Die Vampirjaegerin - Till the End of Time
Sex würde ich nicht von dir verlangen, wenn du ihn nicht auch mit mir willst!“
Wieder sah sie ihn mit großen Augen an.
„Ich weiß, du kannst das alles nicht verstehen. Ich lese es in deinen Gedanken, und du hast wahrscheinlich recht mit deinen Zweifeln. Ich werde mich äußerlich nicht verändern, ich werde äußerlich nicht älter, werde nicht sterben, ich kann keine Kinder zeugen, brauche Blut zum Leben, und du könntest nicht danebenstehen und zu sehen, wie ich ein Mädchen töte!“, offenbarte er nun seine Überlegungen. „Ich würde keine Mädchen auf diese Art und Weise töten, es müssten auch überhaupt keine Mädchen sein, ich würde für dich kaltes Blut trinken, wir könnten es in Kanistern im Keller lagern. Ich würde dich auch nicht gegen deinen Willen zu einem Vampir machen, auch wenn es sicher schwierig zu ertragen wäre zu sehen, wie du langsam alt wirst und eines Tages stirbst. Aber Lena sagte mir, dass es nie einfacher würde, ganz egal, wie lange man schon lebe. Loslassen ist immer schwierig. Wusstest du, dass einige Vampire sogar Selbstmord begehen, weil sie die Ewigkeit nicht mehr ertragen …?“
„Hör auf damit, ich will das nicht wissen …!“, fiel sie ihm ins Wort.
„Warum nicht, Sayura? Weil das alles zu menschlich wirkt? Hör endlich auf, die Vampire als gefühllose und blutrünstige Kreaturen zu betrachten! Das sind sie nämlich nicht, sieh mich an!“
„Du hast mich einmal gebissen und wärest beim letzten Mal schon wieder deiner wahren Natur erlegen!“, griff sie ihn an.
„Wir können das zusammen schaffen, Sayura!“ Er ignorierte ihre Attacke gekonnt. Sie hatte sich aufgrund dieser vielen Tatsachenkonfrontationen und Offenbarungen gegenüber Natzuya verschlossen und keinerlei Bedürfnis, auch nur ansatzweise eine sachliche Betrachtung der angesprochenen Themen in Erwägung zu ziehen.
„Es gibt kein ‚wir‘, Natzuya, ich kann keinen Vampir lieben!“
Jetzt sah er ihr fest in die Augen.
„Kannst du nicht? Falsch, Sayura, du tust es bereits!“
Sie saß zu Hause mit einer Tüte Kartoffelchips und sah fern. Wieder. Eigentlich hätte sie schon lange wieder auf Jagd gehen müssen, aber sie hatte keinerlei Lust auf eine neue Konfrontation mit Natzuya. Diesen Namen, diesen Mann, nein, diesen Vampir würde sie aus ihrem Gedächtnis streichen. Sie würde sich noch ein bisschen sammeln und dann wieder diszipliniert auf Vampirjagd gehen.
Sollte sie Natzuya begegnen, würde sie einfach wegrennen. Dass sie ihn nicht umbringen konnte, war ja nun wirklich sicher, sie würde ihn eben stets übersehen. Er war Niemandsland.
Ausgerechnet heute Abend mit der Jagd anzufangen, erschien ihr auch wirklich nicht sinnvoll. Das Fernsehprogramm war zudem überraschend gut.
So suchte sie sich unbewusst jeden Abend eine neue Ausrede, um nicht auf die Jagd gehen zu müssen. Mal war sie zu niedergeschlagen, mal hatte sie Kopfweh, und wieder ein anderes Mal war sie einfach nicht in Form.
Und so geschah es, dass sie plötzlich in ein ganz normales Leben hineinglitt. Sie ging abends ins „Naked“, schlief den nächsten Tag lange aus. Das Fitnessstudio war gestrichen und hatte anderen Dingen Platz gemacht.
Morgens schlief sie aus, ging in die Stadt und frühstückte in einem netten kleinen Café. Einkaufen, Museumsbesuche und das Schwimmen standen ebenfalls auf dem Plan der sich abwechselnden Tagesaktivitäten.
Sie hatte sich einige Vorwürfe Natzuyas tatsächlich zu Herzen genommen. Es waren viele Themen, über die sie am liebsten nicht nachdenken würde, aber sie schlichen sich doch immer wieder durch ein Hintertürchen in ihre Gedanken ein.
Diese helle Menschenwelt war eine ganz andere Welt. Sie selbst fühlte sich wie eine Besucherin darin: all die vielen Menschen, die gestresst durch die Straßen von Termin zu Termin hetzten, sich in Cafés trafen und ihre „Wehwehchen“ beklagten oder einfach faul im Park in der Sonne vor sich hin dösten. Pärchen, kleine Gruppen, die lachend durch die Straßen liefen, um ins Kino oder eine Cocktailbar zu gehen, die so unbeschwert und freudig, menschlich wirkten.
Trotzdem erschien Sayura dies alles zuerst so schrecklich fremd. Erst nach und nach hatte sie sich daran gewöhnt. Hätte es die Vampire nicht gegeben, wäre dies das Leben gewesen, das sie gelebt hätte. Wenn die Vampire ihre Eltern nicht getötet hätten, wäre sie nie Jägerin geworden, hätte die dunkle Seite der Nacht nie kennengelernt, sondern wäre ihren menschlichen
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