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Die Vampirin - Lieber untot als todlangweilig

Titel: Die Vampirin - Lieber untot als todlangweilig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lewis Harris
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Moment drehen, in dem lautes Reifenquietschen zu hören war. Ein weißer Lieferwagen scherte aus und schleuderte über den Bordstein auf den Gehweg. Der unsichtbare Fahrer kam direkt auf den Ort zugerast, wo ich mit meinem Rad stand. An seiner Absicht, mich zu töten, bestand kein Zweifel.
    Der Lieferwagen löschte jede andere Wahrnehmung und kam wie eine Lokomotive auf mich zugerast.
Die Welt erstarrte zu stockenden Bildern, wurde ein Film, dessen Einzelaufnahmen einander nur zuckend folgten. Ich sah Himmel und Wolken in der heranrasenden Frontscheibe gespiegelt. Die Scheinwerfer wurden zu kalten Augen, der Kühlergrill zu einem silbernen Verhau bedrohlicher Zähne. Der Motor fauchte gierig, und sein Geräusch steigerte sich zu einem betäubenden Knurren, je näher der Wagen auf mich zuschoss.
    Ich holte Schwung, stieß mich vom Boden ab, wobei die Knie wie Sprungfedern waren, und schwang mich rückwärts über mein Fahrrad. Ich schwebte noch in der Luft, als der Lieferwagen schon gegen meinen Lenker knallte und das Rad klappernd über den Gehweg schlittern ließ. Der Seitenspiegel des Wagens sauste um Haaresbreite an meinem Gesicht vorbei. Ich landete auf Hintern und Ellbogen und rollte auf dem Rasen weiter. Der Lieferwagen sprang über den Bordstein auf die Straße zurück und raste mit quietschenden Reifen davon.
    Foote und Fumio waren sofort links und rechts von mir und zogen mich auf die Beine.
    »Heiliger Bimbam!«, rief Fumio.
    Weshalb schrie er denn so? Ich war es doch, die fast platt gefahren worden wäre.
    Ich rieb mir den aufgeschürften, blutenden Ellbogen.

    »Alles in Ordnung?«, fragte Foote und musterte mich von oben bis unten.
    »Du warst praktisch schon tot!«, brüllte Fumio mir weiter ins Ohr.
    »Oje...«Ich schob ihn weg und kratzte mich dort, wo ich mit dem Kopf auf den Boden geschlagen war - zum Glück auf dem Rasen, nicht auf den Gehwegplatten. »Ich glaube, ich bin soweit in Ordnung.« Ich tupfte mir das Blut am Ellbogen ab.
    »Sagenhaft! Absolut... sagenhaft! Du müsstest eigentlich platt wie ’ne Flunder auf der Straße liegen!« Fumios Begeisterung kannte kein Ende.
    »Das war knapp«, sagte Foote und sah die Straße runter, auf der der Lieferwagen verschwunden war.
    »Das war sie«, keuchte ich.
    »Red keinen Unsinn.«
    »Sie?«, fragte Fumio.
    »Larch - Miss Larch. Sie will, dass ich sterbe.«
    »Weißt du, wie verrückt das klingt?«, fragte Foote ehrlich besorgt.
    Fumio sah völlig verwirrt drein. »Unsere Biolehrerin?«
    Nun, da die Gefahr vorläufig vorbei war, begann ich zu zittern. Aber Fumio hatte ja recht: Ich wäre wirklich beinahe überfahren worden. »Es war Miss Larch«, wiederholte ich und war mir dessen sicher. Die Jungs starrten mich an. »Erst wollte sie mich
vergiften, und nun das. Sie hat Sandy Cross und ihre Freundinnen, und sie weiß, dass ich es weiß.«
    »Du musst echt auf den Kopf geknallt sein«, sagte Fumio.
    »Gehen wir zur Krankenschwester und geben wir der Polizei Bescheid«, schlug Foote vor und legte mir die Hand auf die Schulter.
    Ich schüttelte sie ab. »Vergiss es - ihr hört mir ja gar nicht zu.«
    »Hörst du dir denn zu?«, fragte Fumio. »Du klingst wie eine Bekloppte. Das war ein Betrunkener - oder jemand, der mit dem Handy telefoniert und nicht auf die Straße geachtet hat. Niemand versucht dich umzubringen, Svetlana. Und jetzt reiß dich zusammen.«
    »Hast du sie am Steuer erkannt?«, fragte Foote.
    »Es war sie.« Daran hatte ich keinen Zweifel. »Du weißt, was ich im Riesenrad über Ungeheuer gesagt habe. Und sie ist eins - ein Vampir. Ein Killer.«
    Foote schien sich für mich zu schämen.
    Fumio stieß einen langen Pfiff aus. »Ich glaube, du hast einen Nervenzusammenbruch, Babe.« Er hatte witzig sein wollen, doch es war nicht witzig.
    Ich ging dorthin, wo mein Fahrrad gelandet war, und richtete es auf. Der Plastikgriff war zerschmettert, der Spiegel verbogen und zerbrochen. Irgendwer würde also sieben Jahre lang Pech haben. Ansonsten schien das Rad heil zu sein. Die Sonne war
nur noch ein Stück verglimmende Holzkohle am Horizont. Orangefarbene Streifen zogen sich über den Himmel. Ich musste nach Hause. »Ob ihr mir glaubt oder nicht«, sagte ich fast flüsternd, »ihr solltet euch in Acht nehmen, wenn ihr in ihrer Nähe seid.«
    Fumio schüttelte den Kopf. »Weil sie ein Ungeheuer ist?«
    Ein schwarzer Sportwagen verließ mit heulendem Motor den Parkplatz der Schule, bog auf die Straße und hielt neben uns. Der Motor schnurrte. Es

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