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Die Vampire

Titel: Die Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Newman
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erloschen. Er ließ den Blick durch den Saal schweifen und bemerkte, wie vorsichtig Tom sich bewegte, wie ein alter Mann. Er war weiß wie ein Gespenst und so dünn, dass er schon fast nicht mehr vorhanden war. Miss Churchward hatte ihn fast aufgebraucht.
    »Wenn Sie vielleicht selbst hinausfinden könnten«, sagte sie. »Ich habe noch einiges zu erledigen.«
    Er bekam kein Wort heraus.
     
    Draußen bummelte Bond neben seinem Aston Martin herum, sah zu, wie hinter dem Palazzo die Sonne unterging, rauchte eine Zigarette. Seine Gliedmaßen kribbelten noch immer. Es war, als hätte ihn Katharina die Große erst verführt und dann eine Woche in ihrem Verlies gefoltert.
    Er wusste sehr wenig über Miss Churchward, aber Winthrop hatte erwähnt, dass sie als warmblütiges Mädchen - damals in den 1880ern - kurz mit dem alten Herrn verlobt gewesen war. Aufgrund der Demonstration gerade eben hielt Bond es für erwägenswert, seinem Bericht noch eine Fußnote anzufügen. Penelope Churchward würde einmal zu den mächtigsten Ältesten Europas zählen. Und sie war Engländerin.
    Draculas Tod hinterließ eine Lücke. Irgendjemand musste König der Vampire werden.
    Aber vielleicht kein König und Kaiser mehr. Was Bond betraf, könnte demnächst ebenso gut eine Königin und Kaiserin über die Nacht herrschen.
    Er warf die Zigarette auf den Kies und glitt in den Sportwagen. Da er erst in ein paar Tagen in London sein müsste, konnte er sich auch noch ein bisschen in Rom amüsieren.

    Auf halbem Weg zurück in die Stadt merkte er, dass er verfolgt wurde. Eine vertraute Empfindung. Ein schwarzer Mercedes passte sich der Geschwindigkeit des Aston Martin an. Bond erkannte, dass die Limousine mit zwei Motorradfahrern in schwarzen Jacken vor ihm synchronisiert war. Er war zwischen den Kradbegleitern und dem Kommandowagen gefangen.
    Er schüttelte die letzte Benommenheit von der Episode mit Miss Churchward ab und schaltete in einen anderen Gang.
    Das hier war mehr sein Stil.
    Er ließ den Aston Martin einen Satz nach vorn machen, zog mit den Motorradfahrern gleich, um ihnen zu zeigen, dass er Bescheid wusste. Er sah zwischen ihnen hin und her, musterte sie. Es waren Zwillinge, zierliche Vampirmädchen. Lange blonde Haare flatterten hinter ihren Sturzhelmen. Sie trugen aufreizende pinkfarbene Gymnastikanzüge unter ihren schwarzen Lederjacken.
    Die Mädchen bliesen ihm Küsse zu und gaben Gas, setzten sich genau gleichzeitig vor seinen dahinrasenden Wagen. Die Straße wurde schmaler, schlängelte sich die Felsküste entlang. Bond spielte mit dem Gedanken, die Motorräder der Mädchen von hinten anzufahren, aber er wollte den Wagen nicht beschädigen.
    Der Mercedes holte wieder auf. Im Rückspiegel sah Bond das Gesicht des Fahrers. Es war der Ganove, den Geneviève Flachkopf genannt hatte, die schwarzen Lippen zusammengekniffen, die dicken Augen auf Bonds Wagen gerichtet.
    Also steckte Brastow dahinter, der reinen Tisch machen wollte.
    Dass SMERSCH Dracula getötet hatte, war möglich, aber unwahrscheinlich. Die Russen schätzten bei Attentaten keine großen Gesten. Ein unauffälliges Verschwinden war mehr ihr Stil.
    Nein, das hier war etwas Persönliches.
    Neben Flachkopf saß der Kater, durch ein Kissen erhöht. Er besaß jetzt etwas menschlichere Gestalt, aber sein Gesicht war noch immer von weißem Pelz bedeckt. Seine Schnurrhaare zuckten.

    Die Straßenlage des Aston Martin konnte nicht besser sein. Die Motorradmädchen mussten sich in die Kurven legen, dass ihre Knie über den Asphalt schleiften, aber Bonds Wagen nahm die Manöver ganz ruhig. Das Hinterteil des schweren, gepanzerten Mercedes streifte immer wieder mit einem Kreischen die Leitplanke oder die Felswand.
    Brastow kurbelte seine Seitenscheibe hinunter und lehnte sich aus dem Wagen. Er trug eine Smokingjacke und ein nietenbesetztes Lederhalsband. Seine Vorderbeine verlängerten sich, wurden zu Menschenarmen. In den Krallenfingern seiner Pfoten hielt er eine Maschinenpistole.
    Die Pistole ratterte. Kugeln prasselten auf Bonds Wagen ein. Gut, dass der Aston Martin mit einer Leichtgewichtslegierung gepanzert war, die die doppelte Dichte von Stahl besaß. Die Heckscheibe splitterte, zerbarst jedoch nicht.
    Die Küstenstraße ging in die Hauptstraße über. Vor ihnen lag Rom. In der Stadt konnte er diese lästigen Fliegen abschütteln.
    Ihm gefielen die knackigen Pos der Vampirzwillinge, die sich über die Lenker duckten und mit ihren Maschinen vor ihm wedelten. Es mussten

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