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Die Vampire

Titel: Die Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Newman
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Kompliment für sein Aussehen machte, aber sie enttäuschte ihn. Sie machte sich zu viele Sorgen um Charles, der allein in der Wohnung und womöglich verletzt war.
    Die Aufseherin brachte sie in ein luxuriös ausgestattetes Büro. Hinter einem Schreibtisch von der Größe eines Flugzeugträgers hing das bei einem spektakulären Einbruch entwendete Porträt Lord Ruthvens von Basil Hallward. An einem Holzgestell baumelten lebensgroße Puppen in den merkwürdigsten Positionen. Geneviève entdeckte eine Lücke und nahm an, dass dort Olympia gehangen hatte. Die beeindruckendste der verbliebenen Puppen war eine achtarmige tanzende Kali.
    Der Mann mit der Katze saß hinter dem Schreibtisch, das Gesicht erneut im tiefen Schatten. Ein Scheinwerfer erleuchtete das weiße Fell der Katze. Das Tier aalte sich wie bei einem Sonnenbad.
    »Darf ich Ihnen etwas zu trinken anbieten?«, fragte Brastow. »Wir haben einen gut sortierten Keller. Es gibt immer entbehrliche Warmblüter. Sie dürfen einen töten, wenn Sie möchten, Mr. Bond. Nach dieser Anstrengung dürften Sie einigen Durst haben.«
    Geneviève traute Brastow zu, ihnen einen hoffnungslosen Drogensüchtigen oder einen Spätsyphilitiker unterzuschieben. Sie wies sein Angebot zurück. Das tat, nach kurzem Überlegen, auch Bond.
    »Nun gut. Dann zum Geschäftlichen.«
    Die Katze streckte sich auf dem Tisch, rollte herum. Es handelte sich um einen Kater von der Größe eines Schäferhunds, mit einer Doppelreihe Fangzähne. Verwöhnt, aber eindeutig der Schrecken seiner Beute.
    »Der Tod von Anibas Vajda hat uns zutiefst getroffen.«
    In der rührseligen Floskel schwang Härte mit.

    »Das ging uns nicht anders«, sagte Bond.
    »Ich bezweifle es. Sie schwankte in ihrer Treue. In unsere Richtung zum Zeitpunkt ihres Hinscheidens. Ehrlich gesagt haben wir uns gefragt, ob Sie sie vielleicht nicht selbst eliminiert haben.«
    »Zufälligerweise nicht. Wobei ich es durchaus gern versucht hätte.«
    »Das war auch unser Eindruck, Mr. Bond. Diese Angelegenheit zwischen uns, zwischen Ost und West, mag für Außenstehende wie Mademoiselle Dieudonné undurchschaubar sein, aber wir begreifen das Spiel, wir kennen seine Regeln. In diesem Fall haben wir um einen sehr kleinen Gewinn gespielt - nämlich um die Möglichkeit, dem Haus Vajda unsere Position nahezubringen und so an Prinz Dracula heranzukommen. Er besitzt in unserem Einflussbereich noch immer eine gewisse Anhängerschaft und ist, was deren Verwendung anbelangt, äußerst launenhaft. Er könnte für beide Seiten ebenso nützlich wie lästig sein. Seit Kriegsende hat er, von der Welt zurückgezogen, in seinem Palazzo gesessen. Solche Anwandlungen hatte er auch früher schon. Sie gingen noch jedes Mal vorüber.«
    Nun war Genevièves Interesse doch geweckt.
    Offensichtlich tappten die Russen, was die Absichten des principe betraf, ebenso im Dunkeln wie alle anderen auch.
    »Dieser scharlachrote Henker ist das Werkzeug einer dritten Macht«, sagte der Mann, den sie Kater nannten. »Sie spielt möglicherweise in der obersten Liga mit, allerdings ohne auf ehrliche Weise in Erscheinung zu treten. Da versteckt sich jemand lieber in den Schatten.«
    Geneviève hätte fast aufgelacht.
    »Man könnte meinen, ein chinesisches Superhirn aus früheren Tagen wolle sein Unternehmen in der heutigen Zeit wieder aufleben lassen.«
    Sie wusste, wen er meinte.

    »Oder einer der anderen. Herr Doktor Mabuse. Monsieur Anthony Zenith. Oder auch dieser Professor der Astronomie. Wir dachten bei allen, dass sie sich entweder zur Ruhe gesetzt hätten oder gestorben wären, aber beides ist bei Männern dieses Kalibers selten von Dauer. In der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts hat sich die Natur der Schattenkönige offensichtlich verändert. Es gibt unzählige Geheimgesellschaften, nur ähneln sie jetzt großen Unternehmen. Sie haben die wunderbaren Kästen draußen gesehen, Rechenmaschinen und Denkmaschinen und Mordmaschinen. Was ist aus den Umhängen und Riten und Flüchen der früheren Jahre geworden? Sie müssen wissen, Mr. Bond, das alles fehlt mir. Bald schon werden mehr Buchhalter für mich arbeiten als Attentäter.«
    »Da kann man nur hoffen, dass sie mehr taugen.« Bond stützte sich mit der Hand auf einem der oberen Arme Kalis ab. »Anderenfalls fürchte ich selbst um die tiefen Taschen des Kreml.«
    »So weit sind wir noch lange nicht, alter Knabe.«
    Kalis Augen sprangen auf. Bond bekam keinen Schreck.
    »Sie ist mehr als eine Maschine«, sagte

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