Die Vampirjaegerin - Till the End of Time
starrten sie in das Fernsehgerät. Was genau sie anschauten, hätten sie beide später nicht sagen können.
Der schwere, süßliche Geruch des Blutes gewann an Intensität. Er focht einen Kampf jede Minute, den er neben ihr saß. Sayura fühlte sich sichtlich unwohl.
„Willst du was trinken?“, fragte sie urplötzlich und staunte selbst nicht schlecht, als ausgerechnet sie, eine ehemalige Vampirjägerin, ihren Arm ausstreckte und ihm ihr Handgelenk darbot. Sie konnte sich gut vorstellen, dass es ihm Erleichterung verschaffen würde.
Natzuya starrte darauf, als sei er ein Pilger in der Wüste, dem man einen Eimer Wasser hingestellt hatte. Sein Auge nahm den feinen Puls ihres Handgelenkes wahr, seine Nase roch ihr Blut, und sein Ohr konnte dessen Rauschen in ihren Adern, sogar ihren aufgeregten Herzschlag, hören!
Er schluckte.
„Nein. Danke!“, flüsterte er zähneknirschend.
„Du hast recht: Wenn das mit uns klappen soll, kann und darf es so etwas zwischen uns nicht geben. Wenn du dich zurückziehen möchtest, ist das okay, so können wir es dann auch machen, wenn wir in denselben vier Wänden leben. Wenn du gehst, ist das kein Beweis für das Scheitern unseres Projektes! Es ist vielmehr der Beweis, dass du dich kontrollieren kannst; und wenn du dafür gehen musst, ist mir das viel lieber, als wenn du mich beißt, weil das nämlich ganz gemein wehtut …!“, erklärte sie ihm ausführlich, während sie sich übergenau auf die kleinen Häppchen vor sich konzentrierte, die er so liebevoll auf einem Teller angerichtet hatte.
Als sie keine Antwort erhielt, schaute sie zu ihm rüber. Der Sessel war leer, Natzuya fort.
Kurz vor Morgengrauen klingelte es erneut an der Wohnungstür zu Sayuras Appartement. Als sie öffnete, stand Natzuya sichtlich entspannt im Türrahmen.
„Hör zu, ich hab mir was überlegt!“, begann er, ohne Zeit mit der Begrüßung zu verschwenden, und trat ein.
„Ich wohne wie du in einem Appartementhaus, und dort sind immer wieder Wohnungen frei!“ Zur Not konnte er derartige Prozesse wie die Fluktuation in einem Mietshaus auch beschleunigen. Er dachte dabei an seine hypnotischen Fähigkeiten, wodurch er quasi umsonst lebte und trotzdem ein Luxusleben führte. Es fehlte ihm an gar nichts, und das würde es auch nie wieder tun. Das, was er benötigte, verlangte er und bekam es. Ein tiefer Blick in die Augen der Menschen, ein deutlich ausformulierter Wunsch, und seine Opfer setzten es um. Besser noch: Sie glaubten daran, dass es ihre Idee gewesen sei. So würde er die freundliche Stewardess, die in dem kleinen Appartement ihm gegenüber lebte, auch einfach zum Auszug bewegen. Sie war die meiste Zeit ohnehin nicht da. Darüber würde er Sayura natürlich keine Details verraten. Mit dieser Manipulation hatte er zu Anfang seines Vampirseins auch enorme Schwierigkeiten gehabt. Vielleicht war dies auch der Grund, dass er sich nur ein kleines Zwei-Zimmer-Appartement gesucht hatte. Er wollte dem Hauseigentümer nicht allzu sehr zur Last fallen, obwohl dieser angesichts horrender Mietpreise, über die sich die Anwohner zumeist lautstark im Hausflur verärgert äußerten, ganz sicher nicht am Hungertuch nagen musste.
„Ich glaube, gegenüber meinem Appartement wird demnächst eine Wohnung frei, selber Schnitt, selbe Größe. Ausreichend und gemütlich. Wir wohnen quasi zusammen und doch separiert. Ich denke, da die Situation für uns beide neu ist, sollten wir es auf diesem Weg probieren und uns aneinander gewöhnen. Was sagst du?“ Er stand in ihrem Wohnzimmer und drehte sich nun endlich zu ihr um.
„Hört sich gut an. Was meinst du, wie lange es dauert, bis wir das umsetzen können? Was kommt finanziell auf mich zu? Umzug, Miete, Lebensunterhalt? Mein Vermögen ist begrenzt, auch wenn die Organisation gut zahlt. Wer weiß wie lange noch? Nur vom Gehalt aus dem Stripjob im „Naked“ kann ich auf Dauer nicht leben. Länger als nötig will ich zudem hier in dieser Wohnung nicht sein, sonst zieh ich doch erst mal in ein billiges Motel. Schließlich vergehen 14 Tage doch sehr schnell, ich meine, bei dem, was ich alles organisieren muss!“, erklärte sie ihre Gedanken.
Beide waren weitestgehend erleichtert. Ein Zusammenzug war in jedem Fall ein großer Schritt; und unter Berücksichtigung der vielen Probleme, mit denen beide zu kämpfen hatten, war es ein beängstigender Schritt: Sayura sollte plötzlich mit einem Vampir zusammenleben und Natzuya mit seiner Blutgier kontrolliert
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