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Die Vampire

Titel: Die Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Newman
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Geneviève und Kate galt wie ihm.
    »Bringt Viridiana uns wieder hinaus?«, fragte Kate.
    »Viridiana?« Merrin war verwirrt.
    »Die Laienarbeiterin? Die junge Frau?«
    Kate verstummte, noch während sie es sagte. Geneviève versuchte sich an das leere, hübsche Gesicht der warmblütigen Frau zu erinnern, die sie hierhergeführt hatte, aber es gelang ihr nicht.
    »Sogar hier«, sagte Merrin leise. Er lächelte traurig. »Sie ist tollkühn. Ich hoffe inbrünstig, Sie werden in der Lage sein, irgendeine Übereinkunft mit ihr zu erzielen, denn besiegt hat sie bisher noch niemand.«
    Sie verließen ihn und suchten sich ihren Weg zurück, ohne auf die Lichtschalter zu achten. Sie brauchten die Bestätigung, dass sie Vampirinnen waren, Herrinnen der Dunkelheit.
    »Wenn ich es bin, Gené«, sagte Kate, »dann töte mich. Schneid mir den Kopf ab und stopf ihn mit Knoblauch voll. Du bist die Einzige, der ich darin vertrauen kann. Bitte, versprich es.«
    Geneviève sah ihre Freundin an. »Ich verspreche es, chère Kate.«
    »Danke.« Kate gab ihr einen Kuss.

29
Der Dämon mit den blutigen Händen
    E s war alles vorbei. Dracula war tot, richtig tot. Er würde nicht Asa Vajda ehelichen, also auch nicht wieder in der Balkanpolitik mitspielen. Bond hatte das Gefühl, dass der von ihm fast schon gelöste Knoten durch einen Schlag von Alexander’scher Wucht zertrennt worden war.
    »Besuche bereiten Prinzessin Asa noch gewisse Schwierigkeiten, fürchte ich«, sagte Miss Churchward. »Sie hat einen Schock erlitten, wofür Sie sicher Verständnis haben.«
    Er sah sich in dem leeren Ballsaal um. Die Wandbehänge für die Hochzeit waren noch nicht wieder abgenommen worden, Banner mit Wappen darauf. Die als Häppchen bereitgestellten und von den Vampirgästen, die Menschenblut bevorzugten, weitgehend unbeachtet gebliebenen Mäuse waren ihren Käfigen entflohen; sie wimmelten zwischen den übrig gebliebenen Salaten und taten sich an den Canapés gütlich. Der Palazzo Otranto versprach ganzen Generationen von ihnen ein Heim zu werden.
    Einige wenige livrierte Lakaien unternahmen einen kläglichen Versuch, Ordnung zu schaffen.
    »Wir sind zum Auszug aufgefordert worden, Commander Bond«, sagte Miss Churchward. »Das ist Ihnen schon bekannt, nehme ich an, wo Sie doch ein Spion sind und so weiter.«
    Er stritt es nicht ab. In Rom wusste jeder, was er war. Er zeigte eben eine Spur zu viel an Profil. Der Diogenes-Club züchtete bereits seine farblosen Nachfolger heran, Verwaltungsangestellte mit Abitur, die Kassengestelle und billige Regenmäntel trugen.
    Miss Churchwards strenges Kleid und die strassbesetzte Sonnenbrille konnten ihr gutes Aussehen nicht völlig verbergen. Auf
dem Fest waren ihre Haare reizvoller frisiert gewesen. In ihr steckte eine Tigerin. Dieser amerikanische Knabe, dem er vor dem Kit Kat Klub über den Weg gelaufen war, der bis zum Weißbluten ausgesaugt und dann weggeworfen worden war, gehörte auch zum Haushalt. Bond sah Miss Churchward an, ihre roten Lippen, stellte sich ihre Zähne vor, wie sie in Haut eindrangen.
    Er gab ihr seine Karte.
    »Wenn Sie nach London zurückkehren, könnten wir uns vielleicht treffen.«
    Miss Churchward sah die Karte an und dann ihn, über ihre Brille hinweg.
    Er gestattete sich ein Lächeln. Sie nahm es entgegen. In diesem Vampirmädchen lagen ein Versprechen und eine Herausforderung zugleich. Unter ihrer straffen viktorianischen Haut steckte ein üppiges, leidenschaftliches, hungriges Herz.
    Dann gab sie ihm seine Karte zurück.
    »Ich glaube nicht.«
    Eine Ohrfeige hätte ihn nicht mehr überrascht.
    »Commander Bond, Sie sind zweifelsohne ein sehr attraktiver Mann und haben vermutlich einigen Erfolg bei den Frauen. Aber Sie sind ein Neugeborener. Ihnen fehlt es noch an Anziehungskraft.«
    Seine Miene ließ nichts erkennen.
    »Sie wissen nicht, wovon ich rede, oder?«, fragte sie. »Hier.«
    Sie nahm die Brille ab und fixierte ihn mit ihren roten Augen wie mit einem Schraubstock. Er konnte sich nicht bewegen. Seine Knie blockierten. Er gehörte Miss Churchward. Er würde sterben für ein Wort von ihr. Ins Feuer werfen würde er sich.
    Miss Churchward berührte mit einem Finger ihre Lippen und ließ ihn dann über seinen Mund streichen. Strom durchfloss ihn, setzte jeden Nerv in Flammen. Der Moment dauerte eine Ewigkeit. Bond taumelte.

    »Und das ist nur ein Hauch«, sagte sie mit einem kleinen Lächeln.
    Bond bekam sich wieder in die Gewalt. Die grellen Lichter in seinem Kopf

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