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Die Vampirin - Lieber untot als todlangweilig

Titel: Die Vampirin - Lieber untot als todlangweilig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lewis Harris
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sie, und ihr grinsender Mund öffnete sich wie ein Abgrund.
    »Das hätten Sie sehen sollen, Miss Larch«, schwärmte Fumio. »Svetlana hat gerade neun Bisons nacheinander umgemäht. Bumm! Bumm! Bumm! Einen noch, dann hat sie das Skateboard gewonnen!«
    Die Augen unserer Lehrerin strahlten vor Vergnügen. Grüne Flammen züngelten am Grund ihrer Pupillen. Ich wandte mich wieder den Blechzielen zu, doch nun schienen sie weiter entfernt zu sein. Und die Pistole kam mir schwerer vor. Ich zielte, aber die Waffe zitterte in meiner Hand.
    »Tu dein Bestes, Stephanie Grimm«, forderte Larch mich heraus.
    Ich drückte den Abzug, und der Schuss löste sich.
    Fffft!
    Nichts.
    »Aarghhh«, stöhnte Fumio.
    »Oh Mann!«, rief Foote.
    »So ein Pech aber auch«, hauchte Miss Larch, und ihr fieser Kirschatem schlug mir entgegen wie süßliche Verwesung. Sie hob ihre Pistole, drückte neunmal nacheinander den Abzug und gab neun schnelle
Schüsse ab. Wie Dominosteine kippten neun Bisons hintereinander um.
    Foote stieß einen bewundernden Pfiff aus.
    »Donnerwetter, Miss Larch«, flüsterte Fumio und blickte bewundernd zu ihr auf wie zu einer Göttin.
    »Heiliges Kanonenrohr«, stammelte der Brezeltyp.
    Diese Kuh, dachte ich nur.
    Miss Larch senkte den Ellbogen und drehte sich zu mir um. Sie hielt die Pistole senkrecht, und ihre grinsenden Zähne strahlten supermodelweiß. In ihrem hautengen schwarzen Overall und dem breiten, elfenbeinfarbenen Gürtel, der sich um ihre Wespentaille schlang, sah sie sensationell aus - wie die eiskalte Killerin aus einem Agentenfilm.
    Ich hingegen fühlte mich wie Haferflocken ohne alles - ohne Milch, ohne Zucker, ohne Zimt. Pur mit großem P.
    Miss Larch biss auf das Kirschbonbon, das zwischen ihren perfekten Zähnen klickte, und es zerbrach wie ein Knochen. Dann legte sie die Pistole weg.
    »Sie haben noch einen Schuss!«, sagte Foote.
    »Sie können das Spiel gewinnen«, rief Fumio.
    Larch warf den Jungs einen gelangweilten Blick zu und tat sie mit einem Wimpernschlag ihrer grünen Augen ab. Dann nahm sie mich ins Visier. Ich fühlte mich wie ein Wurm, der unter dem lauernden Blick eines Rotkehlchens aus der Erde gekrochen ist.

    »Ich spiele keine Spiele«, sagte sie leise.
    »Sie schulden mir zwei Bons, Lady«, meldete sich der Standbesitzer, der plötzlich seine Brezel wiederentdeckte und sie sich in den Mund schob.
    Miss Larch beachtete ihn nicht. Sie legte eine Hand an meine glühende Wange, und ich schrak zurück.
    Rühren Sie mich nicht an, dachte ich.
    Ich staune, dass du dich hier herumtreibst, süße Svetlana. Ihre ölige Stimme machte sich in meinem Kopf breit. Mir träumte, du hast eine Magenverstimmung.
    Es überlief mich kalt, doch ich gab mir alle Mühe, mir nichts anmerken zu lassen. Träumen Sie weiter, dachte ich.
    Sie warf den Kopf zurück und lachte. Fumio und Foote tauschten einen verwirrten Blick.
    »He, Lady«, begann der Brezeltyp erneut, doch Larch hatte uns schon den Rücken gekehrt und verschwand stolzierend im Gedränge. Musik, Gelächter, Glocken, Geklingel und Stimmen fluteten auf mich ein, als hätte mir jemand plötzlich die Ohrenschützer vom Kopf gerissen.
    »Donnerwetter, die kann vielleicht schießen«, schwärmte Fumio. Er starrte Larchs verschwindender Gestalt nach, und seine Miene wirkte dabei verträumt, aber auch jämmerlich.
    Ich musste mich schwer beherrschen, um ihm keine zu tunken.

    »Aber du kannst auch toll schießen«, sagte Foote und boxte mich freundschaftlich an die Schulter.
    Ich war ganz durcheinander. Miss Larch und ihr plötzliches Auftauchen und Verschwinden hatten mich verunsichert. Ihr noch immer in der Luft hängender Gestank ließ mich die Nase rümpfen, und ihre Worte hallten in mir wider: Mir träumte, du hast eine Magenverstimmung. Der arme Rotkardinal stand mir vor Augen, und ich dachte daran, wie schnell sein leuchtendes Federkleid im Tod stumpf und glanzlos geworden war. Larch hatte mich vergiften wollen - das bezweifelte ich nun nicht mehr. Die Knochenlady hatte recht. Ob sie auch mit der Vermutung richtig lag, dass unsere Lehrerin etwas mit den verschwundenen Mädchen zu tun hatte?
    »Jetzt darfst du aussuchen«, sagte Fumio zu mir.
    Doch die Rummelplatzlaune war mir gründlich vergangen.
    »Komm schon, wir haben noch Bons«, beharrte Foote. »Wolltest du nicht Riesenrad fahren?« Er nahm mich am Ellbogen und zog mich mit.
    »He«, rief der Brezeltyp, und ich sah mich um. »Du hast oft getroffen, Prinzesschen - du hast was

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