Die Vampirjaegerin - Till the End of Time
nicht, was dies bedeuten wird! Tja, und ich bin quasi tot.“
Er hatte den Park erstaunlich schnell erreicht. Der kleine Park im Zentrum der Stadt lag still und ruhig vor ihnen, ein paar Bänke wurden von den Lichtkegeln der Laternen berührt.
„Ich möchte dir so viel erzählen!“, hauchte Sayura.
„Ja, mir geht es ähnlich. Ich habe jedoch mehr Fragen und hoffe auf deine Antworten. Du warst die erste Person, die ich sah, nachdem ich als Vampir geboren wurde. Du bist die ganze Zeit in meinen Gedanken gewesen. Ich hoffte, dass sie dich in der Zwischenzeit nicht auch zu einem Vampir gemacht haben!“
„Mir ging es gleich. Ich dachte oft an dich und hoffte, dass du mich retten würdest. Dies erschien mir anfänglich so falsch, da du ein Vampir bist und wir auf verschiedenen Seiten stehen, aber auf der anderen Seite warst du so sehr anders als alle Vampire, die ich je gesehen hatte. Du warst ja eigentlich ein Mensch, aber du warst mein einziger Hoffnungsschimmer in diesem Loch dort, ganz egal, wer oder was du nun bist!“, strömte es aus Sayura heraus.
„Was haben sie dir angetan?“, fragte er, ohne weiter darauf einzugehen.
„Sie haben mich eigentlich nur als Blutspenderin benutzt!“, spielte sie die Qualen der letzten Zeit herunter.
„Sie haben dich geschlagen, begrapscht, du hast sicher Todesangst ausgestanden, musstest in dieser Zelle dahinvegetieren. Tu also bitte nicht so, als wäre da nichts passiert!“, berichtigte er ihre Ausführung. Längst schon hatte er in ihren Gedanken gesehen, was passiert war.
„So, und wohin jetzt?“, fragt er anschließend. Sie waren auf der anderen Seite des Parks angekommen.
„Bitte lass mich runter, ja?“, bat Sayura leise.
Nach kurzer Zeit des Zögerns kam er ihrer Bitte nach.
Sie musste sich an ihm festhalten, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Es war lange her, dass sie sich selbstständig aufrecht bewegt hatte. Zum Ende ihrer Gefangenschaft wurde sie entweder von einem Raum zum anderen gezerrt oder getragen oder gleich in ihrem Gefängnis gewaschen. Weitere Anlässe zur Fortbewegung gab es keine.
Dann sah sie ihn zum ersten Mal richtig an. Sein Gesicht war so, wie sie es in Erinnerung hatte: männlich markant und schön. Seine schwarzen Augen verrieten, welcher unmenschlichen Rasse er angehörte. Aber irgendwie passte es auch zu ihm. Sein wuscheliges braunes Haar fiel in leichten Strähnen in sein Gesicht, über seine Augen, ohne dass seine Sicht eingeschränkt wurde. Die Lippen seines Mundes waren gerötet und standen leicht offen, dahinter konnte sie beide Reißzähne erkennen. Als er seinen Mund abrupt schloss, unterbrach er ihren faszinierten Blick. Schlagartig wurde ihr bewusst, dass er erneut ihre Gedanken verfolgt hatte. Ihr Blick flog hinauf in seine wissenden Augen.
„Danke für deine Hilfe! Du ahnst nicht, wie dankbar ich dir bin. Du warst es, der mich am Leben hielt, vielmehr meine Gedanken an dich. Auch die Vampirin, Lena, hat recht: Ich werde das nie wiedergutmachen können! Aber ich kann mein Amt als Jägerin einfach nicht niederlegen. Ich weiß, dass ich in einer denkbar ungünstigen Lage bin, aber sie hatte auch recht, als sie sagte, dass wir Feinde sind, wenn wir uns beide, du und ich, das nächste Mal sehen …!“, sagte sie, aber der Rest des Satzes verebbte auf ihren Lippen. Sie fühlte sich zum ersten Mal seit ihrer Laufbahn als Vampirjägerin dumm! Dumm in der Ausübung ihrer Tätigkeit, besonders diesem Vampir gegenüber! Er hatte schon recht mit seiner Bemerkung über ihren Fanatismus.
Beinah ungläubig sah er sie jetzt an.
„Du hast recht, das ist ein ungünstiger Moment, so etwas zu sagen. Denn ich könnte dich töten und als Held in die Welt der Vampire zurückkehren!“, sagte er dann nüchtern.
„Aber ich tu es nicht, und du wirst es auch nicht tun! Nicht nach dem, was du eben alles gesagt hast. Außerdem: Was soll dieses ‚meine und deine Welt‘? Bis vor Kurzem war ich noch in meiner eigenen Welt und wusste nichts von der Existenz von Vampiren, geschweige denn über Vampirjäger, sieht man mal von den Filmen, die sowieso jeder für pure Fantasie hält, ab!“, ließ er sie gar nicht erst zu Wort kommen. „Aber wie du willst, Mädchen. Ich geh dann jetzt!“
Sie fühlte, wie sich die Festigkeit seines Körpers unter ihren Fingern auflöste. Sie sah, wie er verschwand, verlor das Gleichgewicht und sank zu Boden.
Es war dunkel, mitten in der Nacht. Eine Lampe erhellte den Weg.
Bald wäre sie zu Hause, und
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