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Die Vampirin - Lieber untot als todlangweilig

Titel: Die Vampirin - Lieber untot als todlangweilig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lewis Harris
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dabei, als Sandy am nächsten Tag in der ersten Stunde bei Mr Dumloch fehlte. Ihr Platz war leer, während Dumloch uns mit einer sterbenslangweiligen Litanei über ägyptische Geschichte in den Starrkrampf totaler Langeweile trieb. Er stapfte die Tischreihen hoch und runter, zog eine Parfümwolke hinter sich her, die einem die Tränen in die Augen trieb, und leierte vor sich hin wie ein Fön im Todeskampf, aber leider nicht annähernd so interessant.
    »Das musst du doch riechen«, flüsterte ich Foote zu und hielt mir die Nase zu, nachdem Dumloch vorbeigekommen war.
    Er steckte sich einen Finger in den Hals und tat, als wollte er sich übergeben.
    Fumio beugte sich vor und flüsterte: »Bestimmt badet er in dem Zeug.«
    »Was war das, Mr Chen?«, fragte Dumloch und drehte seinen rundlichen Körper herum.

    »Ich sagte: >Diese Pharaonen hatten es sicher schwer<, Sir.«
    »Sicher hast du das gesagt«, erwiderte Dumloch und musterte Fumio mit offensichtlicher Skepsis. Dann ging er an seinen Tisch, ließ sich auf seinen Stuhl fallen und lächelte mich über Sandys leeren Platz hinweg seltsam an. Jetzt, wo ich mich nicht mehr hinter ihrem nervigen blonden Haargestrüpp verbergen konnte, bohrte er seinen glänzenden Blick aus den teigigen Falten seines Gesichts direkt in mich hinein. Kaum zu glauben, aber ich wünschte mir beinahe, Sandy Cross wäre doch da.
    Dann sagte Dumloch: »Auch Geschichte sollte ruhig etwas anspruchsvoller sein, finde ich. Deshalb gibt es heute wieder einen unangekündigten Test.«
    Ein Murren lief durchs Klassenzimmer.
    Sport war auch nicht besser; die Sit-ups nahmen überhand. Ich musste demnächst also googeln und für Coach Cooper einige Fakten ausdrucken. War ihr denn nicht klar, welchen Schaden diese Übung für unsere jungen, sich noch entwickelnden Körper bedeutete? Eine Klassenkameradin saß auf meinen Füßen, während ich dreißig Mal unter Qualen den Oberkörper aufrichten musste. Alison Finch, rothaarig und mit einer Milliarde Sommersprossen übersät, hielt meine Füße am Boden und zählte mit, während ich mich durch die Sit-ups quälte.

    »Einundzwanzig, achtundzwanzig, neunundzwanzig... und dreißig«, rief sie.
    Wenigstens war meine Partnerin nicht auf den Kopf gefallen. Gemeinsam schafften wir es, der Sportlehrerin zehn Sit-ups abzuschummeln. Ich hatte gedacht, Sport dient der Fitness, doch das Knacken meiner Wirbelsäule besagte etwas anderes.
    Als ich von der Turnhalle in die Kantine humpelte, kam ich an zwei Streifenwagen vorbei, die auf dem Gehweg vor dem Büro des Direktors standen. Einige Kids hingen an den Kantinenfenstern und starrten auf die beiden Autos.
    »Was meinst du, worum es da geht?«, fragte ich Foote, als er sich setzte.
    »Keine Ahnung.« Er konzentrierte sich darauf, Senfstreifen über seinen Hackbraten zu ziehen.
    Heute hatte ich Fleischwurst auf Weißbrot (mit viel Mayo) und eine Schale Kirschtomaten dabei, Cranberrysaft und drei Zuckerplätzchen von Lenora Bones (lecker!). Ich schnitt den Brotrand ab und beobachtete die Grüppchen an den Fenstern, die nach draußen sahen. Die Bohnenstangenzwillinge Marsha und Madison sah ich nicht, und das war irgendwie logisch, weil sie chirurgisch mit Sandy Cross verbunden waren.
    »Was Sandy und ihre Roboter heute wohl treiben?«, fragte ich Foote.

    »Ist doch egal. Bestimmt was Blödes.«
    Alle verstummten, und die Kids am Fenster setzten sich auf ihre Plätze, als Direktor Talbot zwei Polizisten in Uniform durch die Kantine zur Lehrerlounge führte. Kaum hatte sich die Schwingtür hinter ihnen geschlossen, erhob sich wildes Gemurmel.
    »Ich wette, es geht um Mr Boyd«, erklärte Foote. »Die Polizei hat ihn vermutlich geschnappt, oder sie hat eine heiße Spur.«
    Von wegen! Nach dem Essen kam Fumio Chen auf dem Flur zu uns und erzählte, dass die Polizei die drei Mädchen sucht. »Was ich weiß, ist Folgendes«, sagte er und holte tief Luft. »Tony Cassini war wegen seines Asthmas bei der Krankenschwester im Zimmer neben dem Schulsekretariat und hat dabei Mrs Stiles zu Mrs Fry sagen hören, sie müsse sofort ins Lehrerzimmer gehen, weil die Polizisten alle Lehrer nach Sandy, Marsha und Madison befragen wollen, da die Mädchen gestern nach der Schule nicht nach Hause gekommen sind.« Nach diesem Bandwurmsatz konnte er mit puterrotem Kopf endlich wieder einatmen.
    Die Mädchen sind gestern nicht nach Hause gekommen? »Soll das heißen, sie werden vermisst?«, fragte ich.
    »Ich weiß es nicht - ich wiederhole nur,

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