Die Vampirjaegerin - Till the End of Time
schmatzenderweise.
„Es tut mir übrigens sehr leid!“, sagte er plötzlich betrübt.
Fragend sah sie ihn an.
„Na ja, ich habe sehr lang gebraucht, bis ich Hilfe auftreiben konnte. Ich konnte dich da aber nicht allein rausholen! Ich musste mich erst selbst zurechtfinden.“
„Du bringst es fertig, dich für meine Rettung zu entschuldigen?“, fragte sie völlig überrascht. „Nein, dafür, dass es so lang gedauert hat!“
„Unsinn, Natzuya, das ist völlig unnötig. Du hast mich gerettet, das ist mehr, als ich erwarten konnte. Bitte entschuldige dich nicht!“
„Okay!“
„Aber sag: Wie lang war ich denn dort?“, interessierte es Sayura jetzt brennend.
„Ich glaube, knapp über drei Monate!“
Sayura war schockiert.
„Sayura?“, fragte Natzuya sie.
„Ja?“ Es war neu, ihn ihren Namen aussprechen zu hören. Zumal sie sich ihm nie vorgestellt hatte. Sicher hatte er ihren Namen aus ihren Gedanken gefischt.
„Brauchst du noch etwas? Ich denke, ich sollte langsam gehen, du brauchst dringend Schlaf.
„Ich weiß nicht, wie ich dir meinen Dank zum Ausdruck bringen soll. Nur Danke zu sagen, erscheint mir so wenig, ich …!“, begann sie.
Dass die Zeit des Abschieds bereits erreicht war, gefiel keinem der beiden.
„Lass gut sein. Du hast mich gerettet, indem du mich von der Halsfessel befreit hattest, und jetzt habe ich dich befreit. Wir sind quitt! Unsere Wege trennen sich von hier ab offensichtlich wirklich!“, stellte er fest. Ihre beiden Leben hatten keinerlei Berührungspunkte. Dessen waren sich beide bewusst, jedoch war Natzuya eher noch bereit, diese Grenzen zu dehnen, obgleich er sich zunächst seinem Selbststudium im Vampirsein widmen musste.
Sie nickte nach einiger Zeit „Ja, du bist ein Vampir!“
Er lächelte schief „Ist dir das eben wieder eingefallen?“
Erstmals sah er sie lächeln.
„Aber so ist es. Ich bin es, der sich damit zurechtfinden muss. Weißt du, was ich vermisse? Meine Eltern, mein altes Leben, meine Freunde …!“ Er brach ab. Erstmals sprach er über seine verborgenen Sehnsüchte. Lena bestand darauf, einmal in der Woche für eine Stunde eine Art Gesprächstherapie zu machen, während der er sich alles von der Seele reden konnte, was ihn beschäftigte. Anschließend antwortete sie, soweit sie konnte, und anhand ihres großen Erfahrungsschatzes wahrheitsgemäß, brutal ehrlich und ohne Umschweife auf seine Fragen, Gedanken und Sorgen. Dies war vermutlich auch der Grund, warum er nicht über seine Eltern sprach. Tief im Inneren wusste er die Antwort. Er würde sie überleben, alle: Eltern, Freunde, Bekannte, und er würde ewig jung bleiben. Aber er wollte nicht, dass es ausgesprochen wurde, noch nicht. Er hoffte, auch Sayura würde nichts dergleichen darauf antworten.
Darauf konnte sie allerdings nichts erwidern, sie hätte ihn gern getröstet.
„Ich weiß, aber was soll man darauf auch groß sagen!“, reagierte er auf ihre Gedanken.
„Du kannst es einfach nicht lassen, oder?“, flüsterte sie.
Gerne hätte er den Moment des Gehens weiter hinausgezögert, sie konnte es spüren. Er war zwar aufgestanden, blieb aber an seinem Platz stehen, als sei er festgewachsen, selbst als sie sich nichts mehr sagten und das Schweigen unangenehm zu werden schien. Verlegen sahen sie aneinander vorbei.
„Also gut, der Morgen graut bald. Ich wünsche dir alles Gute, wirklich!“
„Dito!“
„Nein, warte, ich wünsche dir …!“ Sayura fragte sich, was man einem Vampir wünschen sollte.
Vielleicht sollte sie sich wünschen, dass sie sich nie wiedersahen, damit sie ihn nicht würde töten müssen, aber das wäre gelogen, denn sie würde ihn gerne wiedersehen, irgendwann.
Sie stand auf, ging auf ihn zu und blieb vor ihm stehen. Sie wollte ihn so gern umarmen, unterließ es jedoch aus Unsicherheit. Diese Verbundenheit, die sie empfanden, war für beide gänzlich neu. Vermutlich war es ihr gemeinsamer Aufenthalt in der Gefangenschaft, das große Wunder Sayuras Rettung durch Natzuya.
„Nein, ich wünsche dir gar nichts, denn ich weiß, du wirst deinen Weg gehen. Vermutlich hast du in Lena die ideale Lehrmeisterin gefunden. Dort bist du gut aufgehoben. Wenn du dich damit abfinden kannst, ein Vampir zu sein – und ich glaube, darum wurdest du ausgewählt, weil du stark bist –, wirst du ein mächtiger Vampir sein. Ich weiß, dass diese Worte nicht tröstlich sind, weil du auch einfach ein Mensch hättest bleiben können, aber egal, was du letztlich bist,
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