalten. Er schätzt Feuer nicht.«
    Charles lächelte so knapp, dass

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