Die Vampirjaegerin - Till the End of Time
kannten.
Lena kannte Sayura zu ihrem Leidwesen allzu gut. Oft waren die beiden in Kämpfe verwickelt, deren Ausgang zumeist in einem klaren Unentschieden mündete. Mit schweren Verletzungen zogen beide dann stets die Flucht vor, sie waren sich absolut ebenbürtig.
Sayura kannte die Gesetze der Vampire, sie kannte die Gesetze der Jäger, sie kannte so ziemlich jedes Gesetz ihrer Welt. Aber auch sie war über jene Begegnung an diesem Ort mit ausgerechnet dieser Vampirin genauso sprachlos wie Lena selbst. Welch verschlungenen Wege das Schicksal doch bereithielt!
Ein Vampir, der einem Jäger half, galt als Verräter und wurde wie ein Aussätziger behandelt, was unter den Vampiren zumeist mit Mord geahndet wurde. Denn Vampire waren zwar Einzelgänger, gehörten aber einer großen Familie an. Sie gaben sich gegenseitig Jagdtipps, Hinweise, an welchen Orten gute Beute zu finden war, oder halfen Vampiren, die Neulinge waren wie Natzuya, sich in der vampirischen Welt zurechtzufinden. An sich waren Neuzugänge nicht gern gesehen, es war heutzutage nicht mehr üblich, Vampire zu erschaffen. Nur noch einigen wenigen der älteren Vampire ist dieses Privileg gestattet. Man könnte es fast Geburtenkontrolle nennen. Aber das wussten die Vampire selbst am besten, weil es heute viel schwieriger war, Vampire auf dem natürlichen Weg mit Blut zu ernähren. Heute konnten sie keine blutleeren Opfer mehr in den Straßengraben werfen, ohne dass sich jemand darum kümmerte. Heute mussten sie kreativ sein, wenn es um die Beseitigung einer blutleeren Leiche ging, und zwar in jeder erdenklichen Form. Viele griffen daher trotzdem auf das unbeliebte Tierblut zurück. Vampire durften dieses allerdings auch nicht zu ihrem dauerhaften Ersatz machen, da es das Wesen eines Vampirs verfälschte und er schließlich selbst zum Tier würde, ohne Sinn und Verstand, und somit eine Gefahr für alle Vampire und deren Existenz darstellte. Als Alternative gab es dann noch Blutkonserven. Manch ein Vampir bezog diese direkt aus Krankenhäusern mittels Hypnose oder Bestechung junger Studenten, die dort arbeiteten. Oder sie stahlen das Blut wie ein einfacher Ladendieb.
Lena hingegen umging das Gesetz des Einzelgängertums und hatte eine kleine Gruppe von Vampiren um sich versammelt. Sie hielt es für sicherer. Diese Jägerin, dort auf Natzuyas Arm, hatte oft aus dem Hinterhalt angegriffen und einzelne Mitglieder ihrer kleinen Gruppe getötet. Lena hatte sich dann immer einem Kampf gestellt, nicht jedoch, ohne zuvor ihre Gefolgsleute in Sicherheit zu wissen.
Sie kämpfte für die Ehre des gefallenen Clanmitglieds, sie kämpfte, weil sie diese Jägerin hasste und fürchtete. Für eine Menschenfrau war sie verdammt stark, schnell und vor allem zäh. Mit was für Verletzungen sie schon abgezogen war und trotzdem am nächsten Abend wieder durch ihr gemeinsames Revier pilgerte, war erstaunlich. Dann gab es jedoch auch Phasen, in denen Lena sie nirgends wahrnehmen konnte; diese Zeit war ihr stets am liebsten. Jedes Mal hoffte sie, diese Jägerin sei verschwunden, für immer.
Auch Sayura hatte Lena mehrmals verwunden können, jedoch hatte Lena den Vorteil ihrer Selbstheilungskräfte und offenbar auch das Glück auf ihrer Seite, denn zumeist verfehlte Sayura tödliche Stellen wie Kopf, Hals oder Herz nur um Haaresbreite.
Der Vampir, der Sayura nun auf dem Arm hielt, sah sie an und stieg auf ihre gelogene Aussage ein. „Es stimmt, was sie sagt. Ich wusste nicht, dass sie eine Jägerin ist, ich dachte, sie wäre ein Opfer wie ich, nur eben menschlich! Was, glaubst du, finden für Gespräche unter Gefangenen statt? Glaubst du, wir stellen uns vor und erzählen unseren Lebenslauf? Es gab andere Dinge zu besprechen“, fuhr er Lena schroff an.
„Okay, okay, schon gut. Aber trotzdem: Lass sie hier! Sie schafft das schon, diese Jägerin ist sehr zäh. Außerdem darfst du sie nicht nach Hause bringen, du würdest die Gesetze verletzen!“, antwortete die Vampirin frustriert.
„Was ist denn das jetzt wieder für ein Gesetz?“, fragte Natzuya seinerseits genervt.
„Das ist ein wichtiges Gesetz. Vampire dürfen nicht wissen, wo Jäger leben, und auch anders herum nicht. Das Haus ist der Schutz, sozusagen ein Rückzugsmekka, eine Grauzone eben!“, erklärte Lena. Es widerstrebte ihr zutiefst, sich vor dieser Jägerin erklären zu müssen, und sie verfluchte Natzuya für seinen Ungehorsam.
„Aha. Aber wenn uns ein Mensch in sein Haus einlädt, dann dürfen wir es
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