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Die Vampire

Titel: Die Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Newman
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Verwandlung nicht gesehen.«
    Schlagartig wurde ihm bewusst, dass sie ein nosferatu war. »Ich bitte um Vergebung.«
    Sie zuckte mit den Achseln. »Keine Ursache. Viele meiner Freundinnen haben sich verwandelt, müssen Sie wissen. Mein - wie sagt man doch gleich? - Fangvater hat zahlreiche Nachkommen. Mr. Frank Harris, der Redakteur.«
    »Ich habe von ihm gehört. Er ist ein Freund Florence Stokers, nicht wahr?«
    »Das war einmal, wenn mich nicht alles täuscht.«
    Ihr Gönner - ein Mann, der dafür berühmt war, mit denselben Menschen, die er zunächst vor aller Welt verteidigte, kurz darauf zu brechen - genoss einen Ruf als berüchtigter Schwerenöter. Kate war eine unbefangene junge Frau; Beauregard begriff sogleich, was Mr. Frank Harris, der Redakteur, an ihr so anziehend finden mochte.
    Sie musste einen wichtigen Auftrag zu erfüllen haben, wenn sie sich schon bald nach ihrer Verwandlung bei Tage aus dem Hause wagte.
    »Nicht weit von hier ist ein Café, in dem sich die Reporter treffen. Es ist womöglich nicht das angemessenste Lokal für eine junge Dame ohne Begleitung, aber …«
    »Dann, Mr. Beauregard, müssen Sie mich begleiten, ich habe nämlich etwas bei mir, das ich Onkel Diarmid sofort übergeben muss. Ich hoffe, Sie halten mich nicht für vorlaut oder vermessen. Ich würde Sie nicht darum bitten, wenn es nicht so dringend wäre.«
    Kate Reed war immer schon blass und dünn gewesen. Die Verwandlung hatte ihr einen gesünderen Teint verliehen. Beauregard spürte ihre Willensstärke und war nicht im mindesten geneigt, sich ihr zu widersetzen.

    »Sehr wohl, Miss Reed. Hier entlang …«
    »Nennen Sie mich Kate, Charles.«
    »Aber gern, Kate.«
    »Wie geht es Penny? Ich habe sie nicht mehr gesehen, seit …«
    »Ich leider auch nicht. Sie ist vermutlich nicht sehr gut auf mich zu sprechen.«
    »Das wäre nicht das erste Mal.«
    Beauregard runzelte die Stirn.
    »Oh bitte verzeihen Sie, Charles. Das wollte ich nicht sagen. Ich bin zuweilen ein schrecklicher Tölpel.«
    Das entlockte ihm ein Lächeln.
    »Hier«, sagte er.
    Das Café de Paris befand sich in der Commercial Street, unweit der Polizeiwache. Einst hatte man hier Markthelfern und Constables Aalpasteten und riesige Kannen Tee aufgetragen, nun war es voller Männer mit gezwirbelten Schnurrbärten und karierten Anzügen, die um Schlag- und Verfasserzeilen stritten. Das Lokal war bei der Presse indes nur deshalb so beliebt, weil der Wirt eine jener neuartigen Telefonapparaturen hatte installieren lassen. Diese gestattete es den Reportern, um die Kleinigkeit von einem Penny mit ihrer Schriftleitung zu konferieren, ja sogar ganze Artikel per Draht zu übermitteln.
    »Willkommen in der Zukunft«, sagte Beauregard und hielt Kate die Türe auf.
    Sie sah, was er meinte. »O wie wunderbar.«
    Ein zorniger kleiner Amerikaner im zerknitterten weißen Anzug und mit einem Strohhut, der noch aus dem vorigen Jahrhundert stammen mochte, hielt Hörer und Sprechmuschel des Gerätes in Händen und brüllte auf einen unsichtbaren Redakteur ein.
    »Aber wenn ich’s Ihnen doch sage«, schrie er laut genug, jenes Wunder der modernen Technik überflüssig zu machen, »ich
habe ein Dutzend Zeugen, die Stein und Bein schwören, dass Silver Knife ein Werwolf ist.«
    Der Mann am anderen Ende brüllte zurück, sodass der aufgebrachte Reporter Atem schöpfen konnte. »Anthony«, schallte es aus dem Hörer, »das ist doch keine Nachricht. Wir arbeiten für ein Nachrichten blatt, wir sollen Nachrichten bringen!«
    Der Reporter rang mit der Apparatur, beendete das Gespräch und reichte sie an einen verschreckten Neugeborenen weiter, der die Schlange der Wartenden anführte.
    »Jetzt sind Sie an der Reihe, LeQueux«, sagte der Amerikaner. »Vielleicht haben Sie mehr Glück mit Ihrer läppischen Theorie vom dampfgetriebenen Automaten.«
    LeQueux, dessen Artikel Beauregard im Globe gelesen hatte, drehte die Kurbel des Telefons und sprach flüsternd mit dem Fräulein vom Amt.
    In einer Ecke spielten ein paar zwielichtige Burschen Murmeln, während Diarmid Reed am offenen Feuer Hof hielt. Er sog an einer Pfeife und gab einem kleinen Kreis schwer arbeitender Grub-Street-Skribenten einige Weisheiten mit auf den Weg.
    »Freunde, eine Geschichte ist wie eine Frau«, sagte er. »Man kann ihr nachstellen und ihrer habhaft werden, aber zum Bleiben zwingen kann man sie nicht. So manches Mal geht man auf ein Heringsfrühstück ins Speisezimmer hinunter, und sie hat sich aus dem Staub

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