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Die Vampirjaegerin

Die Vampirjaegerin

Titel: Die Vampirjaegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amelia Atwater-Rhodes
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er um die beiden herum und begutachtete sie schweigend.
    Turquoise stellte fest, dass es gut war, diesen Job so kurz nach der Herausforderung angenommen zu haben. So hatten beide noch jede Menge blauer Flecken und Kratzer. Es wäre verdächtig gewesen, wenn sie keine Verletzungen aufgewiesen hätten.
    Turquoise sah ihren neuen Herrn an, solange er in ihrem Blickfeld war. Jaguar bewegte sich wie sein Namensvetter, graziös und kraftvoll. Sein schwarzes Haar wirkte wie Fell auf seiner Haut.
    »Namen?«, fragte er schließlich.
    »Audra.« Turquoise verstand, warum Nathaniel vorgeschlagen hatte, dass sie nicht den Namen Turquoise Draka verwenden sollte – sie war als Vampirjägerin zu gut bekannt. Aber keine Macht der Welt konnte sie dazu bringen, wieder Catherine zu sein. Catherine war unschuldig gewesen, ein Kind, schutzlose Beute. Die Erinnerungen an das Leben dieses Mädchens, ihre Familie und Freunde waren bestenfalls bittersüß.
    »Ravyn«, antwortete die andere Jägerin trotzig und ignorierte stumpf alle Ratschläge.
    Jaguar ließ nicht erkennen, ob ihm der Name etwas sagte. Stattdessen erklärte er:
    »Falls ihr Fragen habt, dann stellt sie jetzt.«
    »Gibt es irgendwelche Regeln, die wir kennen sollten, Sir?«
    Turquoise hätte »Milord« oder »Meister« nicht über die Lippen gebracht, ohne daran zu ersticken.
    Sie kannte die Grundregel für Sklaven: Tu, was dir gesagt wird. Doch jeder Haushalt hatte seine eigenen Regeln. In Lord Daryls Haus waren es viele gewesen und die meisten davon hatte sie auf schmerzhafte Weise erlernt.
    »Eric sagt euch, was ihr tun sollt. Solange ihr eure Arbeit verrichtet, könnt ihr euch fast im gesamten Haus frei bewegen. Falls ihr nicht auf einen kleinen Aderlass aus seid, schlage ich vor, ihr meidet den Westflügel. Ansonsten seid ihr da nicht willkommen, wo ihr eine verschlossene Tür vorfindet.«
    Jaguar hielt inne und überlegte. »Ich habe nichts gegen intelligente Konversation einzuwenden, also könnt ihr mich ruhig ansprechen, wenn ihr wollt. Wenn ihr mich nervt, werde ich euch bitten, die Klappe zu halten; ich habe es nicht nötig, jemanden zu schlagen, nur weil er spricht. In der Nähe von anderen meiner Art solltet ihr besser still sein. Die meisten sind nicht so sanftmütig wie ich.«
    Die letzten Worte wurden von einem Blick in Richtung der Tür begleitet, durch die Jeshickah verschwunden war. »Verstanden?«
    »Ja, Sir«, antwortete Turquoise. Ravyn bestätigte ihre Zustimmung, obwohl ihr
    »Sir« klang, als spuckte sie es zwischen geschlossenen Zähnen hervor.
    Jaguar sah die beiden Mädchen scharf an. »Hebt euch das für Jeshickah auf. Ich habe nichts übrig für Titel. ›Jaguar‹ reicht völlig.«
    Ravyn nickte. Ihre Lippen waren zu einem leichten Lächeln gekräuselt.
    »Ihr werdet sehen, dass ich nur wenig Befehle gebe, besonders wenn ihr gelernt habt, wie es hier zugeht. Wenn ihr euch dazu entschließt, zu tun, was ich sage, ist alles in Ordnung.«
    »Wenn?«, fragte Turquoise. Mit anderen Worten, sie musste nicht uneingeschränkt gehorchen. »Seit wann hat ein Sklave denn die Wahl?«
    Jaguar lachte, ein volles Lachen, dessen Wärme Turquoise verwirrte. »Falls du es vorziehst, nicht zu gehorchen, werden wir das dann beizeiten diskutieren, in Ordnung?«

    Dass seine Stimme nicht im Geringsten drohend klang, brachte Turquoise vollkommen durcheinander. Einen Moment lang war sie sprachlos, und Jaguar entschied, dass die Unterhaltung zu Ende war. »Eric, komm her«, rief er.
    Der Junge, der Jeshickah wie ein geprügelter Hund aus dem Weg gegangen war, trat nun selbstsicher ein. Vor Jaguar schien er keine Angst zu haben.
    »Eric, bring die beiden hier unter, und sieh zu, dass du etwas für sie zu tun findest. Ich muss mich um andere Dinge kümmern.«
    Mit diesen Worten wurde aus dem soeben noch kameradschaftlich plaudernden Mann wieder der überhebliche Herrscher von Midnight.
    »Ihr könnt gehen, alle.«

    Kapitel 6

    Als sie den Flur entlanggingen, schwatzte Eric drauflos.
    »Das ganze Gebäude bildet in etwa ein Viereck um einen zentralen Hof. Wir sind gerade im Nordflügel. Hier wohnen ein paar Formwandler, aber ansonsten sind hier hauptsächlich Aufenthaltsräume. Es gibt hier auch eine Näherin, ihr Büro ist am Ende des Ganges, gleich dort.«
    Er zeigte in die Richtung und führte sie durch eine dunkle Eichentür. »Und hier schlafen die meisten Leute.«
    Turquoise fiel auf, dass er das Wort »Sklaven« vermied, obwohl er ganz offensichtlich von ihnen

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