Die Vampirjaegerin - Till the End of Time
Natzuya, du bist in meinen Gedanken, und ich werde dir immer dankbar sein, weil du mein Leben gerettet hast!“
Er sah auf sie herunter. Seine Augenfarbe war ein düsteres Schwarz geworden.
„Und trotzdem willst du mich bei unserem nächsten Treffen töten!“
Wieder löste sich die Festigkeit seines Körpers auf, seine Stimme klang wie ein Echo. Sayura stand eine ganze Weile in ihrem Wohnzimmer und starrte ins Leere.
Diesmal kam er nicht zurück.
– 4 –
Ein Gesetz der Organisation der Vampirjäger lautete: „Sei gegenüber den Menschen stets unsichtbar!“
Nun waren Vampirjäger zwar selbst Menschen, aber sie hatten eine besondere Ausbildung genossen und kämpften gegen Wesen, die in der als real bezeichneten Welt als übernatürlich galten und als solche nicht existierten. Vampirjäger kämpften gegen Vampire.
Jeder Mensch kannte den Mythos über Vampire; manch einer hoffte, dass es sie vielleicht irgendwo tatsächlich gab. Es gab sicher auch extremere Menschen, die sich jenem Mythos derart hingaben, indem sie ihrem Glauben darin Ausdruck verliehen, dass sie sich schwarz kleideten, bei Nacht über Friedhöfe flanierten, sich Särge in ihren Wohnungen aufstellten oder sich künstliche Vampirzähne machen ließen, vielleicht sogar Blut tranken, und sei es nur Kunstblut. Es war Sayura ein Rätsel, wie diese Menschen das alles schön finden konnten, warum sie diesen Mythos mit Romantik und Sex gleichsetzten, war es doch alles andere als das; brachten Vampire doch den Tod mit sich – und das nur, weil sie um das eigene Überleben kämpften. Sayura konnte auch dem Gedanken an das ewige Leben nichts abgewinnen.
Wie gerne hätte sie den Menschen die Tatsachen offenbart, dass rein gar nichts am Vampirsein romantisch war! Andererseits fand sie es sehr amüsant, dass auch die Vampirjäger diesem Mythos angehörten, waren sie jedoch zumeist verpönt, als die bösen Vernichter und Henker der Vampire, auch wenn ihnen eine gewisse Daseinsberechtigung eingeräumt war. Ähnlich wie dem übernatürlichen Feind des Vampirs: dem Werwolf – den es nicht gab. Offenbar war das bloße Vampirsein auf Dauer dann doch zu langweilig! So wurden im Laufe der Zeit einfach gleichwertige Feinbilder geschaffen.
Sayura kam sich zu jung vor, um einem Mythos anzugehören, auch wenn das Geschlecht der Jägerschaft bereits uralt war. „Unsichtbarkeit“ lautete ihre Devise damals wie heute. Seit es Vampire gab, gab es auch deren Jäger. Wirklich zurückverfolgen, wann und wo der erste Vampir samt seinem Jäger aufgetaucht war, ließ sich dieser Mythos nicht. Die Gesetze hingegen waren immer wieder der gesellschaftlichen Weiterentwicklung angepasst worden.
Des Nachts, wenn sie auf der Jagd war, musste Sayura sich mit den Wegen durch dunkle Gassen, soweit möglich über Häuserdächer oder durch die stinkende Kanalisation zufriedengeben. Verschwand ein Vampir auf der Flucht vor Sayura in einer Menschenmenge oder beispielsweise in ein öffentliches Lokal, galt der Vampir als geflohen. Sie konnte natürlich auf ihn warten, sich auf die Lauer legen, aber die Erfahrung hatte gezeigt, dass sich seine Spur zumeist verlor. Hier galt das Neutralitätsgesetz, das es einem Jäger untersagte, einen Vampir an benannten öffentlichen Orten anzugreifen oder gar umzubringen.
Die Menschen durften nichts über die Existenz der Vampire oder der Vampirjäger erfahren. Was würde geschehen, wenn ein Jäger in aller Öffentlichkeit einen Vampir umbrächte und jener sich in Asche und Staub auflösen würde? Es würden Fragen aufkommen, die nur schwierig zu beantworten wären. Ganz selten hatte Sayura ein kleines Teufelchen in sich, das fragte, warum sie nicht einmal über die Stränge schlug und einfach in Erfahrung brachte, was geschehen würde, wenn nun Menschen bei der Hinrichtung eines Vampirs zugegen waren. Wie würden sie reagieren? Würde ihre Organisation hinter Sayura stehen? Was würde mit Zeugen geschehen? Würden die Zeugen manipuliert werden? Wäre am Ende alles so, als hätten sie nichts gesehen und gehört? Würde die Regierung Zeugen letztlich gar beseitigen?
Die Regierung unterstützte die Organisation der Vampirjäger finanziell und sicherte sich so deren Abhängigkeit. Es war erschreckend, welche Informationen die Regierung behütete und dem Volk vorenthielt. Sie hielten sich die Menschen klein und dumm. Waren einzelne Menschen oder gar Menschengruppen doch einmal zu neugierig, geschah aus scheinbar unerklärlichen Gründen ein
Weitere Kostenlose Bücher