Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Vampire

Titel: Die Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Newman
Vom Netzwerk:
Wenn er eine Gefahr überstanden hatte, brauchte er Blut.
    Die Ballerina war zwar beschädigt, aber nicht in der Lage, Schmerzen zu empfinden, und darum weiterhin gefährlich. Der dritte Killer kam gerade über die Balkonbrüstung geklettert und knurrte wütend.
    Beauregards Rollstuhl hatte sich in den Falten des Teppichs verfangen. Der Hundertjährige war aus dem Spiel, benommen vom Lärm des Schusses und der Plötzlichkeit dieser ganzen Geschichte.
    Lehmfratze war ins Zimmer getreten und blockierte die Tür.
    Nur weil einer groß war, war er noch lange nicht hartgesotten. Bond warf sich durch die Luft und schlug die Klauen in die Teigwülste, die ein Hals sein sollten. Er umklammerte die breite Körpermitte mit den Beinen, riss das Maul auf, grub die Fangzähne in das feiste Fleisch und konnte das Rauschen des Blutes durch seine Kehle kaum erwarten.
    Eine schlammige, erdige Flüssigkeit rieselte ihm in die Mundhöhle. Das war kein Blut.
    Schwere Arme legten sich wie eine Klammer um ihn, hielten
ihn so fest gepackt wie ein Schraubstock. Er spürte die Beanspruchung seiner Lendenwirbel. Lehmfratze wollte ihn entzweireißen.
    So etwas wie ein Gesicht hing vor ihm. Der Mund war nicht mehr als ein in Schlamm geritzter Strich. Die Augen waren glitzernde Kiesel in Löchern. Es war Leben in diesem Ding, aber nichts, von dem er sich nähren konnte, das er überwältigen konnte. Da Brastow wusste, dass sich kaum ein Mensch mit Bond messen konnte, hatte er ihm Killer geschickt, die keine Menschen waren.
    Beauregard rief etwas.
    Bonds Ohren rauschten von dem Blut, das ihm in den Kopf gepresst wurde. Das Wummern war die tiefe Basslinie einer Gitarre, die drohend grollte und doch Akkorde spielte, eine Erkennungsmelodie für Tod und Gefahr.
    Bond verstand nicht. Was brüllte der Alte da?
    Vor seinem Gesicht war der Davidstern. Die Schulter des Killers war aufgerissen und mit seinen Zahnabdrücken punktiert. Weiter drinnen bestand das Fleisch aus feuchter Erde, die wimmelnd das Loch wieder auszufüllen und zu glätten begann.
    Einige von Bonds Rippen brachen. Heftige Schmerzen durchschossen seinen Körper.
    »Der Stern des David!«, rief Beauregard erneut.
    Unterhalb der Taille hatte Bond kein Gefühl mehr. Seine Rippen fügten sich im beschleunigten Heilungsprozess der Vampire wieder zusammen, brachen jedoch erneut und verwuchsen falsch miteinander. Stechender Schmerz fuhr ihm durch Herz und die Lungenflügel.
    Er leerte spuckend und speiend seinen Mund, dann biss er in das Amulett. Seine leichte Empfindlichkeit gegen religiöse Gegenstände machte sich mit einem Kribbeln bemerkbar. Lehmfratzes Griff erstarrte. Bond nagte an dem Amulett, zerrte daran. Er bekam es besser zu fassen und riss es ganz ab.

    Der Anschein von Leben verflog. Lehmfratze wurde zu einer weichen Statue.
    Bond fiel herunter. Er spuckte das Amulett aus und holte tief Luft, sog die Lunge voll, dehnte seinen Brustkorb. Hoffentlich rutschten die Knochen dadurch an die richtigen Stellen.
    Die Ballerina machte nach wie vor ihre Hüpfer, und der dritte Killer war jetzt auch im Zimmer, der Mann mit dem flachen Schädel. Er nahm seine Melone ab.
    Bond stand auf, trat zur einen Seite.
    Der Hut flog durch den Raum wie ein Diskus mit rasiermesserscharfen Rändern. Der Killer bleckte die Stahlzähne. Der Hut krachte in die Lehmstatue, sank tief ein. Die Krempe musste verstärkt sein.
    Bond zog den Hut aus der lehmigen Brust und schleuderte ihn zurück. Der Killer schlug ihn mit einem Grollen beiseite und sprang durchs Zimmer, die Arme ausgestreckt. Der Boden bebte unter seinen Stiefelschritten.
    Beauregards Nachbarn waren anscheinend durch nichts zu erschüttern.
    Der Killer blieb einen Moment neben dem alten Herrn stehen, sah auf ihn hinab, dachte nach. Er verfügte als Einziger über einen Funken von kreatürlicher Intelligenz und war in der Lage, von dem Plan abzuweichen und unvorhergesehene Faktoren zu berücksichtigen. Wenn Beauregard nicht gewesen wäre, hätte jeder der anderen Killer Bond erledigt.
    Er hob eine Hand, holte zum tödlichen Schlag aus.
    Seelenruhig schleuderte Beauregard ihm den letzten Rest Brandy ins grünliche Gesicht. Der Riese schüttelte wie ein Hund den Kopf, blinzelte, spuckte. Er war verwirrt. Beauregard blies auf die Glut seiner Zigarre und schnippte sie dem Kerl ins Gesicht.
    Ein Feuerball explodierte, verschlang das Gesicht des Killers, versengte seine strähnigen schwarzen Haare zu Stoppeln. Er krallte
mit seinen schwarzen Fingernägeln

Weitere Kostenlose Bücher