Die Vampirjaegerin - Till the End of Time
standest, will ich eigentlich nicht mehr ohne dich sein“, gestand sie zu seiner Überraschung sehr ehrlich. Sie war verlegen geworden und hatte ihren Kopf zurück auf seine Brust gelegt, um ihn nicht ansehen zu müssen. Gleichzeitig zerbrach sie sich den Kopf darüber, ob es nach derartigen Offenbarungen überhaupt angemessen war, jetzt über Gefühle zu reden. Gefühle! Sie hatte erst wieder Gefühle gespürt, als sie Natzuya kennengelernt hatte. Geweint hatte sie zuletzt mit acht Jahren, als sie zusah, wie ihre Eltern getötet wurden. Nicht einmal, als man ihre tote Schwester aus dem Fluss gefischt hatte, hatte Sayura geweint. Damals war sie schon zu sehr Tötungsmaschine geworden, als dass ihr dieser Verlust noch etwas ausgemacht hätte. Das Weinen eben war sehr schmerzhaft, aber auch sehr befreiend. Jetzt jedenfalls musste sie eigentlich kein schlechtes Gewissen haben, weil sie mit Natzuya zusammen sein wollte.
Wie zur Bestätigung strich er ihr mit einer Hand plötzlich übers Haar.
„Es wird nicht einfach werden. Wir haben beide die Jäger am Hals, das wird nicht unbedingt ein Spaziergang!“, erklärte Natzuya dann nüchtern-realistisch.
„Ich weiß, und die Vampire sind auch nicht wirklich meine Freunde!“, stellte sie fest.
„Ach, die habe ich im Griff, zumindest die, die nicht der Organisation angehören; und wenn es zu bunt wird, hauen wir eben einfach ab!“, bestimmte er.
Wieder hob Sayura ihren Kopf, um ihn anzusehen. Ihre Wangen waren errötet. Er fand sie wunderschön, selbst so verheult, wie sie war. Sie hatte eine erstaunliche Wandlung vollzogen. Seit ihrer Begegnung in dieser Baracke, wo sie noch die überzeugte Vampirjägerin war, bis hierher hatten sie viele Ereignisse gemeinsam erlebt und überstanden, und nun war Sayura eine zarte, verletzliche Frau mit viel Leidenschaft und Stärke in sich. Vielleicht hatte sie ihr Trauma nun auch einfach überwunden. Ein neues Gefühl der Wärme machte dem der Rache in ihr Platz.
So nah war Sayura noch nie einem Mann gewesen. Natzuya war der Erste, von dem sie geküsst worden war. Ihr Beruf als Vampirjägerin ließ eine intimere Beziehung einfach nicht zu, zumal sie einerseits an so etwas nie gedachte hatte, da es keinen Raum in ihrem Leben dafür gab, und sie andererseits auch nichts Derartiges vermisste. Jetzt lag sie halb neben und halb auf ihm auf ihrem Sofa, spürte ihren Körper an den seinen gepresst und war seinen Lippen nahe. Nähere Intimitäten kannte sie nicht. Ihre Nacktheit im „Naked“ setzte sie nicht mit Intimität gleich, da das Ausziehen ein gefühlloser Ablauf war, den der Berufszweig einfach verlangte. Ausnahme war auch hier wieder Natzuya. Als er damals anwesend war, meinte sie vor Scham im Erdboden versinken zu müssen. Bei Natzuya war irgendwie alles anders. Ihr wurde bewusst, dass er wieder ihre Gedanken gelesen hatte, als sie bemerkte, wie sich die Farbe seiner Iris von ohnehin Dunkelbraun in Schwarz verfärbte. Da seine Lippen leicht geöffnet waren, konnte sie auch die weißen Eckzähne erkennen, die in kürzester Zeit gewachsen waren. Immer wieder faszinierte sie diese Veränderung an Natzuya. Ihr Blick flog zurück zu seinen Augen.
Er sah sie ruhig und herausfordernd an. Ein kleines Lächeln umspielte seine Mundwinkel. Er würde nichts für oder gegen einen Kuss tun.
Statt eines Kusses ging Sayura lieber ihrem Forschungsdrang nach, denn auch einem Vampir war sie noch niemals so nah gewesen. Mit dem Zeigefinger der rechten Hand nährte sie sich langsam seinem Mund.
„Darf ich?“, fragte sie vorsichtig.
Er nickte sanft.
Ganz vorsichtig berührte sie mit dem Finger einen seiner Eckzähne. Er war sehr spitz, und schnell zog sie ihren Finger zurück. Sayura sah Natzuya forschend an. Sie suchte nach irgendeiner Regung in ihm.
„Ich habe heute schon mehrmals bewiesen, dass ich nicht über dich herfalle, okay? Denk an deine blutende Hand! Ich habe sie eben sogar verarztet. Wenn du jetzt meine Zähne berührst, ist das also noch kein Grund, über dich herzufallen!“ Er klang beinahe gekränkt.
„Entschuldige, aber du hast mich schon einmal gebissen, auch ohne erkennbaren Grund, weißt du noch?“, erinnerte sie ihn.
Er nickte: „Ja, das weiß ich, und es tut mir noch immer leid, aber das lag an so vielen Faktoren. Ich war mit so vielen neuen Dingen und Ansichten konfrontiert, unterstand damals Lenas Befehl und stritt mit dir, hatte mich wenig unter Kontrolle!“, erklärte er.
„Wie ist das, einen Menschen zu
Weitere Kostenlose Bücher